Circle Internet Group – Der Wahnsinn hat einen Namen

Anfang Juni ist das in New York ansässige Unternehmen an die Börse gegangen. Die Preisspanne war zuvor mehrfach angehoben und letztlich bei 27 bis 28 US-Dollar festgelegt worden. Der Ausgabepreis lag mit 31 Dollar dann noch mal einige Prozentpunkte höher. Die Börsenbewertung lag zu diesem Zeitpunkt bei rund 6,8 Milliarden Dollar. Demgegenüber standen im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatz von 1,68 Milliarden Dollar und ein Nettogewinn von 156 Millionen Dollar.

Das klingt nicht günstig, aber an der Börse wird ja bekanntlich die Zukunft gehandelt. Und die wirkt bei dem „Stablecoin-Profiteur“ tatsächlich vielversprechend. So hat der amerikanische Senat vor kurzem den so genannten „GENIUS Act“ verabschiedet. Dabei handelt es sich um ein Gesetz, das einen klaren regulatorischen Rahmen für Stablecoins schaffen soll. Dadurch soll das Marktsegment unter staatliche Aufsicht gestellt und das Vertrauen in die meist an stabile Vermögenswerte gekoppelten digitalen Währungen gestärkt werden. Davon dürfte Circle Internet Group profitieren. Das Unternehmen ist schließlich der Emittent des USD Coin (USDC), dem nach Tether weltweit zweitgrößten Stablecoin.

So weit, so gut. Was im Anschluss passierte, darf trotzdem getrost als kurzfristige Spekulationsblase bezeichnet werden. Der Aktienkurs lag zum Börsenstart mit 69,50 Dollar direkt mal 200 Prozent über dem Ausgabepreis. In den nächsten 2 ½ Wochen ging es dann sogar bis auf fast 300 Dollar hinauf. Damit hatte sich die Aktie gegenüber dem Ausgabepreis also fast verzehnfacht. Obwohl man davon ausgehen darf, dass die beim Börsengang beteiligten Banken schon versucht haben dürften, das Maximum herauszuholen. Doch wenn die Euphorie mal keine Grenzen kennt…

Mittlerweile hat sich das Ganze wieder etwas beruhigt und der Kurs ist bis auf 180 Dollar zurückgekommen. Die Analysten tun sich zum jetzigen Zeitpunkt noch schwer, die Aktie zu bewerten. Während JPMorgan den fairen Wert lediglich auf 80 Dollar beziffert und die Deutsche Bank ein Kursziel von 155 Dollar ausspricht, wagt die Citi eine Kursprognose von 243 Dollar. Die Aktie habe mehrere Jahre mit Aufwärtskatalysatoren vor sich, weil das Unternehmen die Chance besitze, ein führender Wegbereiter für die Einführung von Stablecoins zu werden. Gestützt wird diese Hoffnung dadurch, dass Circle Internet Group Medienberichten zufolge bei der US-Bankenaufsicht OCC den Antrag auf eine Banklizenz eingereicht hat. Dieser Schritt wird als der bisher deutlichste Vorstoß des Unternehmens bezeichnet, sich fest im traditionellen Finanzsystem zu verankern. Als offizieller Verwahrer für die eigenen USDC-Reserven dürfte man zukünftig Krypto-Assets im Auftrag von institutionellen Kunden halten, was ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein könnte.

TRADING-SENTIMENT

Bei den wikifolio Tradern überwiegt eindeutig der Optimismus. Fast zwei Drittel der jüngsten Transaktionen waren Käufe. Zu den fleißigsten Käufern zählt Andre Altieri-Bercz, in dessen wikifolio New World Technology die Aktie mit 7 Prozent Gewichtung die Top-Holding ist. Allerdings weist die Position aktuell einen Buchverlust von 20 Prozent aus. Das dürfte den Trader aber nicht groß stören. Schließlich ist seine Strategie langfristig ausgelegt, indem er in Unternehmen investiert, „die mit neuen Ideen oder Technologien ihre Branche umkrempeln oder schon eine marktführende Position innehaben“. Kurz vor dem zehnten Geburtstag des wikifolios liegt die Gesamtperformance bei 247 Prozent oder knapp 14 Prozent im Jahresdurchschnitt.

Jan Kaiser hatte seinen Bestand an Aktien der Circle Internet Group in dem wikifolio Paradiso-Trading vergangene Woche ebenfalls weiter aufgestockt. Der Trader setzt auf Aktien, die durch eine starke Korrektur aufgefallen sind und von denen er sich im Rahmen einer Gegenbewegung steigende Kurse verspricht. Bei Circle Internet Group hat er am Montag dann aber erst mal die Reißleine gezogen und konnte dabei immerhin Gewinne von bis zu ca. 3 Prozent realisieren. In Summe ist das im März 2021 eröffnete Portfolio mittlerweile um 151 Prozent (24 Prozent p.a.) gestiegen.

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