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Hype vorbei? Warum Rüstungsaktien trotz allem auch mal fallen…

Nichts steigt ewig. Außer Rüstungsaktien! Oder? Nun, aktuell erlebt die Branche an der Börse Gegenwind. Die Rheinmetall-Aktie hat auf Monatssicht 9,5 % verloren, Renk sogar 11 %. Trotz Meldungen, die die Titel eigentlich hätten beflügeln müssen. Eigentlich. Warum fallen Rüstungsaktien? Und wie geht’s weiter? Wir haben bei Top-Tradern nachgefragt.

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Quelle: Filip Andrejevic, unsplash

Israel hat den Iran angegriffen. Die USA haben sich am Krieg beteiligt. Einen merklichen Effekt auf Rüstungsaktien hatte die Eskalation nicht. Wenn, dann war eher das Gegenteil der Fall. Die Branchentitel gerieten unter Druck.

Kurz vor dem Nato-Gipfel, der heute beginnt, einigten sich die Bündnisstaaten darauf, ihre jährlichen verteidigungsrelevanten Ausgaben auf mindestens 5 % des BIP zu erhöhen - von bisher 2 %. Einen positiven Effekt auf Rüstungsaktien hatte auch diese Meldung nicht.

Alles eine Frage der Interpretation

Richard Dobetsberger, der Rheinmetall bereits vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs in sein wikifolio UMBRELLA aufgenommen hat, hat den Anteil der deutschen Rüstungsschmiede im wikifolio zuletzt zwar auf 25 % reduziert. Er bleibt damit aber weiter beträchtlich. Und Dobetsberger bleibt bullish – der Trader erklärt seine Einschätzung auf Nachfrage: „Es stimmt, dass es zuletzt mehrere Meldungen gab, die Rüstungsaktien theoretisch hätten beflügeln können – doch entscheidend ist stets, welche Nachricht wie interpretiert wird und in welchem Zeitfenster Marktreaktionen stattfinden.“

Chart

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Kennzahlen

  • +3.850,7 %
    seit 16.09.2012
  • EUR 169.389.552,96
    Investiertes Kapital
  • +22,2 %
    Performance (1 J)
  • 28,4 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +33,2 %

Im Hinblick auf den Iran-Krieg führt Dobetsberger aus: „Dass die USA militärisch in den Iran-Konflikt eingreifen, kann man auch als Deeskalation interpretieren. Denn mit der Zerstörung der iranischen Nuklearkapazitäten wurden die Kernziele Israels erfüllt. Damit könnte paradoxerweise eine Waffenruhe (auf die sich Israel und der Iran nach aktuellem Stand offenbar auch geeinigt haben, Anm.) wahrscheinlicher geworden sein. Solche geopolitischen Entwicklungen sind vielschichtig – und Märkte reagieren darauf nicht linear.“ Was die Nato-Quote angeht, begründet Dobetsberger den ausbleibenden Effekt auf die Rüstungsaktien folgendermaßen: „Die Ankündigung, die Verteidigungsausgaben auf 5 % des BIP zu erhöhen, ist zwar historisch, bezieht sich aber nicht rein auf militärische Rüstung, sondern auch auf Infrastrukturprojekte (z. B. Brücken, Schienen, Logistik). Realistisch betrachtet sind 3,5 % tatsächlich für klassische Verteidigung vorgesehen. Zudem gibt es Unsicherheiten in der Umsetzung – etwa politische Widerstände wie in Spanien unter Sánchez, die auch andere Länder beeinflussen könnten. Das sorgt für Zurückhaltung.“

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Darüber hinaus ortet Dobetsberger folgende Ursachen für die fallenden Kurse:

  1. Technische Korrekturen und Gewinnmitnahmen: Bei Aktien wie Rheinmetall sind Rückgänge im Bereich von 5 bis 10 % charttechnisch absolut normal – nach starken Anstiegen von mehreren hundert Prozent.
  2. Politische Unsicherheit: Debatten über potenzielle Übergewinnsteuern auf Rüstungsunternehmen sorgen für Nervosität – auch wenn solche Maßnahmen ökonomisch und strategisch fragwürdig wären.
  3. Makrorisiken: Themen wie China, Russland oder transatlantische Verwerfungen bleiben Risikofaktoren und können Investoren kurzfristig verunsichern.

