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Die Börsenampel steht auf orange

Überraschung! Erstmals seit es meine Börsenampel gibt, springt sie auf orange. In der Coronakrise ist das nicht passiert. Damals fielen die Kurse so schnell, dass sie schon nach wenigen Tagen am ersten Nachkaufpunkt waren. Bei minus 15 Prozent.

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Quelle: pexels.com; pixabay

Diesmal ist die Lage anders. Seit Wochen erreichen die Kurse an den großen Börsen immer neue Allzeithochs. Das gleiche passiert auch beim Bitcoin, bei Tesla und bei einigen anderen Werten aus dem EV-Bereich (electric vehicle). In meinem wikifolio Global Champions ist das nicht anders. Es hat in den letzten zwei Wochen an fünf Tagen ein neues Allzeithoch erreicht. In den vergangenen 12 Monaten ging es um knapp 30 Prozent nach oben.

Die Anlegerinnen und Anleger sind derzeit sehr risikofreudig. Und unendlich optimistisch. Der Fear & Greed-Index, der das misst, steht auf extremer Gier.

Ist das schon ein hinreichender Grund, die Börsenampel auf orange zu stellen? Natürlich nicht. Steigende Kurse alleine sind in meinen Augen kein guter Grund, um vorsichtig zu werden. Auch im vergangenen Dezember und im Februar gab es eine sehr optimistische Stimmung. Das hat den Kursen nicht geschadet, wie der Blick auf den S&P 500 zeigt.

S&P 500-2020
Der S&P 500 läuft

Das US-Börsenbarometer liefert 2021 bislang ordentliche Zugewinne. Die Stimmung war schon frühzeitig recht optimistisch.

Ich kann mich gut erinnern, noch im Januar gewarnt zu haben, dass das damalige Kursniveau möglicherweise das niedrigste des Jahres 2021 sein könnte. So ist es gekommen. Seither hat der Index um fast 1.000 Punkte zugelegt.

Was ist jetzt anders?

Erstens. Joe Biden geht in sein zweites Jahr als US-Präsident. Er muss im kommenden Jahr die „mid term elections“ überstehen. Das führt am Markt oft zu Unsicherheit. Der Markt ist auch unter Präsident Donald Trump genau an diesem Punkt in eine Korrektur übergegangen. Hier kommt ein Blick auf die damalige Doppelkorrektur (2018).

S&P 500-korrektur-2018
Der S&P 500 fällt

2018 musste das US-Börsenbarometer zwischenzeitlich auch mal Verluste einstecken. 

Erst ab Januar 2019 ging es damals weiter mit steigenden Kursen.

Zweitens. Im Durchschnitt erleben wir alle 18 Monate eine Korrektur. Zwar gibt es auch mal zwei aufeinander folgende Jahre ohne eine solche Marktphase, das ist allerdings extrem selten. 2013 und 2014 haben wir genau das erlebt. Dann war Schluss. Der Markt fiel 2015 im Jahresverlauf um 12 Prozent.

Jahr Markt-Rücksetzer Gesamtrendite
2010 -16% 13%
2011 -19% 0%
2012 -10% 13%
2013 -6% 30%
2014 -7% 11%
2015 -12% 1%
2016 -11% 10%

Ich gehe von einer Korrektur im Jahr 2022 aus. Das bedeutet nicht, dass der Return für das Jahr negativ ausfallen muss. In der Grafik oben ist gut zu erkennen, dass die vielen „market pullbacks“ (mittlere Spalte) in den Jahren 2010-2016 nur selten zu einem negativen Return für das Gesamtjahr (rechte Spalte) geführt haben.

Im März 2022 hat der Markt für volle 24 Monate keine Korrektur gesehen. Das ist eine lange Zeit. Bullenmärkte brauchen Korrekturbewegungen aber. Denn sie ziehen neues Geld von Anlegerinnen und Anlegern an, die angesichts stark steigender Kurse vorsichtig geworden sind.

Drittens. Ich habe im Kern nur diese zwei Gründe dafür, dass ich von einer Korrektur in der ersten Jahreshälfte 2022 ausgehe. Es gibt allerdings noch einen dritten Grund – das Zusammentreffen von erstens und zweitens. Die Unsicherheit über die weitere amerikanische Politik nimmt zu und gleichzeitig hat der Markt (ab März) für zwei Jahre keine Korrektur durchgemacht.

