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Goldrausch

Der Goldpreis hat erstmals die Marke von 3.500 US-Dollar pro Feinunze erreicht. Medien sprechen von einem Gold-Supertrend. Die Ursachen für die Rally sind vielfältig.

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Am Dienstagmorgen war es so weit. Eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) Gold kostete erstmals in der Geschichte 3.500 US-Dollar. Das ist nicht nur ein nominales Allzeithoch, auch inflationsbereinigt ist Gold damit so teuer wie noch nie. Nur 1980, als die Inflation aufgrund der Ölkrisen in die Höhe schnellte, war der Ölpreis gemessen an aktuellen Preisen ähnlich hoch.

Kein historischer Einzelfall

Gold hat sich binnen eines Jahres bereits um 43,6 % verteuert. Seit Beginn der aktuellen Goldpreis-Rally im Oktober 2022 steht sogar eine Kursverdoppelung zu Buche. Das ist beeindruckend, aber auch kein Einzelfall. In den letzten 30 Jahren kam es zu immerhin 2 Rallys, deren Dauer länger und Anstieg ausgeprägter waren.

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Kurstreiber 1: US-Wirtschaftspolitik

Warum steigt der Goldpreis aktuell? Dafür gibt es viele Gründe. Die erratische Wirtschaftspolitik der US-Regierung zählt sicherlich dazu. Der Zollstreit zwischen den USA und China erhöht nicht nur das Risiko für eine Rezession in den USA und darüber hinaus, auch die Inflationssorgen kehrten mit dem Zollhammer zurück.

Kurstreiber 2: Machtpolitische Spielchen

Gleichzeitig attackierte US-Präsident Donald Trump die US-Notenbank Federal Reserve wegen angeblich zu restriktiver Geldpolitik und liebäugelte auch mit einer frühzeitigen Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell. Zuletzt nahm er von derartigen Plänen zwar wieder Abstand, aber seine Angriffe auf unabhängige Institutionen untergraben das Vertrauen der Anleger und sind ein klassischer Nährboden für den „sicheren Hafen“ Gold.

Kurstreiber 3: Geopolitische Unsicherheit

Apropos sicherer Hafen: Neben Rezessions- und Inflationsrisiken sind es natürlich auch geopolitische Unsicherheiten, die Gold beflügeln – allen voran der russisch-ukrainische Krieg. Die Orientierung der USA weg von den Nato-Verbündeten und hin zu Russland dürfte dabei ebenfalls eine Rolle spielen. Schließlich verabschieden sich die USA von ihrer Rolle als „Weltpolizei“ und wenden sich Autokratien zu – noch ein Grund sich nach sicheren Häfen umzusehen.

Kurstreiber 4: ETF-Nachfrage

Die Wirtschaftspolitik der US-Regierung lässt in der Folge auch die Nachfrage von Privatanlegern nach Gold-ETFs kräftig steigen. Aktuellen Daten des World Gold Council zufolge nahmen die Vorräte der Gold-ETFs zwischen Januar und März um 226 Tonnen zu – das ist der stärkste Anstieg seit drei Jahren. Mit 3.445 Tonnen erreichten die Bestände der Gold-ETFs den höchsten Stand seit Mai 2023. Beflügelt vom historischen Höchststand des Goldpreises stieg zudem das in Gold-ETFs gebundene Vermögen Ende März auf ein neues Rekordvolumen von 345 Milliarden Dollar.

Kurstreiber 5: Dollar-Schwäche und niedrige Zinsen

Darüber hinaus bekommt der Goldpreis auch Unterstützung von der Dollar-Schwäche, die ebenfalls auf die wirtschaftspolitischen Entscheidungen der US-Regierung zurückzuführen ist. Und die – zumindest im Euroraum – weiter sinkenden Zinsen spielen Gold auch in die Hände. Je niedriger die Zinsen, umso niedriger die Opportunitätskosten für das Halten von Gold. Anders erklärt: Gold wirft keine Zinsen ab. Sinkt das Zinsniveau am Markt, werfen andere Anlageklassen weniger Zinsen ab. Ihre Attraktivität relativ zu Gold sinkt also.

Kurstreiber 6: Nachfrage der Zentralbanken

Zu guter Letzt haben Russland, China und andere Länder laut JPMorgan ihre Goldreserven im ersten Quartal 2025 um insgesamt rund 710 Tonnen aufgestockt. Zum Vergleich: Mit rund 3.350 Tonnen hält Deutschland die zweitgrößten Goldreserven weltweit – nur die USA lagern mit ca. 8.100 Tonnen mehr. Der Goldpreis-Anstieg spielt damit also jedenfalls einem der Hauptverursacher der aktuellen Rally zumindest in dieser Hinsicht in die Hände.

