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12.09.2018| Von: Stefan Waldhauser |

 

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Alibaba hat sich mithilfe der chinesischen Regierung zu der dominanten Konsumenten-Verkaufs-Plattform in China entwickelt. Tatsächlich ist Alibaba heute aber viel mehr als das: Der Konzern ist ein Konglomerat aus vielen verschiedenen digitalen Plattformen, die in fast allen Bereichen des Lebens präsent sind. Wie bei Amazon ist da zunächst der E-Commerce-Bereich im Kern, doch ähnlich der Amerikaner hat sich Alibaba rasant in viele digitale Dienstleistungsbereiche ausgebreitet wie Financial Services, Cloud-Infrastruktur und Digital Entertainment.

Vor wenigen Tagen hat nun Jack Ma, der Gründer und Chairman von Alibaba, bekanntgegeben, dass er sich aus der operativen Unternehmensführung des IT-Giganten zurückziehen wird. Darüber hinaus belastet der Handelskrieg aktuell die Aktie. Sollten potenziell interessierte Anleger nun besser auf das Papier verzichten?

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Darf man China-Aktien ignorieren?

Wenn man in die weltweit führenden High-Tech-Unternehmen investieren will, dann kommt man an China-Aktien inzwischen nicht mehr vorbei - denn mittlerweile sind mit Tencent und Alibaba gleich zwei chinesische Digital-Konzerne sogar ein fester Bestandteil der 10 wertvollsten Unternehmen der Welt. Und man sollte den Digital-Plan der chinesischen Regierung sehr ernst nehmen. Dieser sieht vor, dass China bis 2025 nicht weniger als die weltweite Technologie-Vorherrschaft übernehmen soll.

Den Rückzug des charismatischen Jack Ma muss man wohl als Teil dieses Vorhabens sehen. In einem lesenswerten Brief an die Aktionäre hat er deutlich gemacht, dass es an der Zeit ist, Alibaba von seiner Person unabhängig zu machen.

Der 102 Jahre-Business-Plan

Es ist bewundernswert, wie langfristig und visionär Alibaba aufgebaut wurde. Schon zur Gründung 1999 hat Jack Ma das Ziel ausgegeben, dass Alibaba ein drei Jahrhunderte umspannendes Wachstum - also mindestens 102 Jahre bis 2101 - erreichen soll. Das könnte man zunächst als PR-Gag eines Unternehmensgründers abtun. Tatsächlich aber hat man bei Alibaba schon 10 Jahre nach der Gründung - im Jahre 2009 - damit begonnen, über die Zeit nach Jack Ma nachzudenken. Fünf weitere Jahre später schaffte Alibaba dann den größten Börsengang aller Zeiten an der Wall Street - zu diesem Zeitpunkt war Jack Ma schon als CEO abgetreten.

Nun wird er - nach einem Jahr Übergangszeit - genau 20 Jahre nach der Gründung im September 2019 sein Amt als Chairman abgeben. Dabei handelt es sich tatsächlich um die Umsetzung eines Jahrzehnte umfassenden Planes. Davon gehe ich zumindest aus. Denn Jack Ma wirkt zu 100 Prozent authentisch, wenn er als ehemaliger Lehrer erklärt, dass es seine größte Leistung ist, das Unternehmen in die Hände von talentierten und durch ihn ausgebildeten Nachwuchs-Managern wie Daniel Zhang zu geben.

An dieser langfristigen Denkweise sollten sich amerikanische und europäische Unternehmen mit ihrem quartals-getriebenen Management öfter mal ein Beispiel nehmen. Zu selten hat man hierzulande den Eindruck, dass Vorstandschefs über die Laufzeit ihres eigenen Vorstandsvertrages hinaus denken. Im Gegensatz dazu wirkt es tatsächlich sehr überzeugend, wenn Jack Ma mit seinem Abgang nur die nächste Phase der 102-jährigen Unternehmensplanung einläutet.

