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Der Aktienrückkauf – Kurspflege oder Betrug?

„An der Börse, dem Marktplatz zum Kauf und Verkauf von Firmenanteilen, findet die freie Preisbildung nur noch in der Theorie statt. Der Aktienwert als Spiegelbild unternehmerischer Leistung ist eine Illusion geworden.“

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Quelle: unsplash.com, Sebastian Pichler

Mit diesem Statement hat der deutsche Journalist Gabor Steingart in einem aktuellen „Morning Briefing“ das derzeitige exzessive Ausmaß an Aktienrückkäufen scharf kritisiert. Der Vorwurf: „Die Firmen machen selbst den Markt, indem sie ihre eigenen Wertpapiere nach Belieben kaufen oder abstoßen.“ Das Thema ist besonders für Kleinanleger und deren Anlageentscheidungen relevant, ohne Hintergrundinformationen aber etwas schwer greifbar. Was sind Aktienrückkäufe eigentlich? Warum kaufen Unternehmen eigene Aktien? Und verzerren sie tatsächlich den Markt? Das Wichtigste in Kürze.

Was sind Aktienrückkäufe?

Von einem Aktienrückkauf spricht man, wenn ein Unternehmen eigene Aktien erwirbt. Hierfür werden die Anteilscheine entweder regulär über den Markt erworben oder den Aktionären wird ein Angebot zum Rückkauf, üblicherweise mit Prämienaufschlag, unterbreitet.

Ein Aktienrückkauf muss in Deutschland im Regelfall von der Hauptversammlung genehmigt sein. Im Zuge dessen wird auch der Prozentsatz des Grundkapitals festgelegt, der zurückgekauft werden darf.

Warum kaufen Unternehmen eigene Aktien?

In der Regel kaufen Unternehmen eigene Anteilsscheine, um den Aktienkurs positiv zu beeinflussen. In den meisten Fällen gelingt das auch. So treibt das Unternehmen mit dem Rückkauf unmittelbar den Kurs in die Höhe und sendet die unmissverständliche Botschaft: „Unsere Aktie ist unterbewertet.“

Des Weiteren haben Aktienrückkäufe eine kosmetische Wirkung: Der Gewinn pro Aktie steigt, da der Streubesitz („Free Float“) sich verringert. KGV und Co. wirken attraktiver.

Abseits von Kurspflege gibt es durchaus noch andere legitime Gründe, um eigene Aktien zu kaufen. So können sie etwa bei Unternehmensübernahmen als Zahlungsmittel verwendet oder an Mitarbeiter ausgegeben werden. Aber auch eine feindliche Übernahme wird durch den Kauf eigener Aktien erschwert, weil weniger Anteile verfügbar sind.

Darüber hinaus kaufen Unternehmen eigene Aktien auch aus Mangel an guten Investitionsalternativen oder schlicht weil sie auf zu viel Cash sitzen – ein Luxusproblem sozusagen.

Warum sind Aktienrückkäufe kritisch zu hinterfragen?

Grundsätzlich ist an Aktienrückkäufen nichts Verwerfliches. Im Gegenteil: Der Aktionär wird ähnlich wie im Falle von Dividenden am Unternehmenserfolg beteiligt, weil der Aktienkurs steigt. Es steht ihm frei, diese Kursgewinne mitzunehmen.

Naturgemäß wird aber auch jeder Euro, den ein Unternehmen für Aktienrückkäufe ausgibt, nicht in das operative Geschäft investiert. Der Aktienkurs wird womöglich auf Kosten des zukünftigen Unternehmenserfolgs aufgehübscht.

Steingart kritisiert vor allem ebendiese exzessiven Aktienkäufe in seinem „Morning Briefing“: „Die größten Aktienkäufer sind nicht mehr private Anleger, Vermögensverwalter oder Pensionsfonds, sondern die Unternehmen selbst. In den vergangenen zehn Jahren gaben die Unternehmen im S&P 500 fünf Billionen Dollar für eigene Aktien aus.“ 450 der 500 Firmen hätten nach Angaben der „Finanzmarktwelt“ mehr als die Hälfte ihrer Gewinne investiert. Der mit Abstand größte Käufer ist demnach Apple. Laut Steingart und dem „Handelsblatt“ kaufte Apple 2018 eigene Aktien für 61 Milliarden Euro – 6,3 Milliarden Euro mehr als das Unternehmen im selben Zeitraum an Cashflow erwirtschaftete.

Allerdings hat gerade Apple das erwähnte Luxusproblem: Obwohl das Unternehmen massiv in eigene Aktien investiert, saß es am Ende des Geschäftsjahres 2018 auf einem Cashberg von knapp 26 Milliarden Dollar (24 Milliarden Euro).

Ist die Kritik von Steingart gerechtfertigt? Schaffen Unternehmen mit Aktienrückkaufen regelrechte Finanzblasen? Sind sie vielleicht sogar „legaler Betrug“? Stimmen Sie jetzt ab.


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