Kommentar
03.12.2020 um 15:39
Ausblick 2021: Nach dem stärksten globalen Wirtschaftsabschwung seit dem 2. Weltkrieg (-4%) werden die Staaten der westlichen Hemisphäre im nächsten Jahr hoffen, dass der Notenbank Stimulus in Kombination mit einer Impfstoffeinführung zu einer wirtschaftlichen Erholung führt, ohne die Renditen in die Höhe zu treiben (Stichwort Schuldenkrise). Was die großen Themen betrifft, so denke ich, dass die https://www.investopedia.com/k-shaped-recovery-5080086 Covid-Erholung einige ernsthafte politische Risiken birgt (mehr dazu weiter unten). Ich denke, die Stärke von Tech-Werten wird weiter anhalten, allerdings sollten die hohen Bewertungen und regulatorischen Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Für ein Konservatives Portfolio ist die aktuelle Übergewichtung in diesem wikifolio aktuell doch recht extrem mit knapp 30% in Technologie Titeln wird es Zeit für Gewinnmitnahmen. Der Klimawandel wird weiterhin die Tagesordnung bestimmen, Ich denke aber man sollte sich vor einer ESG-Blase hüten. Was Bidens Geopolitik betrifft erwarte ich, dass er gegenüber China ähnlich hart wie Trump sein wird, aber höflicher und berechenbarer. Abgesehen vom Übergang in den USA (mehr dazu weiter unten) und Chinas nächstem 5-Jahres-Plan sind die beiden Länder, die man im Auge behalten sollte: Großbritannien nach Brexit und Deutschland nach Angela Merkel (mehr dazu in den nächsten Tagen).
Implikationen der Corona Erholung: Die https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-1869/ ist gut sichtbar: Beispielsweise übertriffen asiatische Märkte aktuell Europas große Indizes (man vergleiche z.B. STOXX® Europe 600 mit CSI300) und setzt die westlichen Regierungen damit unter Druck. Aufgrund eines stark beeinträchtigten Dienstleistungssektors liegen die Anleiherenditen weit unter dem, was die Aktivität des produzierenden Gewerbes impliziert - was die Inflation in der Zukunft anheizen könnte. Technologieaktien entwickeln sich sehr gut, während die Konsumentenstimmung wieder sinkt. Was haben all diese Faktoren gemeinsam? Diejenigen, denen es gut geht (Technologie, Finanzen), sind in der Minderheit - während diejenigen, die sich um ihren Arbeitsplatz sorgen, nicht nur hauptsächlich jung sind, sondern vor allem in der politischen Mehrheit, und sie leiden zudem unter "Pandemiemüdigkeit". Das ist eine potenziell toxische Mischung für soziale Unruhen, und es bleibt nur zu hoffen, dass die Wirtschaft schnell genug in die Gänge kommt, um das "K" in ein "V" zu formen, sobald das Impfen beginnt. Die Gefahr besteht darin, dass im Gegensatz zur Erholung von der globalen Finanzkrise, welche beschäftigungsstark, aber produktivitätsschwach war, die Erholung der Covid-Pandemie beschäftigungsschwach, aber produktivitätsstark verlaufen wird. Dann haben wir ein (politisches) Problem. Die USA während des Präsidentschaftsübergangs: Stimmten die Umfragen nicht? Nein. Das Problem ist, dass sich die meisten Analysten viel zu früh entscheiden und vergessen, dass versierte Wahlkämpfer (wie Trump) dazu neigen, "ins Ziel zu sprinten". Auch wenn 56% der Amerikaner sagen, dass sie besser dran sind als vor 4 Jahren, wissen Sie, dass Trump den statistischen Fehler verdient hat. Was sind die Risiken während des Übergangs? Trump ist der erste US-Präsident seit Gerald Ford, der keinen Krieg begonnen hat, und ich glaube nicht, dass er jetzt einen Krieg beginnen wird. Er wird Freunde und Familie begnadigen (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/nach-wahlpleite-in-usa-darf-donald-trump-sich-selbst-begnadigen-17081628.html) und versuchen, seinem Nachfolger Steine in den Weg zu legen, indem er China/Russland/Iran mit Sanktionen überhäuft. Interessant bleibt, wie Drittländer auf die bevorstehende Biden-Präsidentschaft reagieren werden, wie das Netanyahu-MBS-Treffen gezeigt hat (Einheitsfront gegen den Iran). Die gute Nachricht für diejenigen, die sich über die Spannungen zwischen China/Taiwan oder dem Nahen Osten Sorgen machen, ist, dass der Markt diese Risiken scheinbar ignoriert: Sowohl der Taiwan-Dollar als auch der israelische Schekel handeln nahe an ihren Mehrjahreshöchstständen (evtl. Puts kaufen). Was das Covid/Lockdown-risiko betrifft, ja, die "Fälle" sind exponentiell gestiegen, aber nicht die Krankenhauseinweisungsrate oder die Todesrate. Entscheidend könnte sein, wie kalt der Winter wird, nach den NatGas-Futures zu urteilen, wird dieser Winter voraussichtlich relativ mild ausfallen.