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02.02.2018| Von: Astrid Schuch |

… wer Sicherheit sucht, hat sie eher nicht

"Geschafft! Gold hat das 2017er-Hoch erreicht." Die Freude über die Preisentwicklung von Gold ist Andre Biegisch aka "biegiand" anzumerken. Der Trader setzt in seinem wikifolio "Goldminen und Basisrohstoffwerte" dem Namen entsprechend auf Rohstoff- und Bergbaukonzerne. Der Goldpreis trägt notgedrungen viel zum Erfolg einer solchen Handelsidee bei. Und der hat aktuell einen Lauf: Binnen sechs Wochen verteuerte sich das Edelmetall um mehr als 100 Dollar auf aktuell gut 1340 Dollar je Feinunze. "Gold scheint ein Underdog zu sein, mit dem (fast) niemand rechnet. Die Überraschung könnte auf der Oberseite erfolgen", so Biegisch.

Doch was treibt den Goldpreis nach oben? Und wieso steigt Gold, wenn die Kryptowährungen fallen? Die wikifolio-Trader betreiben Ursachenforschung.

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Ursache 1: Dollar auf Abwegen

Thomas Dellmann ist als "TeDel" seit April 2015 als wikifolio-Trader aktiv und betreut unter anderem das wikifolio "Rohstoffwerte". Seit der Emission im Juni 2016 kletterte der Wert des Zertifikats um gut 70 Prozent. Den Goldpreis-Anstieg führt Dellmann auf den schwachen US-Dollar zurück: "Der Dollar-Index (der Wert des US-Dollars zu einem Währungskorb aus sechs Währungen, Anm.) liegt mit unter 90 so tief wie lange nicht mehr." Zur Erklärung: Rohstoffe werden großteils in der Weltwährung Dollar gehandelt – schwächelt der Greenback, steigen die Rohstoffpreise und vice versa.

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Für Euro-Anleger blieben neue Jahreshochs bei Gold bislang daher auch aus. Sowohl Dellmann als auch Biegisch lassen das als Argument gegen das Edelmetall aber nicht gelten. "Auch wenn sich Gold in Euro kurzfristig fast gar nicht bewegt hat, seit Anfang 2000 konnte der Goldpreis auch in Euro rund 300 Prozent zulegen", rechnet Biegisch vor. Das Schicksal des Goldpreises bleibt aber eng mit jenem des Dollars verbunden. Gründe, die für den Goldpreis und entsprechende Investments sprechen, gibt es aber auch andere.

Ursache 2: Angebotsverknappung

"Die seit über sechs Jahren anhaltende Preiskorrektur bei Gold hat den finanziellen Spielraum der Minengesellschaften für das Auffinden und Ausbeuten neuer Vorkommen erheblich gemindert, sodass wir 2018 bereits in das dritte Jahr mit fallender Goldproduktion gehen", erklärt Hannes Zipfel ("HannesZipfel"), der mit "Ausis Gold & Silber Minen" ein Rohstoff-wikifolio verwaltet, das schwerpunktmäßig auf Gold- und Silberminen setzt.
 

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Aber nicht nur begrenzte Verfügbarkeit und fallende Produktion sprechen für Gold. Die Klassiker unter den Goldpreis-Treibern könnten wieder en vogue werden.

Ursache 3: Schutz vor allen Übeln

Gold, so die Annahme, schützt vor allen Übeln, die die Welt eventuell heimsuchen könnten. Vor allem zunehmende Volatilität und Verunsicherung am Aktienmarkt sowie eine unerwartet steigende Inflation würde Gold wohl auf die Sprünge helfen. "Gold- und Goldminen gehören als Krisenschutz und als Schutz vor Geldentwertung in jedes langfristig ausgerichtete Depot", so Biegisch.

