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21.12.2017| Von: Astrid Schuch |

Der Ölpreis steigt – allen Unkenrufen basierend auf Elektromobilität oder alternativer Energien zum Trotz. Welche Richtung er 2018 einschlagen wird, hängt großteils von den Amerikanern ab. Die Organisation Erdöl-exportierender Länder (Opec) kämpft derweil gemeinsam mit Russland um die Kontrolle auf dem Ölmarkt – und wirft Widersacher USA damit gleichzeitig einen riesigen Knochen vor die Füße. Aus dem Polit-Clinch halten sich die  wikifolio-Trader naturgemäß raus. Sie setzen nach dem Ölpreis-Comeback lieber auf die Aktien der Energieriesen – Dividendentitel bevorzugt.

Seit Ende des letzten Jahres stehen die Opec und ihre Partner im Kampf gegen den Preisverfall auf dem Ölmarkt auf der Produktionsbremse. Die beiden Top-Ölproduzenten Saudi-Arabien und Russland demonstrieren beispiellose Einigkeit. Sie kürzten die Förderung insgesamt um 1,8 Millionen Fässer täglich und wollen sich, falls nötig, bis Ende 2018 daran halten. Endlich stellt sich der Erfolg dieses Bündnisses ein: Die vollen Rohöl-Lager werden abgebaut und dürften laut Experten auch bis Mitte nächsten Jahres schrumpfen. So lagern in den USA derzeit 436,5 Millionen Fässer Rohöl – was sich zunächst nach viel anhört, ist der niedrigste Stand seit Oktober 2015.

Wie man es macht, man macht es falsch

Der Preis für schwarzes Gold stieg als Konsequenz in den letzten Monaten auch rapide an. Seit dem Tief im Juni hat sich die für Europa wichtige Rohölsorte Brent um mehr als 40 Prozent verteuert – auf aktuell 64 Dollar je Fass und damit den höchsten Stand seit dem Sommer 2015. Das freut aber nicht nur die Opec-Staaten und Russland, deren Volkswirtschaften von dem Rohstoff abhängen. Auch die Förderunternehmen der USA reiben sich die Hände. Denn sie sichern sich auf den Terminmärkten schon jetzt die höheren Preise für künftige Öllieferungen. Dem fröhlichen Bohren steht also kaum etwas im Wege. Die USA werden 2018 voraussichtlich so viel Öl zu Tage fördern, wie schon lange nicht mehr. Vielleicht sogar so viel, wie noch nie zuvor.

ölpreis

"Ich halte es für schwierig bis fast unmöglich eine Ölpreis-Prognose zu treffen.
Ölfirmen sind meiner Meinung nach allerdings immer noch unterbewertet."
wikifolio-Trader Benedikt Scheungraber ("bscheungraber") betreut "Basics"

Letzten Endes kämpfen die Opec-Staaten und Russland gegen Windmühlen: Sie wollen und brauchen zwar grundsätzlich teureres Öl, letzteres macht aber gleichzeitig die Investition in US-Schieferöl für die dortigen Unternehmen wieder richtig rentabel. Deshalb will gerade Russland auch einen allzu hohen Preis vermeiden. Die Kontrolle auf dem Ölmarkt jedenfalls hat die US-Schieferölindustrie. Die Opec und Russland betreiben lediglich Schadensbegrenzung.

Die Schieferöl-Revolution aus den USA
Dank der Entwicklung neuer Technologien erhielten die USA in der Vergangenheit Zugang zu Schieferölvorkommen. Da die Förderung (das Fracking) immer effizienter, kostengünstiger und entgegen Umweltschutz-Bedenken weiter forciert wurde, kletterte die Ölproduktion in Übersee innerhalb von neun Jahren um 130 Prozent. Schieferöl hat so gut funktioniert, dass die USA zu einem der dominierenden Ölproduzenten der Welt und sogar zum -exporteur aufstiegen. 2018 werden sie laut der Internationalen Energieagentur erstmals mehr als 10 Millionen Fässer Öl pro Tag fördern. Das sind gut zehn Prozent der weltweiten Produktion.