Handelskrieg als Kursbremse

Ist die Alibaba-Aktie nun aber für westliche Kapitalanleger in den kommenden Jahren ein gutes Investment? Daran haben derzeit etliche Marktteilnehmer offenbar so ihre Zweifel. Der Kurs der Aktie ist in den vergangenen 12 Monaten nicht vorangekommen und charttechnisch angeschlagen. (Chart-Quelle: finance.yahoo.com)

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Der Hauptgrund für die aktuelle Kursschwäche ist wohl, dass sich vor allem US-Investoren aufgrund des Handelskrieges mit China generell aus chinesischen Werten zurückziehen. Dabei ist Alibaba viel weniger von den immer neuen Zöllen betroffen als viele andere Unternehmen. Denn sollten US-Produkte in China aufgrund der Zölle zu teuer und damit unverkäuflich sein, so werden Konsumenten sicherlich auf andere Produkte ausweichen und auch diese dann zum Großteil auf der Alibaba-Plattform kaufen.

Die speziellen Risiken in China

In jedem Fall muss man sich als Anleger der zusätzlichen China-spezifischen Risiken bewusst sein: Alibaba konnte nur deshalb so schnell so groß werden, weil es im Interesse der chinesischen Regierung war. Das Unternehmen ist abhängig vom Wohlwollen der Behörden und damit letztlich der CCP (Chinese Communist Party). Allerdings handelt es sich um eine gegenseitige Abhängigkeit, denn China braucht starke heimische global Player wie Alibaba.

Investoren müssen zudem darauf vertrauen, dass die Bilanzen der operativen Alibaba-Gesellschaften durch die chinesischen Regulatoren sauber gehalten werden. Jedoch sollte dies durchaus im chinesischen Interesse sein, denn ein Bilanzskandal würde wohl desaströse Auswirkungen auf die ausländischen Investitionen in China insgesamt haben.

Profitables Wachstum ohne Ende

Zumindest wenn man darauf vertraut, dass in den chinesischen Büchern alles mit rechten Dingen zugeht, dann ist die Alibaba-Aktie derzeit sehr attraktiv. Das Unternehmen bietet eine seltene Kombination aus rasantem Umsatzwachstum und positivem Cashflow: Man darf gerade nach den Ergebnissen des ersten Quartals und einem Umsatzanstieg von 61 Prozent erwarten, dass die eigenen Wachstumsprognosen von plus 50 Prozent für das bis Ende März 2019 laufende Geschäftsjahr sogar noch übertroffen werden.

Der Free Cashflow, den Alibaba im letzten Geschäftsjahr erwirtschaftete, betrug über 14 Milliarden US-Dollar. Amazon ist an der Wall Street mehr als doppelt so viel wert als Alibaba und hat im letzten Geschäftsjahr weniger als halb so viel Cashflow erwirtschaftet.

Fazit

Auch wenn aufgrund der China-spezifischen Risiken ein Bewertungsabschlag sicherlich gerechtfertigt ist, so ist die aktuelle Alibaba-Bewertung für mich nicht nachvollziehbar. Die Aktie erscheint mir auf dem aktuellen Niveau langfristig sehr aussichtsreich. Man muss aber auch konstatieren, dass eine vollständige, seriöse Analyse des Konzerns aufgrund der mehr als 300 operativen Gesellschaften leider nicht möglich ist. Jeder Investor muss für sich abwägen, wie hoch er diese zusätzlichen Risiken im Vergleich zu den Wachstumschancen von Alibaba einschätzt. Der perfekt vorbereitete Generationenwechsel im Top-Management sowie der Handelskrieg zwischen China und den USA sind jedenfalls kein Grund, Alibaba zu ignorieren.


Stefan Waldhauser ist wikifolio-Trader und betreut als „stwBoerse“ die beiden wikifolios „High-Tech Stock Picking“ sowie „Stock Picking nach Peter Lynch“. Außerdem betreibt er unter high-tech-investing.de seinen eigenen Tech-Blog. An dieser Stelle kommentiert er finanzmarktrelevante Nachrichten und Ereignisse und analysiert Aktien, in denen er möglicherweise auch im Rahmen seiner wikifolios engagiert ist. Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider. wikifolio.com übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung. Quelle des Alibaba-Charts: finance.yahoo.com

 

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