Gold hat sich in vielen Krisen bewährt: Zuletzt zwischen 2010 und 2013 als die Eurozonen-Krise wütete. Damals drohte dem Euro das Aus, was den Goldpreis auf über 1800 Dollar klettern ließ. Immun gegen Krisen ist die Welt auch heute nicht, warnt wikifolio-Trader Zipfel: "Die globale Schuldenexplosion wird nach wie vor vom Großteil der bedeutenden Notenbanken mit extrem lockerer Geldpolitik unter dem Teppich gehalten. Als Nebenwirkung sehen wir Vermögenspreisinflation allerorts – vom Bitcoin bis zu Immobilien oder Aktien. Eine steigende Zahl von Marktteilnehmern möchte bei diesem Höhenflug nicht mehr ohne Fallschirm dabei sein." Interessanterweise vollzog sich praktisch zeitgleich mit dem aktuellen Goldpreis-Anstieg der massive Absturz bei Bitcoin & Co.

Ursache 4: Papiergeld-Skeptiker auf der sicheren Seite

Die bedeutendste Cyberwährung verlor seit dem Allzeithoch Mitte Dezember mehr als 50 Prozent an Wert. Gleichzeitig berichteten Goldhandelshäuser laut der Landesbank Baden-Württemberg von einer Zunahme der Goldverkäufe. Dies läge die Vermutung nahe, dass die Profiteure des Spekulationsbooms versuchten, ihren neuen Reichtum mit Gold abzusichern.

"Beides sind Alternativwährungen, die nicht der Aufsicht unterliegen und somit natürliche Konkurrenten.
Aber bei allen Gemeinsamkeiten gibt es gravierende Unterschiede, die für den Langfristerfolg wichtig sind."

Hannes Zipfel verwaltet "Ausis Gold & Silber Minen"  

Auch die wikifolio-Trader schließen einen Zusammenhang zwischen Gold und Kryptowährungen nicht aus: "Die Zielgruppe ist teils ähnlich, was sich bei negativen Szenarien an den Finanzmärkten zeigen könnte“, glaubt Dellmann. Zipfel konkretisiert: "Es handelt sich bei Kryptogeld ja ebenfalls um Alternativwährungen, die nicht der Aufsicht unterliegen. Daher sind Kryptowährungen und Gold natürliche Konkurrenten, da sie ähnliche Käuferschichten ansprechen.“ Wer also vom Ende von Euro oder Dollar ausgeht, der kann seiner Skepsis je nach Vorliebe mittels Gold- oder Krypto-Investment Ausdruck verleihen. Die Unterschiede gilt es aber dennoch zu beachten.

1.500 Kryptowährungen vs. vier Edelmetalle

"Während Gold nicht geklont werden kann, ist das Endprodukt bei Kryptowährungen über die Sortenvielfalt beliebig vermehrbar", weiß Zipfel. So gibt es aktuell 1.500 verschiedene Kryptowährungen. Die Zahl der Edelmetalle aber ist, so Zipfel, auf vier beschränkt. Als krisenfestes Wertaufbewahrungsmittel kommen Bitcoin & Co. für Zipfel daher nicht in Frage. 

"Ich spekuliere nicht auf den Goldpreis. Aber Edelmetallwerte sollen Stabilität ins wikifolio bringen,
wenn es an der Börse mal wieder abwärts geht."

Stefan Waldhauser über sein wikifolio "Stock Picking nach Peter Lynch"

Welche wichtige Rolle im Unterschied dazu Goldinvestments für die Depotabsicherung spielen, zeigen auch andere Trader, die mit Rohstoffen oder Gold per se wenig am Hut haben. Darunter etwa Stefan Waldhauser ("stwBoerse"), der in seinem wikifolio "Stock Picking nach Peter Lynchdie Aktien von Barrick Gold und Wheaton Precious Metals hält: "Ich spekuliere nicht direkt auf die Entwicklung des Goldpreises. Aber diese Edelmetallwerte verhalten sich meist antizyklisch zum Gesamtmarkt und sollen Stabilität ins wikifolio bringen, wenn es an der Börse mal wieder abwärts geht." Sicher ist sicher, oder?

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