ASML: Trotz Kurseinbruch keine Panik zu erkennen

So ist der Aktienkurs von ASML zur Wochenmitte zweistellig eingebrochen, weil der Vorstand seine optimistische Prognose für das kommende Jahr erst mal zurückgenommen hat. Die in allen Bereichen über den Konsensschätzungen liegenden Q2-Zahlen wurden dadurch ebenso nebensächlich wie die Ziele für das laufende Geschäftsjahr, die dem Konsens entsprechen. An der Börse wird nun mal die Zukunft gehandelt und da ist durch die Zollpolitik von Donald Trump vieles unklar.

Als Begründung für die Aussetzung der 2026er-Prognose nannte ASML nämlich die Verunsicherung ihrer Kunden, da keiner so genau weiß, welche Zölle demnächst erhoben werden und wie sich das auf die Planungen der eigenen Kunden sowie die gesamte Wirtschaft auswirken würde. Aus diesem Grund werden zurzeit viele Investitionsentscheidungen so lange wie möglich hinausgezögert. Das könnte gerade ASML beeinträchtigen, da die hochwertigen und leistungsstarken Maschinen des Chipausrüsters nicht mal eben aus der Portokasse bezahlt werden. Wenn der normale Bürger gerade nicht weiß, wie sich seine finanzielle Lage in Zukunft gestaltet, dann geht er zwar weiter einkaufen, denkt aber auch eher nicht über die Anschaffung eines neuen Autos oder eine Weltreise nach.

Die Analysten sind von etwaigen Horrorszenarien für ASML dennoch weit entfernt. Zwar gab es gestern und heute einige Kurszielsenkungen, die neuen Ziele liegen aber immer noch im Bereich oder über dem aktuellen Aktienkurs. Einige Banken haben den fairen Wert sogar angehoben. Goldman Sachs etwa sieht das Kursziel jetzt bei 935 (nach 910) Euro, weil man die Risiken für 2026 angesichts des soliden Auftragsbestands als recht gering einstuft und es nur wenige Neuaufträge brauche, um bereits ein moderates Wachstum sicherzustellen. Im Konsens sehen die Analysten ASML laut aktien.guide bei einem Kurs von rund 811 als fair bewertet an. Damit wäre nach oben rund 30 Prozent Luft.

TRADING-SENTIMENT

Die Trader auf wikifolio.com scheinen das Ganze ähnlich entspannt zu sehen. Wie schon in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten war auch gestern ein Kaufüberhang von rund 60 Prozent zu beobachten. Die Aktivität war erhöht, Panikverkäufe blieben aber weitestgehend aus. Ganz entspannt geblieben ist auch Thomas Mathis, der die ASML-Aktie seit Februar in seinem wikifolio Go with the Flow hat und dort aktuell mit 12 Prozent unter Wasser liegt. Mit rund 7 Prozent Anteil sind die Niederländer der viertgrößte von insgesamt neun Depotwerten. Der Trader setzt auf Unternehmen mit großem Innovationspotenzial, deren Aktien so lange gehalten werden sollen, wie das zukünftige Potential von ihm als positiv betrachtet wird. Das scheint bei ASML weiterhin der Fall zu sein. Mit seiner Strategie will Mathis „Trends nutzen, um sich kontinuierlich nach oben zu arbeiten“. Bei einer vergleichsweise geringen Trade-Frequenz konnte er den Wert des Portfolios seit April 2013 um 1.750 Prozent steigern. Im Jahresdurchschnitt beträgt das Kursplus damit fast 27 Prozent. Seit Jahresbeginn ging es um 20 Prozent aufwärts.

Dirk Althaus hat bei ASML in dieser Woche ein etwas unglückliches Timing erwischt. Nachdem er für sein wikifolio Augmented Reality Innovators vor wenigen Tagen eine kleine Position zu 680 Euro mit einem Gewinn von 13 Prozent verkauft hatte, griff er am Dienstag (einen Tag vor der Zahlenvorlage) zu 704 Euro beherzt zu. Trotz des anschließenden Kursrückgangs ist die Aktie damit zu rund 6 Prozent in dem aus 14 Einzelwerten bestehenden Musterdepot vertreten. Der Trader setzt überwiegend auf Aktien von Unternehmen, die Forschung im Bereich Augmented Reality betreiben, um den Zugang zu diesem Bereich „Heimanwender-freundlich zu gestalten“. Das im Herbst 2018 eröffnete wikifolio weist eine starke Performance von 288 Prozent oder 21,8 Prozent p.a. seit dem Herbst 2018 aus, hat sich zwischenzeitlich aber auch schon mal halbiert. Dank einer 3-Monats-Performance von 32 Prozent ist das Allzeithoch aktuell in greifbarer Nähe.

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