Der Trader summiert: „Stand heute – 24. Juni 2025 – bleibt aus meiner Sicht alles im langfristigen Rahmen intakt. Strategisch hat sich nichts geändert. In der UMBRELLA-Strategie erfolgen Anpassungen ohnehin regelbasiert über Stop-Loss und Rebalancing – nicht nach Schlagzeilen. Persönliche Meinungen sind da zweitrangig.“

Dementsprechend hat auch der Teilverkauf und die Reduktion auf einen Depotanteil von 25 % keine fundamentalen, sondern die erwähnten strategiebedingten Ursachen: „Der Grund für den Teilverkauf bei Rheinmetall war die zwischenzeitlich sehr hohe Gewichtung der Aktie in UMBRELLA. Sobald eine Einzelposition über 25 bis 30 % steigt, greift unser risikobasiertes Stop-Loss-Management. Dieses sieht bei solch dominanten Gewichtungen eine engere Absicherung vor, da Rücksetzer andernfalls einen überproportionalen Einfluss auf die Gesamtperformance hätten.“ Diese Vorsichtsmaßnahme sei rein chartteschnisch begründet, fundamentale oder geopolitische Bedenken gegenüber Rheinmetall oder dem Rüstungssektor waren demnach nicht ausschlaggebend – im Gegenteil, so der Trader: „Ich stehe weiterhin überzeugt hinter den Werten im Depot, insbesondere auch hinter Rheinmetall.“

Vollkommen normal, mal zu verschnaufen

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Irgendwann muss auch die längste Rally – für den Moment – pausieren.

Marco Jansen
Oberbanscheidt

Marco Jansen von der Oberbanscheidt & Cie Vermögensverwaltung setzt ebenfalls weiterhin unter anderem auch auf Rüstungswerte inkl. Rheinmetall im wikifolio Weltweite Aktienauswahl . „Wenn man sich das Jahr anschaut, haben gerade 2025 die Rüstungswerte noch mal eine fulminante Rally hingelegt. Rheinmetall liegt seit Jahresanfang mehr als 180 % im Plus. Nachdem wir eine Phase hatten, in der es nur nach oben ging, folgt nun eine Phase der Konsolidierung, des Festigens eines bestimmten Terrains und die Märkte schauen, ob die Fantasie, die eingepreist wurde sich auch nachhaltig in Aufträgen und Geschäftszahlen widerspiegelt. Dies ist vollkommen normal und gesund, denn irgendwann muss auch die längste Rally – für den Moment – pausieren.“

Chart

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Kennzahlen

  • +69,2 %
    seit 09.03.2023
  • EUR 4.844.372,75
    Investiertes Kapital
  • +40,4 %
    Performance (1 J)
  • 21,6 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +21,9 %

An seiner grundsätzlich bullishen Einstellung ändert die Verschnaufpause erwartungsgemäß nichts: „Nach dem Nato-Gipfel werden sicherlich sukzessive Pläne bekannt werden, was angeschafft werden soll und die Unternehmen werden viele Aufträge über Jahre in die Bücher kommen. Bei Rheinmetall steht immer noch im Raum, ob es eventuell einen Aktiensplit gibt. Unser Szenario hat sich in der jüngsten Phase also nicht geändert: der Paradigmenwechsel in Bezug auf Verteidigungsausgaben ist in vollem Gange und die Branche wird über Jahre weiter massiv profitieren. Wer Zeit und Geduld mitbringt und eine höhere Volatilität aushalten kann, wird mittelfristig gute Renditen mit den Titeln erwirtschaften können“, so Jansen.

Zurückhaltung bei Neuengagements

Natürlich gibt es - betreffend Rüstungsaktien - auch unter den wikifolio-Tradern nicht nur Bullen. Christian Scheid, der mit Special Situations long/short erfolgreich ist und schon länger vor einer Übertreibung bei den Titeln warnt, ist zwar auch kein richtiger Bär, er bleibt aber skeptisch und ist entsprechend auch aktuell nicht im Sektor engagiert. „Immer mehr Marktteilnehmer diskutieren die Frage, ob und wie schnell die Nato-Länder das gesteckte Investitionsziel überhaupt erreichen können. Es könnte länger dauern als angenommen, bis das Geld bei den Rüstungskonzernen ankommt. Aktien aus dem Rüstungssektor haben seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 eine starke Rally hinter sich – möglicherweise sind die Kurse im Vergleich zu dem potenziellen Wachstum zu weit vorausgelaufen. Solange kein neuer Aufwärtstrend absehbar ist, würde ich mich mit Neuengagements zurückhalten.“ Mit dieser Einschätzung können vermutlich auch die Bullen leben. Fazit: Hype vorbei? Eher nicht. Aber: Nichts steigt ewig. Oder zumindest nicht pausenlos.

Chart

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Kennzahlen

  • +863,5 %
    seit 09.11.2013
  • EUR 16.092.499,97
    Investiertes Kapital
  • +14,0 %
    Performance (1 J)
  • 12,2 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +20,9 %

Mehr Infos in "Rüstungsaktien: wikifolio Trader sprangen auf den Zug auf, bevor es ihn gab"

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