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Bringen steigende Zinsen das Aus für die Aktie?

Viel ist in den letzten Wochen passiert. Börsianer nehmen die Nachrichtenlage aber vorerst noch recht unbeeindruckt zur Kenntnis. Die großen Aktienindizes tendieren seitwärts – ein leichter Gegenwind weht den Investoren an der Nasdaq entgegen. Schwieriger ist die Situation in China. Bleibt das so?

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Quelle: Everett Bartels, unsplash.com

Investoren in China benötigen im laufenden Jahr Durchhaltevermögen. Der CSI 300, der die Kursentwicklung an den beiden größten Börsen Festland-Chinas, Shanghai und Shenzhen, abbildet, liegt seit Jahresanfang acht Prozent im Minus.

Die regulatorischen Eingriffe der Regierung in Peking sorgen bereits seit geraumer Zeit für erheblichen Druck auf den chinesischen Aktienmarkt. Prominentes Opfer dürfte Alibaba sein. Die Aktie sieht seit fast einem Jahr kein Licht mehr. Dazu belastet aktuell die Schieflage des zweitgrößten Immobilienkonzerns Evergrande die Kurse, die Analysten zufolge sogar das Wirtschaftswachstum Chinas beeinträchtigen könnte.

„Während die Börsen in China dieses Jahr schon kräftig Federn haben lassen müssen, haben sich die großen Indexwerte gut gehalten“, kommentiert wikifolio-Trader Philipp Haas ( investresearch ). Nasdaq, Dax und Co liegen seit Jahresanfang leicht zweistellig im Plus. Viel Geld, so Haas, sei aufgrund der niedrigen Zinsen in ETFs geflossen und werde nun dort geparkt.

Ein kleiner Rückschlag …

Sobald sich nun aber an der Zinsfront etwas ändert, kann das schnell zu heftigen Reaktionen führen. So bereitet die US-Notenbank Fed die Marktteilnehmer mit zunehmend deutlichen Worten auf ein nahendes Ende der ultralockeren Geldpolitik vor. Die Angst vor steigenden Zinsen gepaart mit hohen Inflationsraten (im August zogen die US-Verbraucherpreise um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an) lässt dann auch mal die US-Technologiebörse Nasdaq zwei Prozent oder mehr binnen eines Tages verlieren – gesehen zum Beispiel gestern.

„Wenn wir an weiter anhaltende Inflation glauben, werden wohl früher oder später auch die langfristigen Zinsen etwas steigen“, vermutet Haas. „Sobald sich die Zinssituation etwas anspannt, wird schnell umgeschichtet, was zu Korrekturen führt.“ Gerade große Investoren setzen infolge steigender Zinsen vermehrt wieder auf Cash oder Anleihen und bringen so Aktienkurse unter Druck. Außerdem haben viele Anleger auch in Aktien investiert, um dem Negativzins auf dem Konto zu entgehen. Dieser Kaufdruck verschwindet, so Haas, sobald die Zinsen anziehen. Gerade Börsen wie die Nasdaq sind dann aufgrund ihrer Höhenflüge anfällig für Gewinnmitnahmen.

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +342,9 %
    seit 22.09.2012
  • EUR 7.737.278,10
    Investiertes Kapital
  • +13,7 %
    Performance (1 J)
  • 13,2 %
    Volatilität (1 J)
Ø Performance pro Jahr: +18,4 Prozent

wikifolio-Trader Michael Flender ( GoldeselTrading ) macht neben den Zinsen noch andere Hemmschuhe insbesondere für Tech-Aktien aus: „Zum einen ist die Bewertung hoch und eine Korrektur daher nicht ungewöhnlich. Zum anderen gibt es weiter Probleme in den Lieferketten und jetzt als neuen Belastungsfaktor noch die steigenden Renditen für US-Staatsanleihen – das belastet vor allem Wachstumsaktien.“ Gerade letzteres sei aber keine Überraschung, schließlich habe sich der Markt seit Jahren an die niedrigen bzw. Nullzinsen gewöhnt: „Dass eine ‚Entwöhnung‘ nicht ganz ohne Volatilität vonstatten geht, ist normal. Ich denke aber, dass die Zinsen niedrig bleiben werden – die Niveaus von vor 20 bis 30 Jahren sehe ich nicht mehr, da die Verschuldung einfach zu hoch ist. Der Markt wird sich an leicht steigende Zinsen schnell gewöhnen. Insgesamt sind die Notenbanken ja weiter eher stimulierend.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +52,0 %
    seit 20.10.2016
  • EUR 716.848,26
    Investiertes Kapital
  • -1,4 %
    Performance (1 J)
  • 18,4 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: +15,9 Prozent

… auf dem Weg nach oben

Haas stimmt Flender zu: „Wie sich Märkte kurzfristig entwickeln, weiß keiner. Die um Inflation bereinigten Realzinsen werden aber wohl auf absehbare Zeit negativ bleiben, da die meisten Staaten die Verschuldung bei gleichzeitig schlechter demographischer Entwicklung nicht werden stemmen können. An der Aktie führt daher kein Weg vorbei.“

Man dürfe auch nicht vergessen, dass der September der mit Abstand schlechteste Börsenmonat ist, ergänzt Haas: „Eine Korrektur verwundert nicht. Es kommt jetzt aber das starke Börsenhalbjahr von Oktober bis April.“ Es gibt für den Trader noch einen weiteren Punkt, der ihn zuversichtlich stimmt: „Die Bewertungen außerhalb der USA sind im Verhältnis zu den Zinsen immer noch moderat und weltweit sind viele neue Investoren an die Börse gekommen. Ich bin also zumindest für Europa und China auch aus Bewertungssicht weiterhin optimistisch.“

Flender bleibt aktuell, wie er selbst formuliert, vorsichtig. Die Jahresendrally sei aber möglich: „Zuletzt hatte man schon gemerkt, dass dem Markt die Dynamik fehlt. Der aktuelle Rücksetzer könnte also eine gute Basis sein, um in den letzten Wochen des Jahres nochmal eine Rally zu sehen.“ 


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