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Nvidia – schwer wiegt die Krone, oder etwa nicht?

Nvidia druckt Geld. Im übertragenen Sinne. Der Chiphersteller kommt mit der Produktion seiner begehrten KI-Grafikprozessoren nicht hinterher. Die Nachfrage werde das Angebot weiter übersteigen, so das Unternehmen. Die Aktie stieg im jungen Jahr 2024 bereits um 85 %. Keiner der „Magnificent 7“ kann hier mithalten, von anderen Chipherstellern ganz zu schweigen.

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Viele Menschen kennen Nvidia als Grafikkarten-Hersteller für Gamer. Kein Wunder, schließlich erzielte das Unternehmen noch vor drei Jahren im Gaming-Segment fast die Hälfte seines Umsatzes – die GeForce GPUs gehören bis heute zu den beliebtesten Grafikkarten am Markt.

Doch mittlerweile dreht sich bei Nvidia so gut wie alles um künstliche Intelligenz (KI). Nicht nur hinter verschlossenen Management- und Entwicklertüren, sondern auch in den Geschäftsberichten. 17 % steuert Gaming heute nur mehr zum Umsatz von Nvidia bei. 78 % gehört dem Segment Data Center. Soll heißen: Die Umsatzkrone holen sich Grafikprozessoren und Netzwerklösungen für generative KI-Anwendungen. Das Training und die Inferenz (wenn die KI eigene Schlussfolgerungen trifft) von KI-Modellen geht schneller und effizienter mit Nvidia-Produkten. Zumindest bis heute. Begehrtestes Nvidia-Teil und Wachstumstreiber Nr. 1 für den US-Konzern: Der H100 Grafikprozessor.

Schöne Aussichten

Tausende H100 hat sich auch Meta Platforms für eine riesige Investmentoffensive gesichert. Vor wenigen Tagen hat der Konzern die Details zu zwei Clustern eines Supercomputers bekanntgegeben, die Meta für das Training von KI-Modellen in Betrieb genommen hat. Sie sind jeweils mit 24.576 H100 bestückt. Bis Ende 2024 will Meta insgesamt 350.000 H100 in Betrieb haben, die mehr als die Hälfte der KI-Rechenleistung des Unternehmens liefern sollen.

Außerdem werden die zwei Cluster mit unterschiedlicher Netzwerk-Hardware ausgestattet, offenbar um die optimale Lösung zu finden. Einer ist mit Infiniband von Nvidia vernetzt. Die Omnipräsenz von Nvidia belegt auch ein recht simpler Fakt: In dem 23 Absätze umfassenden Blog-Post von Meta kommt Nvidia 7x vor.

Für die unmittelbare Zukunft ist Nvidia-CEO Jensen Huang äußerst optimistisch: Es brauche zwei Billionen Dollar, um Rechenzentren für KI umzurüsten – in den nächsten vier bis fünf Jahren. Das wäre ein großer Kuchen, von dem sich Nvidia wohl ein Stück sichern würde. Der H200 steht bereit. Er soll ab dem zweiten Quartal ausgeliefert werden.

Große Abhängigkeiten

Sofern Meta und Microsoft als größte Kunden Nvidias nicht plötzlich KI-Chips herstellen, die besser sind als die des Platzhirsches, scheinen die Aussichten zwar ambitioniert, aber nicht unrealistisch. Dass Nvidia „nur“ etwas mehr als die Hälfte der KI-Rechenleistung für Meta bis Ende 2024 liefern soll, veranschaulicht dieses Risiko.

Nvidia diversifiziert zwar in andere Branchen (Pharma, Autos, Telcos), ihr Umsatzanteil ist aber verschwindend gering. Das größte Risiko somit: Dass Nvidia die Big-Tech-Kunden verliert.

Kein Vergleich

Kurzfristig scheint diese Gefahr aber gering. Denn gegenwärtig überholt Nvidia alles, was es in der Branche zu überholen gibt. Mit einer Rekordbilanz für das vierte Quartal samt Umsatzplus von 265 % auf 22,1 Milliarden Dollar erlöste Nvidia im Geschäftsjahr bis Ende Januar 60,9 Milliarden Dollar – und damit erstmals mehr als Intel . Der Chipveteran setzte 54 Milliarden Dollar um. Und der Abstand dürfte größer werden: Für das laufende Jahr werden 109,5 Milliarden Dollar Erlös prognostiziert, doppelt so viel wie Intel.

Sagenhaft dabei sind die Margen: Fast die Hälfte des Umsatzes – nämlich 29,76 Milliarden Dollar – blieben Nvidia zuletzt unterm Strich als Nettogewinn. Ob das so weitergehen wird, ist fraglich. Aber andere Chiphersteller können schon jetzt nur davon träumen: So lag zum Beispiel Intels Nettogewinn bei nur 1,7 Milliarden Dollar.

