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„China ist für mich aktuell der mit Abstand günstigste Markt“

Simon Weishar ist mit seinem wikifolio Szew Grundinvestment bereits seit Dezember 2014 auf wikifolio.com aktiv. Anlässlich des Jahresstarts erklärt der Trader unter anderem, warum er bei Tech-Aktien weiterhin vorsichtig ist und er dem Bitcoin so gar nichts abgewinnen kann. 

 

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Quelle: wikifolio.com

Seit Ende 2014 kommt Weishar mit Szew Grundinvestment auf eine durchschnittliche Performance von 25,8 Prozent pro Jahr. Nicht schlecht. Auf Jahressicht liegt das wikifolio rund fünf Prozent im Plus, während zum Beispiel an der US-Technologiebörse tiefrote Vorzeichen dominieren. Der Nasdaq 100 liegt 33 Prozent im Minus. Aber auch der breite MSCI World kommt im selben Zeitraum auf einen Verlust von 14 Prozent. Irgendwas hat wikifolio Trader Weishar also richtig gemacht, sowohl 2022 als auch seit wikifolio Start 2014.

Aktuell setzt er im wikifolio fast ausschließlich auf Rohstofftitel und Aktien aus China. Warum das so ist, verrät er im Interview. Außerdem sprechen wir über seine Meinung zur einen oder anderen These aus unserem Jahresausblick - Wissen als Abo? Deglobalisierung? Bitcoin-Aus? So schätzt Weishar die Lage für 2023 und darüber hinaus ein. Viel Spaß beim Lesen!

Chart

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cde

Kennzahlen

  • +598,6 %
    seit 30.12.2014
  • EUR 2.763.940,09
    Investiertes Kapital
  • -2,2 %
    Performance (1 J)
  • 24,8 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 25,8 Prozent

Simon, das vierte Quartal verlief an den Börsen ja sehr versöhnlich. Wir haben eine schöne Erholungsrally gesehen. Wie würdest du das Börsenjahr 2022 in zwei Sätzen zusammenfassen?

Simon Weishar: In diesem Jahr haben wir durch den Zinsanstieg die überfällige Neubewertung vieler zu hoch gelaufenen Aktien gesehen. Diese notwendige Bereinigung bildet nun die Grundlage für künftige Renditen.

Für viele hängen Inflation und Zinswende nach wie vor wie ein Damoklesschwert über den Börsen. Tatsächlich ist die Inflationsrate in den USA zwar weiterhin hoch, aber schon seit einigen Monaten rückläufig. Auch in der Eurozone ging die Rate zuletzt zurück. Autofahrer zum Beispiel wissen, Benzinpreise sind ja deutlich gefallen. Ist das nicht Grund genug, optimistisch auf den Start ins neue Jahr zu blicken?

Die Inflationsraten sind vor allem aufgrund der zuletzt gesunkenen Energiepreise mit gefallen. In vielen anderen Bereichen ist der Trend der hohen Inflation aber weiterhin intakt. Rechnet man die Energiepreise aus den Inflationsdaten heraus, so haben wir uns noch nicht groß von den Höchstständen entfernt. Noch ist unklar, ob und wann man die Inflation in den Griff bekommt und wie hoch und lange die Notenbanken die Zinsen dafür anheben müssen. Die Lohnsteigerungen aufgrund der Inflation stehen erst noch aus, man muss abwarten, wie sich das auf die Inflation auswirkt. Außerdem haben wir noch nicht die echten wirtschaftlichen Auswirkungen der Zinsanhebungen gesehen. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich daher weiterhin sehr große Unsicherheit, die mich vorsichtig agieren lässt.

Simon Weishar

Ich halte Big Tech-Unternehmen für interessant, aber das jetzige Bewertungsniveau ist in meinen Augen eher fair und noch keine große Kaufchance. Sollten die Kurse weiter fallen, könnten sich hier Chancen ergeben.

Simon Weishar
Szew

Mit Blick auf die nächsten Monate: Wie siehst du die Underperformance der Tech-Aktien? Ist das für Langfristanleger nicht eine Riesenchance?

