Wie groß der Hype ist, zeigt sich an den Prognosen der Analysten, die reihenweise angepasst werden. Die Experten von Goldman Sachs rechnen mittlerweile mit einem Goldpreis von 5.000 Dollar pro Unze – wenn nur ein Prozent der privat gehaltenen US-Staatsanleihen in Gold umgeschichtet würde. Warum sollte das passieren? Weil das Vertrauen in die finanzielle Stabilität der USA sinkt – und damit das Vertrauen in den Dollar. Zunehmend verliert er den Status als sicherer Hafen. Gold indes, das nicht beliebig vermehrbar ist, hat diesen Status ebenfalls inne – und macht ihm gerade alle Ehre.
Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis bereits um 48 Prozent gestiegen. Das Edelmetall steuert damit auf den stärksten Jahresanstieg seit 1979 zu. Aktuell wird es vorrangig wegen des US-Shutdowns weiter beflügelt. Seit Mittwoch früh sind die US-Behörden von neuen finanziellen Mitteln abgeschnitten, weil sich der Kongress bislang nicht auf einen neuen Haushalt und die Anhebung der Schuldengrenze einigen konnte. Damit steht die Arbeit der Behörden zumindest teilweise still.
Gerade auf langfristige Sicht macht man mit einem gewissen Gold-Anteil im Portfolio sicher nichts falsch. Vor allem in der schnelllebigen geopolitischen Welt, in der wir uns bewegen. Was heute gilt, kann morgen schon wieder auf links gedreht sein.
Was in der Historie nicht häufig vorkommt: Gold legte 2025 deutlich mehr als viele andere Anlageklassen zu. So verteuerte sich etwa der Bitcoin im selben Zeitraum nur um etwas mehr als ein Fünftel. Der DAX konnte im bisherigen Jahresverlauf rund 19 Prozent zulegen.
Gold ist stark, weil der Dollar schwach ist
In den vergangenen drei Jahren hat der Goldpreis insgesamt um mehr als 130 Prozent angezogen – in Dollar. Gleichzeitig hat der Euro zum Dollar um fast 20 Prozent aufgewertet. Diese Euro-Stärke bzw. eigentlich Dollar-Schwäche führte dazu, dass Euro-Anleger deutlich schlechter wegkommen. Gold in Euro hat sich „nur“ um knapp 93 Prozent verteuert. Das ist natürlich immer noch viel, auf Sicht von drei Jahren aber bedeutet dies, dass mit deutschen Aktien immer noch mehr zu verdienen gewesen wäre. Der DAX liegt in diesem Zeitraum 96 Prozent vorne.
Comeback der Inflation
Das kann sich 2025 natürlich noch ändern. Die Gold-Rally hat im laufenden Jahr ordentlich an Fahrt aufgenommen. Und alle Punkte, die Gold beflügeln, bleiben intakt. Geopolitische Risiken wie etwa der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bleiben ungelöst. Im Gegenteil: Die derzeitige Eskalation in Form der estnischen, polnischen oder dänischen Luftraumverletzungen durch russische Drohnen zeigen die Fragilität der Lage.
Da geopolitische Risiken wie der Ukraine-Krieg ständige Begleiter der Märkte sind, dürfte das bei Weitem nicht der größte Treiber des Goldpreises sein: Der Trump’sche Irrsinn trägt zur Rally bei, etwa indem der US-Präsident die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellt und die Folgen seiner Wirtschaftspolitik (Stichwort: Zollhammer) langsam absehbar werden. Die US-Inflationsrate steigt seit April, als sie im Vergleich zum Vorjahr bei 2,3 Prozent lag, wieder an. Im August verteuerten sich die Preise um 2,9 Prozent. Das war aufgrund der erhöhten Zölle erwartet worden. Gold gilt als wertstabil – und damit sind inflationäre Tendenzen in der Regel auch ein Goldpreis-Treiber. Entsprechend eilt der reale Goldpreis ebenso von Allzeithoch zu Allzeithoch: Auf Drei-Jahres-Sicht bleibt nach Inflation ein Plus von gut 77 Prozent.
„Gefährliche Zins-Schulden-Spirale“
Dem noch nicht genug: Der Shutdown in den USA verdeutlicht (jährlich) ein anderes Problem. Das Dilemma mit den Schulden. Derzeit liegt die US-Schuldenquote bei rund 120 Prozent des BIP. Das ist deutlich über dem internationalen Durchschnitt von 93,8 Prozent. Die Experten von KfW Research kommentieren in einer Aussendung: „Das Haushaltsdefizit der USA hat sich zu einem dauerhaften strukturellen Defizit entwickelt, das ohne gezielte Gegenmaßnahmen bestehen bleiben oder sich ausweiten wird. Vorschläge wie US-Präsident Donald Trumps ‚Big Beautiful Bill Act’, der dauerhafte Steuersenkungen beinhaltet, dürften das strukturelle Defizit weiter vergrößern. Auch wenn solche Maßnahmen kurzfristig wachstumsfördernd wirken könnten, bergen sie langfristig die Gefahr, einen Kipppunkt für die Schuldentragfähigkeit der USA zu erreichen.“ Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, summiert: „Sollte das Vertrauen der Märkte schwinden, könnten Kapitalabflüsse, steigende Risikoprämien und eine gefährliche Zins-Schulden-Spirale in Gang gesetzt werden.“ Die Dollar-Schwäche ist eine Folge davon, hohe Staatsanleihen-Renditen eine weitere – und der Anstieg des Goldpreises eine dritte.
Tipp: Mittlerweile kommt die massive Rally auch bei den Goldminenbetreibern an. Seit Juli ca. geht es für die Aktien von Barrick Mining oder Newmont steil nach oben. Auf Jahressicht summiert sich das Plus jeweils auf über 50 Prozent. Engagiert sind etwa Richard Dobetsberger in UMBRELLA oder Gerald Asamer in Global News and Trends uvm.
Die Diskussion
Die Goldpreis-Rally löst regelmäßig auch innerhalb der wikifolio Community spannende Diskussionen aus: Zuletzt als Gold erstmals die 3.800-Dollar-Marke übersprang.
Irina Staudinger setzt im wikifolio Positionshoehe und alle Werte aktuell unter anderem verstärkt auf Gold: „Der Höhenflug des Goldpreises signalisiert ein akutes globales Misstrauensvotum gegen Währungsstabilität und Geopolitik (Trump-Faktor, Ukraine-Krieg)“, sagt sie. „Ich halte Gold als Katastrophenversicherung (…). Die zeitverzögerte Reaktion der Goldminenaktien bietet eine Chance. Steigende Goldpreise fließen aufgrund fixer Kosten überproportional in deren Erträge.“
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Mit dabei ist auch Bastian Müller in Dynamic Assets : „Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt hat, aber es passt perfekt: An der Börse gibt es manchmal Situationen, die wirken wie ein Schlag mit dem Brett vor den Kopf, so offensichtlich sind sie. Die eigentliche Herausforderung ist dann, konsequent zu handeln. Für mich sind Gold und Silber genau so ein Fall gewesen und sind es immer noch.“
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