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05.01.2018| Von: Astrid Schuch |

Mike Tyson weiß scheinbar, wie man erfolgreich mit der Zeit geht. Der ehemalige Box-Weltmeister im Schwergewicht hat sich in der 15.000-Seelen-Stadt California City cirka 16 Hektar Land gekauft, um dort eine Cannabis-Ranch zu eröffnen, die über den Hanf-Anbau hinausgeht. Auch die Produktion von mit Cannabis versetzten Lebensmitteln ist geplant. Neben dem Joint kann man vielleicht schon bald auch diverse Kekse auf dem Ranch-eigenen Campingplatz genießen. Ein Ort, der die Herzen der "Pot"-Fans sicher höherschlagen lassen wird.

Genau wie das, was ihn erst möglich macht: Die Entscheidung Kaliforniens, den Handel mit Marihuana freizugeben. Seit Jahresbeginn ist damit Kiffen in dem bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat und der sechstgrößten Volkswirtschaft der Welt nicht mehr nur für medizinische Zwecke erlaubt. Wie Unkraut bahnt sich "Gras" seinen Weg in die Legalität, so scheint es: Bislang ist Marihuana in acht US-Staaten als Genussmittel zum Freizeitgebrauch zugelassen. Auch Kanada wird voraussichtlich als zweites Land der Welt (nach Uruguay) Cannabis Mitte 2018 vollends freigeben. Nur die Zustimmung des Senats steht noch aus. "Die endgültige Verabschiedung des Gesetzes ist wahrscheinlich und wäre ein Meilenstein in der Cannabis-Legalisierung", weiß Marco Matthies aka "immerweiter", der das wikifolio "Cannabiswerte" betreut.

Nach Bitcoin & Co. zurück zur Natur

Er zählt zu einer Reihe an wikifolio-Tradern, die die Aufbruchstimmung in der Branche frühzeitig erkannt haben und auf die Aktien der führenden, vornehmlich kanadischen Cannabis-Produzenten setzen. Derart können sich Fans der Pflanze und Anleger, die mit einem gewissen Maß an Risikofreude ausgestattet sind, ein Stück vom Kuchen sichern. Denn eine Karriere im Hanf-Geschäft, wie sie Mike Tyson anstrebt, ist in Deutschland zumindest legal (noch) nicht möglich. Die Industrie ist allerdings noch sehr jung, die Aktien entsprechend volatil und gerade ob der unsicheren gesetzlichen Zukunft mit Vorsicht zu genießen. 

Erst seit September geht es bei den Titeln rasant nach oben. "Innerhalb von 30 Tagen legten die meisten Cannabis-Aktien um durchschnittlich 30 Prozent zu", weiß wallstreet:online-Vorstand Stefan Zmojda, der verantwortlich für das Medien-wikifolio "BestOfCannabis w:o&Marc Davis" zeichnet. Die Anteilsscheine der kanadischen Hanfproduzenten verteuerten sich 2017 im Schnitt um 250 Prozent, getoppt mehr oder weniger nur von Kryptowährungen.

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In freudiger Umsatzerwartung

Marlon Werkhausen ("WSHC") betreut mit "Hanf Aktien Global Benchmark" und "Hanf Aktien Global Top Ten" gleich zwei wikifolios, die auf Gras bauen. Er ist überzeugt: "Die Industrie wurde seit 1937 aus den USA heraus weltweit diskreditiert. Das nachweislich wirtschaftlich wie medizinisch große Potential beginnt sich jetzt zu entfalten. Colorado, Kanada und Kalifornien, Israel und einige weitere Staaten sind Vorreiter. Die dort aktiven Unternehmen leisten auf allen Sektoren Pionierarbeit und sind entsprechend attraktiv, auch als Wertanlage."

Mit Kalifornien und Kanada öffnen sich laut Experten gigantische Märkte für die Droge. Allein in Kalifornien könnte der Markt Schätzungen zufolge bis 2020 auf jährlich 7 Milliarden Dollar (5,8 Milliarden Euro) anwachsen – das wäre fast so viel wie 2016 in den Vereinigten Staaten insgesamt legal mit "Pot" umgesetzt wurde. Sowohl der medizinische Verbrauch als auch der Einsatz als Genussmittel sollen rasant zulegen. Die Cannabis-Experten des Researchhauses New Frontier Data rechnen mit einem US-weiten Anstieg des legalen Umsatzes auf mehr als 24 Milliarden Dollar im Jahre 2025.

Hanf – gefährlich wie Heroin?

