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07.02.2018| Von: Astrid Schuch |

Michel Tesmar aka "Mitsch" ist Student und seit mittlerweile 3,5 Jahren wikifolio-Trader. Mit seinem wikifolio "SmallCap Dividende Plus" versucht er unter möglichst geringen Schwankungen den DAX zu schlagen. Bislang ist ihm das auch in herausragender Manier gelungen. Auch von den jüngsten Turbulenzen an den Aktienmärkten ließ er sich nicht beirren - im Gegenteil: Die Korrektur sei längst überfällig gewesen. Wie er sein wikifolio gegen etwaige Krisen absichert, warum er BVB-Aktien hält, obwohl er eigentlich Bayern-Fan ist uvm. erzählt er im Interview. Viel Spaß beim Lesen! 

wikifolio.com: Herr Tesmar, Sie sind bereits seit Juni 2014 als wikifolio-Trader aktiv. Was hat Sie dazu motiviert?
Ich war sofort von der Idee begeistert, die hinter wikifolio.com steckt und habe direkt begonnen, meine Handelsidee umzusetzen. Ich sehe das als eine gute Möglichkeit, die Popularität von Aktien als Geldanlage wieder zu steigern. Die Aktionärsquote ist in Deutschland im Ländervergleich immer noch sehr gering. Mit Hilfe von wikifolio.com möchte auch ich meinen Teil dazu beitragen, dies zu ändern.

Laut Ihrem Traderprofil befassen Sie sich seit acht Jahren mit der Börse. Hobby, Beruf oder sogar beides?
Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen und werde das Studium voraussichtlich in fünf bis sechs Monaten abschließen können. Meinen Lebensunterhalt und mein Studium finanziere ich aktuell ausschließlich über meine Aktivitäten als Trader. Somit trifft aktuell wohl beides zu.

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So funktioniert's

Spaß an der Sache - von 7 bis 22 Uhr 

Wie viele Stunden hat eine "normale" Arbeitswoche für einen wikifolio-Trader eigentlich?
Eine Stundenzahl ist nur schwer anzugeben und variiert auch den Umständen entsprechend ziemlich stark. In der Regel checke ich schon morgens zwischen 7 und 8 Uhr Nachrichten, die Entwicklung der Märkte aus Übersee oder vorbörsliche Tendenzen und bin bis 18 Uhr fast ständig online, um nichts zu verpassen. Wirklich Feierabend mache ich aber erst, wenn die Wall Street um 22 Uhr schließt. Es ist aber nicht so, dass mich das belastet. Ich mache das ja freiwillig und habe Spaß daran.

Sie führen derzeit unter anderem das wikifolio "SmallCap Dividende Plus". Das Zertifikat legte auf Jahressicht 20,7 Prozent zu, der DAX schaffte im gleichen Zeitraum lediglich 10 Prozent. Damit haben Sie Ihr erklärtes Ziel, den deutschen Index auf Jahressicht zu schlagen, erreicht. Damit kann man zufrieden sein, oder?
Natürlich gibt es im Nachhinein immer Dinge, die man besser hätte machen können. Im Großen und Ganzen bin ich aber schon zufrieden. Ich versuche ja nicht nur den Markt outzuperformen, sondern versuche auch die Schwankungen in Grenzen zu halten. Beides ist mir bislang gut gelungen. Ich denke, dass ich mich mit der bisherigen Entwicklung nicht verstecken muss.

smallcapdividendeplus-vs-dax

Sie konzentrieren sich in dem wikifolio auf Nebenwerte. Wie finden Sie neue interessante Aktien?
Zum einen bin ich regelmäßig in Finanzforen wie z.B. Ariva und wallstreet:online aktiv und tausche mich dort mit anderen Aktionären aus und zum anderen lese ich online Artikel der gängigen Börsenmedien. Sobald eine Aktie für mich interessant ist, gehe ich in die Detailanalyse und wälze mich durch die Finanzberichte des Unternehmens. Bevor ich zu dem Entschluss komme, ob ich eine Aktie kaufe oder nicht, können manchmal mehrere Tage vergehen.