Die folgende Tabelle zeigt bedeutende Chiphersteller im Vergleich (alle Angaben in Milliarden US-Dollar, Daten für Infineon in Mrd. Euro; per 14.03.2024; TTM = trailing-twelve-month; Quelle: aktien.guide, finance.yahoo.com):

  Nvidia AMD TSMC Broadcom Intel Infineon
Marktkapitalisierung 2297,83 327,62 748,86 598,68 191,27 45,49
Umsatz (TTM) 60,92 22,68 69,27 38,87 54,23 16,06
Umsatzwachstum (TTM) 125,85% -3,90% -8,59% 12,94% -14% 7%
EV/Sales est 20,94 12,5 8,45 12,84 3,83 3,14
KGV est 36,9 58,14 22,68 26,81 32,47 16,61
Aktie seit Jahresanfang 85,60% 37,55% 38,85% 15,73% -9,97% -9,20%

Selbst nach der rasanten Rally sieht die Nvidia-Aktie im Branchenvergleich nicht überbewertet aus. Broadcom ist relativ günstig und hat ebenfalls das eine oder andere Bein in KI (mehr zu Broadcom in den aktuellen heißesten Aktien der Woche). Und Intel und Taiwan Semiconductor (TSMC) könnten Aufholpotenzial aufgrund ihrer Stellung als Foundry (Auftragsfertiger) haben. Bei letzterem kommt allerdings eine gehörige Portion geopolitisches Risiko hinzu.

Gewinnmitnahmen

Nach dem rasanten Höhenflug seit dem Jahreswechsel kam es bei der Nvidia-Aktie in den letzten Tagen und Wochen auf wikifolio.com zu Gewinnmitnahmen.

Die Stimmung ist trotzdem weiter positiv. Nvidia ist nach wie vor in 12,2 % aller investierbaren wikifolios enthalten. Damit zählt die zu den Top-Holdings auf der Plattform – übertrumpft nur von „good old“ Microsoft und Apple . Neben bekannten wikifolios wie Christian Jagds Intelligent Matrix Trend oder Dirk Althaus' Cybersecurity Innovators steckt Nvidia in vielen weiteren wikifolios. Die folgende Tabelle zeigt ausgewählte Depots, die den KI-Titel enthalten.

Die anderen Chiphersteller sind bei Weitem nicht so beliebt: Broadcom etwa steckt nur in 2,7 % aller investierbaren wikifoios, TSMC in 2,8 %. Intel kommt immerhin auf 4,5 % und AMD auf 5,9 %. Und Infineon? Da dürfte ein gewisser Home Bias durchschlagen. Der deutsche Chiphersteller schafft es auf relativ beeindruckende 4,4 %. Infineon ist außerdem der mit Abstand günstigste Wert in der Branche. Allerdings fehlt es den Deutschen auch an KI-Fantasie.

Behält der König seine Krone?

Auch wenn die Entwicklungen im KI-Bereich rasant fortschreiten, wäre es verwunderlich, wenn Nvidia hier in Zukunft keine gehörige Rolle spielen würde. Die Chance, die hohen Erwartungen mal wieder zu erfüllen oder beim Versuch zu scheitern, hat Nvidia schon am Montag, den 18. März, anlässlich des GTC Events erneut. Mit Spannung werden neue Produkte erwartet – auch ein neuer KI-Chip soll vorgestellt werden.

Update: Zwei Stunden referierte Nvidia-CEO Jensen Huang am Montagabend über neue Halbleiter und Software, die Roboter antreiben sollen, die Krebsforschung, das autonome Fahren, den Schiffsbau und – natürlich – die KI. Vorgestellt wurde der neue gigantische Doppel-Chip, der Blackwell B200-GPU. Mit der Hilfe von Auftragsfertiger TSMC hat Nvidia die vermutlich komplexeste GPU auf dem Markt hergestellt, in der 2 GPUs zu einem großen Chip fusioniert werden - er soll deutlich schneller und effizienter als der H100 arbeiten. Die Analysten konnte Nvidia scheinbar überzeugen, wie das Handelsblatt berichtet: „Nvidia ist seinen Konkurrenten weiterhin ein bis zwei Schritte voraus“, lobte demnach JP-Morgan-Analyst Harlan Sur. Auch wenn es schwerer werde, den Hype fortzusetzen, finde er weiterhin Gefallen an dem, was Nvidia mache, urteilte Stacy Rasgon von Bernstein Research. 

Die Anleger hat Nvidia aber scheinbar enttäuscht. Die Aktie fiel im frühen Handel in New York am Dienstag um mehr als 3 %. Große Überraschungen konnte Nvidia beim Event nicht liefern, hieß es nach der Kursreaktion vonseiten der Medien. Nun, wer derart hohe Erwartungen schürt, tut sich am Ende offenbar doch schwer, sie zu erfüllen. Zumindest ließen sich so kurzfristige Marktreaktionen interpretieren. Wiegt die Krone also doch schwer? Vote mit!

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