Kommentar
31.01.2021 um 13:46
Marktrückblick
In der letzten Handelswoche gab es mehrere Ereignisse, die mir zu Denken gaben. Einige dieser Ereignisse dürften langfristige Auswirkungen haben, sodass auch meine mittelfristige Strategie dadurch beeinflusst wird. Bisher war ich der Meinung, dass eine sehr stark steigende Inflation Reaktionen der FED zur Folge haben könnte, aber auf jeden Fall zu stark steigende Renditen der langlaufenden US-Bonds führen würde. Diese wären für den Aktienmarkt äußerst negativ, weswegen ich bisher eher vorsichtig agiert habe. Die FED-Pressekonferenz vom 27.01.2021
Der Vorsitzende der FED, Jerome Powell, hat meiner Meinung nach das erste Mal ein halbwegs konkreteres Bild der kommenden wirtschaftlichen Erholung gezeichnet. Die bisherige Aussage, dass man ein „symmetrisches Inflationsziel“ um zwei Prozent anstrebe, war für mich keine extrem große Neuerung. Sinngemäß sagte Powell, dass eine sehr starke wirtschaftliche Entwicklung in 2021/22, die mit einer sehr starken Inflation einhergehen könnte, zu keiner Reaktion der FED führen würde, weil man eine Verlangsamung dieser Expansion in 2023 erwarten könnte. Man würde quasi durch diese Entwicklung (in 2021/22) hindurchsehen. Da die US-Sparquote der Privathaushalte in 2020 extrem gestiegen ist, könnte eine wahre Konsumlawine anstehen. Eine Inflation von drei bis vier Prozent stellt meiner Meinung nach eine konservative Schätzung dar. Wenn nun die langfristigen Anleihen kollabieren würden, könnte die FED die Anleihen-Käufe auf die längeren Laufzeiten verschieben; hierdurch könnte die Steigerung der Anleihen-Renditen ausgebremst werden. Ein Fall der Realverzinsung der 10-jährigen Anleihen von (aktuell) –1 Prozent auf bis zu -3 Prozent könnte eintreten. Gold, Silber, Immobilien aber auch Aktien würden regelrecht explodieren, da jede alternative Anlage (in keine Sachwerte) zu einem Verlust von 3 Prozent führen würde. Das Gamestop-Shortseller-Drama
Die Geschichte rund um „Gamestop“ ist ein wahrer Krimi. Eine Gruppe Privatanleger, die sich über Foren findet, kämpft gegen Hedgefonds, und das über eine „Broker-App“, die sich „Robinhood“ nennt; was für eine Ironie... Nun wurde über das ganze Thema letzte Woche so viel berichtet, dass ich wenig Neues präsentieren kann. Darüber hinaus ist die Geschichte (der Short-Squeeze) ja noch nicht zu Ende, insofern wird man auch kommende Woche noch einiges darüber lesen können. Und dennoch stellt das Verkaufen geliehener Aktien in manchen Fällen eine wirtschaftlich sinnvolle Handlung dar. Aktienblasen werden in manchen Fällen vermieden, und Fehlallokationen von Kapital aufgedeckt. Das „Enron“-Drama wäre u.U. nicht in 2001 zu Ende gegangen, sondern hätte sich noch Jahre hinziehen können. Durch die Kursimplosion, angestoßen durch Hedgefonds, wurde die Finanzwelt auf die Probleme bei „Enron“ aufmerksam. Nun kann man sich natürlich auch fragen, ob jüngste Entwicklungen auf dem deutschen Kapitalmarkt nicht auch durch Shortseller beschleunigt wurden. Die Aufklärung des „Wirecard“-Konkurses steht ja erst am Anfang, insofern will ich mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wenngleich die Sonderprüfung der KPMG erst durch die erste Kursimplosion ausgelöst wurde. Die US-Aktienmärkte sind in der letzten Woche gefallen, da angeblich einige Hedgefonds die Verluste durch die Short-Positionen durch Verkäufe ihrer Long-Positionen (in Blue Chips) ausgleichen mussten. Das war aber nur die kurzfristige Auswirkung, die längerfristige sollte eine ganz andere sein. „Citron Research“ hat angekündigt, keine Short-Empfehlungen mehr zu veröffentlichen; und das, obwohl man schon unglaublich oft ins Schwarze getroffen hat. Meine Prognose ist, dass bald auch Hedgefonds dafür werben werden, dass sie keine Short-Positionen im Portfolio haben. Was werden wohl die Folgen sein? Sollten die Aktienmärkte darauf wirklich mit Kursverlusten reagieren? Ich denke, die mittelfristigen Folgen werden eher steigende Notierungen sein, weil sich keine Akteure mehr auf der Verkäufer-Seite tummeln werden. Die HNA-Group-Pleite und die Coronavirus-Mutationen
Ich sehe aktuell nur zwei (kleinere) Gründe, die gegen eine Explosion der Sachwerte in 2021 sprechen. Mit der Pleite der HNA-Gruppe, die natürlich auch durch die Tourismus-Flaute beeinflusst wurde, zeigt der chinesische Staat, dass man größere Firmenpleiten aktuell und künftig zulässt. Eine globale Wirtschaftserholung spricht aber gegen die mittelfristige Gefahr dieses Szenarios. Bleiben eigentlich nur noch die Coronavirus-Mutationen, die eine wirtschaftliche Erholung (aus-)bremsen könnten. Meiner Meinung nach stellt die Angst vieler Anleger, dass die Corona-Krise doch nicht überwunden wird, den einzigen kurzfristigen Bremsklotz dar. Marktausblick
Ich denke, dass die UV-Hersteller durch die Corona-Krise mehr in den Fokus gerückt sind. Dennoch denke ich nicht, dass nach einem möglichen Ende der Krise die Nachfrage nach UV-Systemen zurückgehen wird. Die großflächige Dekontamination von Bussen, Bahnen, Flugzeugen und Produktionsstätten wird zukünftig eher zunehmen. In der Wasseraufbereitung wird UV-Licht schon lange eingesetzt, weil an dieser Stelle den Kosten ein entsprechender Nutzen gegenübersteht.
Dass Anleger noch nicht sehr stark auf das Thema „UV-Technologie“ setzen, sieht man auch daran, dass die meisten Unternehmen m.M.n. noch sehr fair bewertet sind. Klar, die Produktion von UV-Systemen klingt nicht nach Hochtechnologie, aber für den großflächigen industriellen Einsatz reicht die aktuelle Kapazität nicht aus. „Signify“ hat sich seit Aufnahme in das wikifolio-Musterdepot mehr als verdoppelt, aber das von Analysten geschätzte KGV liegt für 2021 nur etwas über zwölf. In Anbetracht der negativen Realverzinsung (in den meisten europäischen Ländern) sollte eine geschätzte Dividendenrendite von 3,5 Prozent für das Jahr 2021 noch mehr Anleger von diesem Unternehmen überzeugen.
Aktuell plane ich keine Depotumstellung, allerdings würde ich (Teil-)Verkäufe vornehmen, wenn sich Überbewertungen zeigen sollten. Des Weiteren beobachte ich den Markt nach spannenden Neuinvestitionen, was auch zu (Teil-)Verkäufen der aktuellen Werte im wikifolio-Musterdepot führen könnte.