Was war Ihr Trading-Highlight der letzten 360 Tage?
Hypoport war im vergangenen Jahr die Aktie im wikifolio, die sich am besten entwickelt hat. Sie ist von rund 85 Euro zwischenzeitlich auf über 160 Euro gestiegen. Da die Bewertung zunehmend sportlicher wurde, habe ich die Position bei 150 Euro komplett verkauft. Die Aktie habe ich schon im Frühjahr 2015 zu ungefähr 18 Euro ins Depot aufgenommen. Der Einstieg hat sich also mehr als gelohnt. Ich schließe nicht aus, dass Hypoport zukünftig wieder eine Option für das Depot ist. Durch den zuletzt deutlich zurückgekommenen Kurs ist die Aktie wieder einen Blick wert.

Bevorzugt halten Sie Aktien, die gemessen an Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) günstig sind, gute Wachstumsaussichten haben und bestenfalls auch eine Dividende zahlen. SBM Monaco ist aktuell mit einem Anteil von 11 Prozent das Schwergewicht im wikifolio. Können Sie uns an diesem Beispiel den Auswahlprozess etwas genauer erklären?  
SBM ist zwar kein deutscher Nebenwert, zahlt auch keine Dividende und ist auch nicht nach klassischen Kennzahlen zu bewerten, passt aber dennoch gut ins Depot. Das Unternehmen ist eine Beteiligungsgesellschaft und vor allem unter Substanzgesichtspunkten interessant. Der Net Asset Value (NAV), der sich unter anderem aus Immobilien wie dem Hotel de Paris oder dem One Monte Carlo zusammensetzt, dürfte sich im Bereich von 200 Euro pro Aktie bewegen. Die Aktie notiert dagegen gerade mal bei etwas über 50 Euro. Selbst wenn man hier einen Sicherheitsabschlag einkalkuliert, handelt es sich bei SBM um einen potentiellen Verdoppler. Gerade in einem reifen Bullenmarkt ist eine Substanzperle wie SBM eine hervorragende Depotbeimischung mit einem erstklassigen Chance-Risiko-Verhältnis.

Emotionslos investieren - nur Zahlen, Fakten und Bewertungen zählen 

Im wikifolio vertreten ist etwa auch die Borussia Dortmund-Aktie. Sind Sie einfach nur ein riesiger BVB-Fan oder gibt es auch noch andere Gründe für ein Engagement? Die BVB-Aktie hatte ja in den letzten Monaten nicht gerade einen Lauf.
Die BVB-Aktie habe ich schon seit 2014 mal höher und mal weniger hoch gewichtet im wikifolio und das, obwohl ich eigentlich Bayern-Fan bin. Emotionen sollten beim Investieren aber keine Rolle spielen. Für mich zählen Zahlen, Fakten und Bewertungen. BVB ist auch wieder so eine Aktie, die man nicht nach klassischen Kennzahlen bewerten kann, da die Gewinne aufgrund der Transfers naturgemäß stark schwanken. Summiert man Kaderwert, Stadionwert, Cash und Wert der Marke ergibt sich aus meiner Sicht eine faire Bewertung, die im Bereich von einer Milliarde Euro liegt. Der Börsenwert liegt im Vergleich dazu aktuell nur bei rund 530 Millionen. Daraus ergibt sich eine große Diskrepanz zwischen Bewertung und fairem Wert und damit einhergehend ein großes Potential für die Aktie. 

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"Eine Korrektur war längst überfällig. Ich bleibe weiterhin optimistisch, auch wenn es kurzfristig noch etwas turbulent an den Märkten bleiben könnte. Durch die Korrektur der letzten Tage werden die Bewertungen attraktiver und es gibt wieder viele Schnäppchen, die man günstig einsammeln kann."
wikifolio-Trader Michel Tesmar aka "Mitsch" 

 