Darüber hinaus rechnen alle drei wikifolio-Trader über kurz oder lang mit einer Legalisierung von Cannabis in weiteren US-Bundesstaaten und letztendlich auch auf Bundesebene, wo die Nutzpflanze aktuell noch verboten ist und hinsichtlich des Risikos der Abhängigkeit und des Missbrauchs gesetzlich auf einer Stufe mit Heroin steht. In Stein gemeißelt ist diese Erwartung aber freilich nicht, wie Matthies ("immerweiter") zugibt: "Der oberste Staatsanwalt der USA, Jeff Sessions, ist ein erklärter Gegner der zunehmenden Legalisierung. Es besteht somit die Gefahr, dass die US-Bundesbehörden durchgreifen. Eine wachsende Zahl von Kongressabgeordneten hat dies bislang verhindert, wobei keineswegs klar ist, wie die Entwicklung weitergehen wird." Alles in allem bleibt der Trader aber zuversichtlich, zumal etwa auch der kürzlich gewählte Gouverneur von New Jersey versprochen hat, binnen den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit Cannabis für Genusszwecke freizugeben. "Weitere Bundesstaaten könnten folgen, die US-weite Zustimmung zur Legalisierung für den Freizeitgebrauch ist mittlerweile bei 64 Prozent."

Die bundesweite Freigabe könnte dem Trader zufolge vielleicht schon im Präsidentschaftswahlkampf 2020 Thema werden. wallstreet-online Vorstand Zmojda ("WSO") führt die Steuereinnahmen für eine Cannabis-Legalisierung ins Feld: "Manche Staaten nehmen durch die Besteuerung von Cannabis-Produkten mehr ein als mit der Steuer auf Alkohol. So rechnet Washington für das Steuerjahr 2017 mit insgesamt 315 Millionen Dollar aus dem Marihuana-Sektor, was 93 Millionen Dollar mehr sind als die Alkoholsteuern aus dem Vorjahr. Vor diesem Hintergrund ist es eine Frage der Zeit, bis es einheitliche Regeln gibt. Immerhin möchte sich kein Bundesstaat die erheblichen Steuereinnahmen entgehen lassen."

Auch wikifolio-Trader Werkhausen ("WSHC") ist überzeugt: "Die US-Bundespolitik wird sich meines Erachtens nach mittelfristig stärker auf die Entwicklung als auf die Bekämpfung dieses schnell wachsenden Marktes konzentrieren."

Legt sich Cannabis mit Bier an? 

Potential haben die Aktien der Branche den wikifolio-Tradern zufolge entsprechend weiterhin, zumal sich auch außerhalb Nordamerikas die Gesetzeslage zumindest in Bezug auf den medizinischen Einsatz der Pflanze immer liberaler gestaltet. "Seit März 2017 ist zum Beispiel der medizinische Einsatz von Cannabis in Deutschland auch mit Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse möglich", erklärt Matthies.

Außerdem betrachtet die Alkoholindustrie Cannabis dem Trader zufolge bereits als Konkurrenzprodukt und Zukunftsmarkt. Ende Oktober 2017 teilte der Spirituosen-Riese Constellation Brands mit, sich am kanadischen Cannabis-Hersteller Canopy Growth zu beteiligen. Der Corona-Brauer stieg mit zehn Prozent bei dem Marihuana-Produzenten ein und ist damit der erste Bierbrauer, der ins Hanf-Geschäft investiert. Constellation-Chef Rob Sands gab sich optimistisch: Cannabis dürfte in den kommenden Jahren US-weit legalisiert werden. "Langfristig könnten mit Cannabinoiden versetzte Getränke Alkoholgetränken Marktanteile abnehmen", summiert Matthies.

Die größten Cannabis-Produzenten Nordamerikas 

Name ISIN Marktkapitalisierung
in Mio. Euro
Canopy Growth CA1380351009 4.117,09 
Aurora Cannabis CA05156X1087 3.547,92 
GW Pharmaceuticals US36197T1034 3.130,37 
Aphria CA03765K1049 2.032,95 
MedReleaf CA58506X1042 1.689,19
Quelle: marijuanaindex.com, onvista.de;
Daten per 4. Januar 2018
   

 

Die Verwendungsmöglichkeiten für Cannabis sind riesig, schätzt offenbar auch Zmojda: "Zukünftig wird es auch viel um die heute noch als Cannabis-Nebenprodukte bezeichneten Sparten gehen. Ein Beispiel: Marktexperten rechnen damit, dass der Konsum von Cannabis-Ölen in den kommenden Jahren drastisch zunehmen wird. Darüber hinaus werden ganz unterschiedliche Produkte im medizinischen Bereich wie zum Beispiel Gel-Kapseln und Extrakte einen neuen Markt eröffnen. Die Cannabis-Produzenten werden eine vollkommen neue Industrie – mit vor- und nachgelagerten Prozessen – schaffen." Auf den Geschmack gekommen? Hier noch einmal die Links zu den erwähnten wikifolios: 

Alle wikifolios mit Canopy Growth (CA1380351009)

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