Bei den Techaktien muss man unbedingt unterscheiden, denn hierunter versteht man sowohl Werte wie Alphabet aber auch viele noch unprofitable Unternehmen. Bei diesen unprofitablen Unternehmen, die teilweise über 90 Prozent gefallen sind, bin ich weiterhin skeptisch, denn die Inflation und Leitzinserhöhung von 0 auf 4,5 Prozent ändert für die Bewertung dieser Unternehmen alles. Während es vorher nur darum ging, den Umsatz zu steigern und eine weit in der Zukunft liegende Profitabilität hingenommen wurde, da zukünftige Gewinne fast so viel wert waren, wie aktuelle Gewinne und Geld nichts mehr kostete, sieht das heute ganz anders aus. Bei diesen Unternehmen wird nun genau hingeschaut, wann sie die Profitabilität erreichen können und je weiter dieser Zeitpunkt weg ist, desto stärker werden die Aktien abgestraft. Erst dieser veränderte Blickwinkel bringt nun zu Tage, dass manche dieser Unternehmen wohl gar nicht mehr profitabel werden und da sie in diesem Umfeld auch keine Finanzierungen/Investitionen mehr bekommen, werden wohl viele Insolvenzen unvermeidbar sein. Daher mache ich um diese Unternehmen in der aktuellen Marktphase weiter einen großen Bogen. 

Anders sieht es bei den großen Techunternehmen wie Alphabet oder Microsoft aus, welche hochprofitabel sind. Diese Werte sind nicht so stark gefallen. Aber auch sie waren zu Höchstständen sehr hoch bewertet und sind nun wieder auf ein normales Niveau zurückgefallen: Eine Microsoft wird aktuell mit einem 26er KGV bewertet. Kauft man zu diesem Niveau bekommt man bezogen auf den Nettogewinn also eine fast 4prozentige Rendite, was bei Leitzinsen von 4,5 Prozent aber auch kein Schnäppchen mehr ist. Gleichzeitig muss man hinterfragen, ob das Wachstum und die Margen dieser Unternehmen aufrecht erhalten bleiben können. Unterm Strich halte ich die Big Tech-Unternehmen für interessant, aber das jetzige Bewertungsniveau ist in meinen Augen eher fair und noch keine große Kaufchance. Sollten die Kurse weiter fallen, könnten sich hier Chancen ergeben.

Im Umkehrschluss: Value-Aktien waren großteils stark unterwegs. Der DAX hat einiges an Boden gut gemacht. Welche Chancen hat der deutsche Markt jetzt kurz- bis mittelfristig noch?

Grundsätzlich sind Inflation und Zinsanhebungen auch für DAX-Aktien kein Grund zur Freude, von daher hatte es auch der DAX im abgelaufenen Jahr nicht leicht. Doch die meisten Unternehmen weisen bereits heute eine solide Profitabilität auf, so dass dieser Zinseffekt, den wir bei Zukunftsaktien gesehen haben, hier nicht so stark ins Gewicht fiel und sich die Aktien besser halten konnten. Den deutschen Markt halte ich vor allem im Vergleich mit den USA für niedrig bewertet.  Die Herausforderungen in Form von Energiekosten, Lohnkosten und politischer Regulierung machen es vielen Unternehmen in Zukunft aber auch nicht leichter, so dass man genau hinschauen muss, welchen Gegenwind die jeweiligen Unternehmen zukünftig meistern müssen und wie sich die Wettbewerbssituation dadurch ändert.

Lass uns noch über die chinesischen Börsen sprechen. Siehst du hier Aufholpotenzial im neuen Jahr? Du bist ja hier auch in deinem wikifolio Szew Grundinvestment engagiert.

Vom Hoch vor fünf Jahren musste der Hang Seng rund 40 Prozent abgeben und fiel damit auf den Stand von 1997 zurück. Der chinesische Aktienmarkt hatte es zuletzt alles andere als leicht, denn eine belastende Nachricht folgte der nächsten. Zuerst gab es den Handelskonflikt unter Trump, die Rhetorik und die Betrachtung Chinas fingen an sich zu ändern, es wurde mit Delistings gedroht und einige auch vollzogen. Dann kam die überfällige Regulierung der großen Techwerte, die im Vergleich mit amerikanischen Unternehmen sehr lange an der langen Leine gelassen wurden. Es folgte der Angriff von Russland auf die Ukraine und China wird nun häufig als das nächste Russland bezeichnet. 