An den Börsen wurde es zuletzt etwas holprig. Worauf führen Sie den Abverkauf zurück und wie schätzen Sie die weiteren Aussichten für Aktien generell nun ein?
Die Börse ist keine Einbahnstraße. Korrekturen hat es immer gegeben und wird es auch weiterhin geben. Gerade wenn man sich die US-Indizes anschaut, stellt man fest, dass die Kurse heiß gelaufen sind und eine Korrektur längst überfällig war. Aufgrund der stark laufenden Konjunktur wird gerade das Szenario der Zinswende gespielt. Die Zinsen werden zwar vermutlich etwas steigen, dass sie stark steigen, glaube ich aber nicht, da sonst die Staaten ihre exorbitant hohen Schulden nicht mehr finanzieren könnten. An meiner Einschätzung zu Aktien hat sich nichts geändert. Ich bleibe optimistisch, auch wenn es kurzfristig noch etwas turbulent an den Märkten bleiben könnte. Durch die Korrektur der letzten Tage werden die Bewertungen attraktiver und es gibt wieder viele Schnäppchen, die man günstig einsammeln kann. Ich sehe die Korrektur also eher als Chance noch mal günstig zu kaufen.

Wie sichern Sie ihr Depot gegen etwaige Korrekturen an der Börse ab?
Neben einer Erhöhung der Cash-Quote greife ich auf Short-ETFs auf den Dax zurück. Diese Vorgehensweise hat sich in der Vergangenheit bewährt. Das wikifolio konnte den Dax so auch in schwachen Börsenphasen klar outperformen. Als sich zum Beispiel Ende Januar schon abzeichnete, dass eine mögliche Korrektur bevorsteht, habe ich die Cash-Quote auf zwischenzeitlich fast 50 Prozent deutlich erhöht. Daher hält sich der Drawdown im Vergleich zu den Indizes auch noch in Grenzen. Die stark erhöhte Cash-Quote nutze ich nun wieder um günstig zu kaufen.

Wie behalten Sie in turbulenten Börsenzeiten einen kühlen Kopf?
Wichtig ist, Ruhe zu bewahren. Man sollte sich nicht von der Panik der Masse anstecken lassen und überlegt handeln. Wenn es keine fundamentale Begründung für den Rückgang bei den Unternehmen gibt, werden sich die Kurse auch wieder erholen.

Was sind Ihre weiteren Ziele, die Sie als wikifolio-Trader erreichen möchten?
Ziel ist es natürlich auch weiterhin, eine konstante Outperformance zu erzielen und die Rücksetzer dabei in Grenzen zu halten. Dadurch möchte ich das in das Zertifikat investierte Kapital langfristig auf ein siebenstelliges Niveau heben. Dabei soll mit "Odds & Opportunities" ein weiteres wikifolio helfen, dass sich seit über anderthalb Jahren gut entwickelt und demnächst emittiert werden soll.

Hebelprodukte - nichts für Anfänger 

Welches war die härteste Lektion, die Sie am Markt erfahren mussten?
Als Anfänger lief es zunächst auf Anhieb richtig gut. So konnte ich zum Beispiel VW-Aktien schon nach drei Monaten wieder mit 25 Prozent Gewinn verkaufen. Das ging mir allerdings nicht schnell genug und ich fing an Hebelprodukte zu kaufen. Das war ein großer Fehler, der mich eine Menge Lehrgeld gekostet hat und endete nicht selten im Totalverlust.

Welche Ratschläge würden Sie einem Einsteiger mit auf den Weg geben?
Als Anfänger sollte man unbedingt die Finger von Hebelprodukten lassen. Außerdem sollte man niemals blind Empfehlungen sogenannter Experten oder Börsengurus folgen, sondern sich immer seine eigenen Gedanken machen.

Was würden Sie alljenen sagen, die aus Angst vor der nächsten Krise generell nicht in Aktien investieren möchten?
Krisen kommen und gehen, gute Unternehmen werden diese überstehen. Langfristig sind Aktien alternativlos und haben trotz aller Krisen eine Überrendite gegenüber anderen Assetklassen erzielt.

Welches Buch können Sie anderen Tradern empfehlen?
Es gibt viele gute Bücher zum Thema Börse. Ganz besonders gut gefallen hat mir "Die Essays von Warren Buffett".

Herr Tesmar, danke für das Gespräch!

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