Die 10 Länder mit den größten Goldreserven

# Land Goldreserven in Tonnen
1 USA 8133,46
2 Deutschland 3351,53
3 Italien 2451,84
4 Frankreich 2437,00
5 China 2279,56
6 Schweiz 1039,94
7 Indien 876,18
8 Japan 845,97
9 Niederlande 612,45
10 Polen 448,23

Die Aussichten

Bei der US-Großbank JPMorgan ist man jedenfalls optimistisch, was die weiteren Aussichten für das Edelmetall betrifft. Die Analysten sehen den Goldpreis bis Ende 2025 im Bereich von 3.675 Dollar und halten ein Überschreiten der 4.000 Dollar-Marke im zweiten Quartal 2026 für realistisch, sofern das globale Wachstum schwach bleibt und die Zentralbanken weiter zukaufen. Goldman Sachs sieht 3.800 Dollar als ihr Basisszenario für Gold, nennt aber 4.500 Dollar als potenzielles Extremziel, falls geopolitische Spannungen eskalieren und die Realzinsen tief im negativen Terrain verharren.

Von einem in der Tendenz weiter anziehenden Goldpreis ist wohl auszugehen.

Christian Jagd
Portfoliomatrix

Und was sagen die wikifolio Trader? Christian Jagd ist in seinem wikifolio Intelligent Matrix Trend aktuell mit einem Anteil von gut 5 % in Gold engagiert – u.a. über Xetra Gold. An dem Exposure dürfte er auch weiterhin festhalten. Und begründet wie folgt: „Gold ist tatsächlich seit 2024 nicht mehr zu halten, als das Edelmetall den charttechnischen Widerstand bei 2.000 Dollar überwunden hat. Die Gründe der Rally sind vielfältig und interdependent. Zum einen sind die geopolitischen Unsicherheiten wie der Russland-Ukraine-Krieg zu nennen, die den Trend zu Gold auf institutioneller wie privater Seite allgemein unterstützen. Statistiken zeigen aber auch, dass Zentralbanken weiterhin als Nettokäufer auf dem Goldmarkt agieren. Besonders aktiv waren zuletzt erneut Staaten mit autokratischen Regierungsformen oder aufstrebende Schwellenländer. Dem liegt die Strategie zu Grunde, sich unabhängiger vom US-Dollar zu machen. Auch die industrielle Nachfrage, vor allem bei elektronischen Bauteilen, zeigt eine wachsende Tendenz. Es wird geschätzt, dass sich die Goldvorkommen auf der Erde noch etwa 20 Jahre ausbeuten lassen. Die Notenbanker werden ihre Geldpressen sicher länger in Betrieb halten. Von einem in der Tendenz weiter anziehenden Goldpreis ist wohl auszugehen.“

Chart

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cde

Kennzahlen

  • +751,4 %
    seit 25.03.2014
  • EUR 23.877.981,43
    Investiertes Kapital
  • -0,4 %
    Performance (1 J)
  • 26,7 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +19,1 %

Thomas Dellmann ist diesbezüglich etwas skeptischer. Zumindest kurzfristig. Er hat sein Gold-Exposure im wikifolio Rohstoffwerte zuletzt reduziert.

Das Chance/Risiko Verhältnis ist für mich aktuell nicht mehr ausreichend, um große Positionen in Gold oder Gold-Aktien zu halten. Darum habe ich die Gewichtung reduziert.

Thomas Dellmann
TeDel

„Nachdem der Goldpreis lange vor allem durch Zukäufe internationaler Notenbanken gestiegen war, waren die letzten Wochen wieder Investoren auf der Käuferseite und Gold-ETFs konnten Zuflüsse verzeichnen“, erklärt er und ergänzt: „Gleichzeitig war die Weltleitwährung US-Dollar stark unter Druck. Die aktuelle Goldstärke ist für mich vor allem eine Dollarschwäche. Die kurz- und mittelfristige Entwicklung des Goldpreises werde deshalb stark davon abhängen, ob es zu einer Entspannung oder Eskalation insbesondere zwischen den USA und China kommen wird und wie die Notenbanken im Spannungsfeld zwischen Rezession und Inflation reagieren.“

Sollten die Aktienmärkte stark fallen, könnte auch der Goldpreis trotz seines Status als sicherer Hafen unter Druck geraten, glaubt Dellmann. „Das Chance/Risiko Verhältnis ist deshalb für mich aktuell nicht mehr ausreichend, um große Positionen in Gold oder Gold-Aktien zu halten. Darum habe ich die Gewichtung reduziert und schaue nach neuen Chancen im Rohstoffmarkt. Langfristig bleibt Gold für mich aber eines der wichtigsten Investments.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +805,1 %
    seit 14.01.2016
  • EUR 1.730.355,33
    Investiertes Kapital
  • +40,4 %
    Performance (1 J)
  • 24,0 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +22,6 %

Torsten Dennin weist eine professionelle Kapitalmarktexpertise von mehr als 20 Jahren auf. Er ist Leiter der Vermögensverwaltung von Asset Management Switzerland und betreut einige wikifolios, darunter Assefolio Sachwerte. Im Interview mit "René will Rendite" spricht er über die Rohstoffmärkte - allen voran Gold und Silber - nach dem sogenannten "Liberation Day".

Silber folgt Gold: „Meine Rohstoff-Strategie in 2025“ / Interview mit Torsten Dennin

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Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf wikifolio.com, ls-tc.de und ls-d.ch hingewiesen. Du solltest den Prospekt lesen, bevor du eine Anlageentscheidung triffst, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Prospekts von der zuständigen Behörde ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.