In den Köpfen vieler Marktteilnehmer werden chinesische Aktien also als sehr riskant betrachtet und die Chancen werden ausgeblendet. Genau in solchen Situationen, wenn alle anderen das Handtuch werfen, schaue ich gern genau hin, denn dann bietet sich häufig ein sehr positives Chance-/Risikoverhältnis. Von der fundamentalen Bewertung her ist China für mich aktuell der mit Abstand günstigste Markt. Gerade die noch unbeliebteren Staatsunternehmen erhalten nochmal einen größeren Bewertungsabschlag, obwohl diese wachsen, hochprofitabel sind und die Aktionäre großzügig an den Gewinnen in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen teilhaben lassen. Bei den letzten Auftritten von Präsident Xi und weiteren Vertretern wurde immer wieder betont, dass man diese Unterbewertung abbauen und sich dem Kapitalmarkt öffnen und transparenter werden will. Von daher sehe ich gerade für chinesische Staatsunternehmen ein sehr positives Chance/Risikoprofil, denn diese Unternehmen sollen unbedingt gestärkt werden und könnten sich vervielfachen, wenn der Markt wieder eine positivere Haltung zu China einnimmt. Vorsichtiger bin ich, was die großen privaten Techunternehmen aus China angeht, denn ich gehe davon aus, dass die Staatsunternehmen immer stärker in die Geschäftsbereiche einsteigen werden und sich ein größeres Stück von diesem lukrativen Markt sichern werden.

2022 war das Jahr der Rohstoffe. Fossile Energie hat gut performed, zum Beispiel Ölaktien. Kann das so weitergehen? Laut unserer Jahresausblicksumfrage 2023, bei der du dankenswerterweise mitgemacht hast, siehst du in der Energiebranche Potenzial.

Gerade Ölaktien konnten in diesem Jahr den Markt stark outperformen und sind ein gutes Beispiel dafür, wie stark sich Aktien bewegen können, wenn sich die Haltung des Marktes zu einem Thema ändert, wie ich es beim Thema China beschrieben habe. Denn der Ölpreis ist 2022 unterm Strich sogar leicht gefallen und dennoch konnten sich manche Ölaktien mehr als verdoppeln. Denn Öl und seine Bedeutung ist wieder stärker in den Fokus gerückt. Es wird wohl vielen Marktteilnehmern immer klarer, dass der Rohstoff, den keiner mehr haben will, uns noch lange begleiten wird und die Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv sind, sehr profitabel arbeiten können. Andere Rohstoffbereiche wie zum Beispiel Kupferunternehmen sind in diesem Jahr eher seitwärts gelaufen, doch auch hier blicke ich optimistisch in die Zukunft. Der Bedarf nach Kupfer steigt ständig an und wird durch die Energiewende noch befeuert. Dabei können die bestehenden Anbieter ihre Produktion aber nicht im gleichen Tempo erhöhen. Investitionen in neue Minen dauern viele Jahre und sind inzwischen deutlich weniger rentabel, denn die low hanging fruits wurden schon längst erschlossen. Daher erwarte ich, dass der Rohstoffmarkt noch sehr spannend werden wird und in den nächsten Jahren verstärkt in den Fokus rücken wird.

Ein kurzer Blick auf eine andere Assetklasse: Die Renditekurve für US-Staatsanleihen ist invers, am sogenannten kurzen Ende bekommt man mehr für sein Geld als am langen. Für 1jährige gibt es eine Rendite von 4,7 Prozent, für 10jährige 3,5 Prozent. Immerhin. Siehst du hier eine Investmentalternative zu Aktien oder sind Anleihen angesichts hoher Inflation und dem Risiko steigender Zinsen weiterhin keine Option?

Diese Renditekurve zeigt vor allem, dass der Markt weiterhin davon überzeugt ist, dass die Leitzinsen nur für einen kurzen Zeitpunkt so hoch bleiben werden und in absehbarer Zeit gesenkt werden. Diesen Optimismus teile ich nicht völlig und kann mir vorstellen, dass die aktuellen Markterwartungen, was Zinshöhe und Dauer angeht, noch zu gering sind. Daher wäre eine Investition in diese Anleihen für mich momentan kein gutes Investment.

