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Dividendenaktien – wie gut sind sie wirklich?

Die Corona-Pandemie hat weitreichende Folgen. Sie schränkt nicht nur unser tägliches Leben ein, sondern wirkt sich in mancherlei Hinsicht auch negativ auf die Konten vieler Aktionäre aus.

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Quelle: shutterstock.com

Das Virus hat die Tragfähigkeit der Dividendenzahlungen vieler Unternehmen auf eine harte Probe gestellt. Laut dem britischen Fondsanbieter Janus Henderson wurden 2020 weltweit 1,26 Billionen US-Dollar an Aktionäre ausgeschüttet – um 12,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Demnach strich jedes achte Unternehmen seine Ausschüttung ganz, jedes fünfte kürzte sie.

Jammern auf hohem Niveau

Aber auch die Corona-Pandemie hat zwei Seiten. Trotz Rezession erhöhten zwei Drittel der Unternehmen laut Janus Henderson sogar ihre Dividende. Außerdem konzentrierten sich die Kürzungen auf bestimmte Branchen und Regionen: Besonders betroffen waren Banken, gefolgt von Ölproduzenten, die einen dramatischen Einbruch des Ölpreises verkraften mussten, oder auch Autobauer. Unter den größeren Aktienmärkten der Welt waren die Folgen laut Studie in Spanien und Frankreich besonders gravierend – 71 Prozent der dortigen Unternehmen nahmen Kürzungen vor, verglichen mit nur neun Prozent in Kanada. In Deutschland musste etwa Bayer aus dem Pharmasektor die Dividende nach unten schrauben, wie auch folgende Tabelle der Dax-Aktien mit der höchsten Dividendenrendite zeigt (Quelle: boerse-online.de).

Die DAX-Aktien mit der höchsten Dividendenrendite

# Name HV-Termin Letzte Dividende (in Euro) Erwartete Dividende (in Euro) Erwartete Dividendenrendite
1 E.ON 19.05.2021 0,46 0,48 5,53%
2 Allianz 05.05.2021 9,60 9,60 4,91%
3 BASF 29.04.2021 3,30 3,30 4,85%
4 Munich Re 28.04.2021 9,80 9,80 4,15%
5 Deutsche Telekom 01.04.2021 0,60 0,60 4,05%
6 Bayer 27.04.2021 2,80 1,95 3,62%
7 Vonovia 16.04.2021 1,57 1,69 3,14%
8 Siemens 03.02.2021 3,50 3,90 2,94%
9 Deutsche Post 06.05.2021 1,15 1,15 2,71%
10 RWE 28.04.2021 0,80 0,85 2,62%

Firmen, die attraktive Dividenden zahlen, bleiben im Nullzinsumfeld weiter gefragt. Allerdings ist nicht jede Aktie mit einer hohen Dividendenrendite ein Kauf. Das Gesamtbild muss stimmen.

Die gute Nachricht: Das Schlimmste dürfte hinter uns liegen. Die Experten von Janus Henderson rechnen für 2021 im besten Fall mit einem Anstieg der Dividenden um fünf Prozent. Nur im Worst-Case könnte es zu einem erneuten leichten Rückgang kommen. Entsprechend kann die Dividende weiterhin als ein Kaufargument für eine Aktie herangezogen werden – es sollte aber nicht das einzige sein, wie wikifolio-Trader bestätigen.

Ursprung der Gewinne ist wichtiger als die Verteilung

Yves Lienhard ( WorldsBest ) setzt im wikifolio World's Best Brands auf die Aktien von Unternehmen, die einen hohen Bekanntheitsgrad aufweisen. In seinen Anfängen als Investor spielten Dividenden für ihn eine viel größere Rolle als heute, sagt er: „Mittlerweile weiß ich, dass Dividenden alles andere als ausschlaggebend für ein gutes oder schlechtes Investment sind. Man muss sich rational vor Augen halten, was Dividenden sind: Nichts anderes als eine Methode zur Verteilung der erzielten Gewinne.“ Viel relevanter für einen Investor müsse die Frage sein, wie die Gewinne zu Stande kommen – und nicht, wie sie verteilt werden. Der Trader erklärt: „Entscheidend ist, wie das Unternehmen Gewinne erzielt und wie ich die Fähigkeit des Unternehmens einschätze, dass diese Gewinne auch in Zukunft erzielt und gesteigert werden können. Ob, wie und wann die Gewinne dann an mich zurückfließen – sei es in Form von Kurssteigerungen oder Dividenden – , ist für mich absolut zweitrangig und darf bei der Aktienauswahl nie als einziges Merkmal im Vordergrund stehen.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +167,1 %
    seit 22.04.2015
  • EUR 1.417.927,96
    Investiertes Kapital
  • +29,0 %
    Performance (1 J)
  • 15,2 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 16,4 Prozent