Korrekturen gehören zum Geschäft

Die Korrektur um 16 Prozent in 2010 hat den Markt nicht davon abgehalten für das gesamte Jahr recht deutlich zu steigen. Es gab ein Plus von immerhin 13 Prozent. Das kann auch bei der nächsten Korrektur so sein. Das Jahr 2020 war hierfür ein besonders schönes Beispiel. Der Rücksetzer in der Corona-Krise betrug minus 35 Prozent. Und trotzdem gab es bis zum Jahresende ein Plus: Rund 6 Prozent.

Ich warte auf günstige Kurse. Ich kaufe bei minus 10 Prozent frühestens. Und ich kaufe bei minus 15 Prozent ein zweites Mal. Gut möglich, dass wir auch die minus 20 Prozent sehen werden. Ich kaufe auch dann noch einmal nach.

Christian Thiel
sparstrumpf

Was werde ich tun?

Ich werde vorläufig kein weiteres Geld mehr in den Markt legen. Sondern abwarten. Kommt die Korrektur, dann kaufe ich nach. So habe ich es auch in den letzten drei Korrekturen gemacht.

Wie tief kann es gehen?

Das ist die wirklich spannende Frage. Ich gehe davon aus: Es geht (für eine Korrektur) sehr tief. Das bedeutet, dass es durchaus wie schon 2018 um bis zu 20 Prozent nach unten gehen kann. Hierfür spricht, dass derzeit sehr viele unerfahrene Anlegerinnen und Anleger im Markt sind, die mit der kommenden Korrektur ihre erste Korrektur durchmachen werden. Börsenlegende André Kostolany sprach gerne von den zittrigen Händen, in denen Aktien liegen. Sie wechseln in der Korrektur zum Teil den Besitzer. Während die zittrigen Hände verkaufen, kaufen die ruhigen Hände ein.

Ob Inflationsangst oder politische Risiken oder die bald einsetzende Reduzierung der Anleihekäufe durch die amerikanische Notenbank – alle diese Punkte sind dem Markt derzeit vollständig einerlei. Er zieht von Hoch zu Hoch – im S&P 500 sind jetzt schon 5.000 Punkte in Sichtweite. Ihm fehlten an seinem Hoch am 11. November nur noch rund 7 Prozent zu diesem Ziel. So viel schafft der Index in guten Zeiten in gerade mal einer Woche.

Der starke Anstieg der Aktienkurse, der uns nun schon durch das ganze Jahr begleitet, kann also noch einige Wochen oder Monate so weitergehen. Gut möglich also, dass wir die 5.000 im S&P 500 in diesem Jahr oder im Januar noch sehen werden. Dann ist vermutlich das Ende der Party erreicht. Weil der Markt sich die lange fällige Korrektur gönnt.

In der nächsten Korrektur werden unprofitable Wachstumswerte besonders leiden. Der Bitcoin kommt (vermutlich) mächtig unter die Räder, stärker noch als im Verlauf des Jahres 2021. Auch für Tesla könnte es dann schwierig werden. All die Anlegerinnen und Anleger, die erst seit Corona dabei sind, werden zittern. Vor Angst. Besonders schwierig wird es in der Korrektur für all jene laufen, die in den letzten zwei Jahren Aktien oder Kryptowährungen auf Kredit gekauft haben, eine in den USA weit verbreitete Vorgehensweise.

Ich warte auf günstige Kurse. Ich kaufe bei minus 10 Prozent frühestens. Und ich kaufe bei minus 15 Prozent ein zweites Mal. Gut möglich, dass wir auch die minus 20 Prozent sehen werden. Ich kaufe auch dann noch einmal nach.

So ist der Plan.

Wann das alles passieren wird? Im Idealfall im Mai 2022. Dann bin ich liquide. Vermutlich passiert es aber schon früher. Genau kann es niemand sagen. So ist das nun mal mit Korrekturen. Sie kommen, wann sie wollen. Und nicht, wenn die Zeit reif ist.

Disclaimer

Kann es ganz anders kommen als von mir erwartet? Aber ja! Der Markt macht, was er will und wann er es will. Nach der Korrektur wird der Bullenmarkt mit großer Wahrscheinlichkeit mit neuer Zuversicht weitergehen. Denn auch dann gilt noch immer, dass Tina (there is no alternative) die beste Freundin von Anlegerinnen und Anlegern ist.


Disclaimer: Christian Thiel ist wikifolio-Trader und betreut als sparstrumpf die wikifolios  Global Champions und Global Tech-Champions . Darüber hinaus betreibt er den Blog „Großmutters Sparstrumpf“. An dieser Stelle kommentiert er finanzmarktrelevante Nachrichten und Ereignisse und analysiert Aktien, in denen er möglicherweise auch im Rahmen seines wikifolios engagiert ist. Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider. wikifolio.com übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung. Der Inhalt stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

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