In unserer Umfrage haben wir auch um die Meinung zu 10 zum Teil eher progressiven Thesen gebeten. Eine davon lautetet: „Der Bitcoin ist weit unter 10.000 US-Dollar gefallen. Eine Vielzahl an Krypto-Unternehmen sind in die Pleite gerutscht. Das Vertrauen in Kryptowährungen ist unwiderruflich erschüttert.“ Du glaubst, dass dieses Szenario eintreten könnte? Warum?

Da ich nur in produktive Assets investiere, konnte ich mich noch nie für Bitcoin begeistern. Es ist für mich eine der größten Spekulationen, die es am Markt bisher gab, bei der es viele Gewinner aus der Anfangsphase und viele Verlierer aus der Endphase geben wird. Dass es sich nicht um einen Währungsersatz handelt, sondern eine Spekulation wie auf unprofitable Techunternehmen, zeigt sich in dem aktuell parallelen Kursverlauf. Der immer propagierte Inflationsschutz konnte sich in der aktuellen Inflationshochphase nicht bestätigen, denn trotz des eigentlich deflationären Aufbaus des Bitcoins, fehlt es hier an einem substanziellen Wert, der es aber eben auch ideal für Spekulanten macht. Die jüngsten Nachrichten über FTX und weiteren Unternehmen sowie dem Abrutschen von Stablecoins bringt nun immer mehr Unsicherheit in den Markt, die sich bei weiteren Nachrichten in diese Richtung nur verstärken wird. Da solche Spekulationen auf Dinge ohne fundamentalen Wert besonders stark von der Psyche in Form von Angst und Gier getrieben werden, ist eine aufkommende Unsicherheit, die in Verbindung mit fallenden Kursen letztendlich in Angst mündet, das größte Gift für Bitcoinspekulanten.

In unserer Umfrage stimmst du außerdem zwei Thesen eher zu, die so ein bisschen an eine Orwellsche Zukunftsvision erinnern. Du sagst, die Zahl autokratischer Regierungen könnte steigen und dass der Protektionismus Überhand gewinnt. Außerdem könnte es bald Wissen als Abonnement für betuchte Kunden geben, was die Spaltung zwischen Arm und Reich vergrößern würde. Gibt’s dazu denn auch „Good News“?

Die Protektionismus- bzw. auch Deglobalisierungstendenzen sehen wir leider aktuell sehr stark durch außenpolitische Spannungen aber auch Probleme bei den Lieferketten. Es herrscht eine gewisse Unsicherheit und die Länder scheinen die Produktion wichtiger Güter nun lieber wieder vor der Tür zu haben anstatt von anderen Ländern und Lieferketten abhängig zu sein, auch wenn dies höhere Kosten bedeutet. Hier gilt es als Anleger rechtzeitig zu identifizieren welche Unternehmen davon profitieren und welche darunter leiden. 

Dass es mal Wissen als Abo über einen Chip in unserem Gehirn geben könnte, schließe ich nicht aus, schließlich wird ja bereits in diese Richtung geforscht/entwickelt. Ich bin aber auch froh, dass dies wohl noch so weit entfernte Zukunftsmusik ist, dass ich diese allwissende Gesellschaft nicht mehr miterleben werde.

Wie gehst du das Jahr 2023 in deinen wikifolios konkret an? Was sind Dinge, die du aktuell auf dem Radar hast?

Ich bin weiterhin positiv für fundamental sehr günstig bewertete Unternehmen mit Substanz gestimmt. Dazu zählen zum Beispiel Rohstoffwerte, Energiekonzerne oder auch Telekommunikationsunternehmen, welche mit Glasfaserkabeln/Funktürmen über viele Jahre bereits hohe Investitionen stemmen mussten und daher nicht so leicht vom Markt gedrängt werden können. Gleichzeitig bleibe ich auch vorsichtig, was die Konjunktur angeht und bevorzuge Werte, welche nicht so stark von der Konjunktur abhängig sind wie die genannten Telekomunternehmen. Auf der Rohstoffseite bleibe ich daher auch bei Unternehmen, die Rohstoffe gewinnen, bei denen ich strukturelle Angebotsprobleme sehe, denn diese angespannte Angebotssituation dürfte auch bei einem wirtschaftlichen Abschwung für stabile Preise sorgen.

Simon, vielen Dank für das Gespräch!

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