Philipp Haas ( investresearch ) verwaltet eine Reihe erfolgreicher wikifolios, darunter etwa Nachhaltige Dividendenstars , das dem Namen entsprechend auf Unternehmen setzt, die nachhaltig Gewinne erzielen und diese auch konsequent und nachhaltig ausschütten. Allerdings wird der Dividendenrendite nur in diesem wikifolio auch ein gewisser Stellenwert beigemessen, wie der Vollzeitinvestor erklärt: „Ich fokussiere mich als Investor auf Qualität und die Bewertung des Unternehmens. Die Dividende spielt dabei eigentlich kaum eine Rolle. Klassische Dividendenaktien habe ich sehr wenig, da sie meist für ihr Wachstum und die Qualität zu teuer sind oder vor strukturellen Herausforderungen stehen, wie im Öl- und Automobilbereich.“ Ein Beispiel: BP lockt mit einer Dividendenrendite von unfassbaren acht Prozent. Die Aktie erholt sich vom Corona-Crash aber nur langsam. Die Vor-Krisen-Notierungen sind alles andere als in Reichweite.

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +272,3 %
    seit 19.07.2013
  • EUR 1.798.025,27
    Investiertes Kapital
  • +12,9 %
    Performance (1 J)
  • 12,8 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 17 Prozent

Nachhaltigkeit ist wichtiger als die Höhe

Ob nun starke Dividendentitel Teil eines Depots sein sollten, lässt sich nicht allgemeingültig beantworten. „Das kommt ganz auf die Lebenssituation an“, so Haas. „Wenn man das Aktiendepot nicht für den Lebensunterhalt braucht, sollte es keine Rolle spielen.“ Wer aber auf das regelmäßige passive Einkommen aus den Dividenden Wert legt oder sogar den Lebensunterhalt mit Dividenden bestreiten will, kann das natürlich tun. Wichtig dabei, warnt Haas: „In dem aktuellen Marktumfeld (Stichwort: Niedrigzins) werden hohe Ausschüttungen mit höheren Risiken erkauft. Studien haben ergeben, dass Unternehmen, die die Dividende erhöhen, eine höhere Gesamtrendite erzielen als Aktien mit sehr hoher Dividendenrendite.“ Nachhaltige Dividendenzahler können dann auch, wie Haas ausführt, helfen, das Gesamtrisiko eines Portfolios zu senken: „Ein Dividendendepot sollte sich relativ besser entwickeln, wenn Wachstumsaktien einmal nicht mehr so laufen sollten.“

Podcast von Christian Thiel ( sparstrumpf ) zum Thema Dividendenstrategien – warum sie dir und deinem Geld schaden

Lienhard summiert: „Es lohnt sich, sich nicht von einer hohen Dividende blenden zu lassen, sondern den Fokus auf das Geschäftsmodell und die Zukunfts- und Ertragsaussichten des Unternehmens zu legen. Wo die Perspektiven nicht stimmen, können auch in Aussicht gestellte Dividenden nicht nachhaltig finanziert werden.“ Zu solchen „Dividend Traps“ gehören laut dem Trader etwa IBM oder Intel : „Zwar sehen die Dividenden verlockend aus, aber ich lasse mich davon nicht beeindrucken. Solche Titel würden nie den Weg in mein wikifolio finden. Die Geschäftsmodelle scheinen schon längst überholt und die Unternehmen wirken nicht so, als ob sie noch mit der Konkurrenz Schritt halten können – da hilft dann auch eine vermeintlich attraktive Dividendenrendite nicht mehr.“

Gerade die Corona-Pandemie hat diesen entscheidenden Umstand nun vielen Investoren wieder vor Augen geführt, betont Lienhard: „Dividenden müssen finanziert werden! Wo keine Gewinne sind, können Dividenden auch nicht nachhaltig gesichert werden. Als Investor muss man sich immer bewusst sein, dass Dividenden jederzeit ausfallen oder gekürzt werden können.“

Dividendenaktien, die besser sind, als ihre Dividende

Auch wenn weder Haas noch Lienhard einen sonderlich großen Wert auf Dividenden bei der Aktienauswahl legen, haben sie dennoch entsprechende Favoriten. „ Coca-Cola und McDonald’s ”, sagt Lienhard, obwohl US-Dividenden den wikifolios nicht gutgeschrieben werden. Er erkärt: „Die beiden Marken sind für mich so stark, dass ich überzeugt davon bin, mit diesen Titeln langfristig den Markt übertrumpfen zu können – auch ohne Dividenden.“

Haas bleibt bei der Titelwahl in Europa: „Ich habe zuletzt Unilever gekauft, als eine stabile langweilige Aktie, die in der Nähe der langfristigen Unterstützung notiert und eine ordentliche Dividende aufweist. Dividende und Wachstum müssen sich aber auch nicht ausschließen: So würde ich trotz der starken Kursgewinne Lang & Schwarz auch heute noch kaufen, wenn ich sie nicht schon so stark hätte.“


Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.