 

Profitabel zwischen 40 und 50 Dollar

Die Antworten auf zwei Fragen werden letzlich über die nahe Zukunft des schwarzen Goldes entscheiden: Wie stark wird die US-Produktion 2018 tatsächlich zulegen? Und wird die Weltwirtschaft ausreichend wachsen, um die zusätzlichen Fässer zu verdauen? Laut einer Bloomberg-Umfrage unter 27 Analysten wird Rohöl der Sorte Brent 2018 im Schnitt 60 Dollar je Fass kosten. Das wäre zwar leicht unter dem aktuellen Preisniveau, aber immer noch mehr als genug, um die Profitabilität der Ölfirmen sicherzustellen.

"Auch wenn der beschleunigte technische Wandel die digitale Revolution treibt, hat Öl als schwarzes Gold nicht an Glanz verloren."
wikifolio-Trader Jens Jatho aka "JeJa" betreut "Tenbagger - Sei aufmerksam"

Das weiß auch wikifolio-Trader Benedikt Scheungraber aka "bscheungraber", der dem Ölpreis gegenüber zwar indifferent ist, den Aktien aber nicht: "Ich halte es für schwierig bis fast unmöglich eine Ölpreis-Prognose zu treffen. Ölfirmen sind meiner Meinung nach allerdings immer noch unterbewertet. Der geringe Ölpreis 2016 hat diese Unternehmen zu einer höheren Effizienz gezwungen, weshalb sie meiner Meinung nach inzwischen besser aufgestellt sind als zuvor."

Sahnehäubchen Dividende 

Tatsächlich haben Energieriesen wie Royal Dutch Shell oder BP nach dem Verfall der Ölpreise von über 100 auf unter 30 Dollar zwischen 2014 und 2016 den Rotstift angesetzt. Heute sind sie nach Schätzungen von Experten auch bei Ölpreisen zwischen 40 und 50 Dollar in der Lage, profitabel zu arbeiten. Auf dem aktuellen Ölpreis-Niveau steht sprudelnden Gewinnen also nichts im Wege.

Gleichzeitig konnten sich die Aktien im Vergleich zum Ölpreis bislang aber noch nicht so recht verteuern. Während Brent gut 40 Prozent seit dem Tief im Plus liegt, legte der Stoxx 600 Oil & Gas Index seither nur rund 11 Prozent zu. Es besteht also womöglich noch Luft nach oben. "Gleichzeitig profitieren die Anleger von vergleichsweise hohen und sehr stabilen Dividenden", ergänzt Scheungraber, der die Shell-Aktie bereits 2016 zu seinem wikifolio "Basics" hinzugefügt hat und sie wegen der hohen Dividendenrendite auch weiter halten will.

Die Top-Dividendenzahler des Stoxx 600 Oil & Gas Index

Name Dividendenrendite KGV*
BP 5,88% 22,67
Royal Dutch Shell 5,78% 17,39
Eni 5,71% 25,41
Repsol 5,33% 10,24
Total 5,11% 13,35
Quelle: Onvista.de, Daten per 20.12.2017; *Kurs-Gewinn-Verhältnis    

 

Ganz ähnlich argumentiert wikifolio-Dividendenexperte Holger Degener ("Schneeleopard"): "Ich halte Shell in meinem wikifolio, da die Firma seit Jahrzehnten die Dividende nicht gekürzt hat und die Dividendenrendite gleichzeitig mit aktuell rund sechs Prozent sehr hoch ist. Ein steigender Ölpreis käme dazu noch gelegen." Wobei für Degener der Rohstoffsektor nach eigener Aussage etwas zu sehr schwankt und daher nur als kleine Beimischung im wikifolio "Dividende und Eigenkapital Deutschland" berücksichtigt ist.

Jens Jatho aka "JeJa" hält neben Shell auch noch die österreichische OMV-Aktie im wikifolio "Tenbagger - Sei aufmerksam" und lag damit bislang goldrichtig: Das OMV-Papier konnte sich in den letzten 12 Monaten um mehr als 50 Prozent verteuern. Jatho bleibt optimistisch: "Auch wenn der beschleunigte technische Wandel die digitale Revolution treibt, hat Öl als schwarzes Gold nicht an Glanz verloren. Der Aufwärtstrend wird weitergehen."

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