Die gute Nachricht vorneweg: Im Rahmen eines unserer Votings zeigte sich die wikifolio Community optimistisch für den DAX. 59 % glauben an weiter steigende Aktienkurse auch 2026, 18 % sehen sogar zweistellige Zuwächse. Nur 18 % erwarten fallende Kurse.
Dabei stehen die Chancen für US-Aktien aus strukturellen Gründen etwas besser als für heimische Papiere, lassen Top-Trader auf Nachfrage durchklingen. In Stein gemeißelt ist das aber freilich nicht.
Entscheidend sei die Konjunktur, sagt dazu Top-Trader Christian Scheid, der mit seinem wikifolio Special Situations long/short auch 2025 nichts anbrennen ließ: „Wenn Deutschland endlich einen spürbaren Aufschwung erfährt, hat der DAX das deutlich größere Bewertungs- und Aufholpotenzial.“ Dann könnte er auch die US-Indizes schlagen, erklärt der Trader: „Die USA bleiben technologisch dominanter, aber ihre Indizes sind durch wenige Mega Caps verzerrt und verlangen Wachstum, das operativ kaum in dieser Geschwindigkeit zu liefern ist.“
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Simon Weishar, der mit Szew Grundinvestment ebenfalls in sämtlichen Bestenlisten vertreten ist, sieht das ähnlich: „Im Vergleich zu den USA haben die Bewertungen in Deutschland und Europa noch mehr Luft nach oben.“ Die Frage sei aber, wann sich die Bewertungen in den USA wieder normalisieren werden: „Ob das schon 2026 der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.“
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Die Gewinner 2026 – Healthcare statt KI?!
Dementsprechend fällt dann auch das Urteil der Top-Trader hinsichtlich möglicher Gewinner oder Verlierer im kommenden Jahr aus. „In Deutschland haben Zykliker die besten Chancen – Maschinenbau, Industrie, spezialisierte Autozulieferer“, glaubt Scheid. „Sie haben in den vergangenen Jahren unter der Schwäche gelitten und reagieren überproportional, sobald sich die Binnenwirtschaft normalisiert.“
Auf internationaler Bühne sieht er Goldminen und Biotech-Unternehmen vorne. „Steigt Gold weiter, sollten die Minen überproportional profitieren. Was für Biotechnologie spricht: Big Pharma stehen massive Patentabläufe bevor, gleichzeitig sitzen sie auf vollen Kriegskassen. 2026 dürfte ein Jahr werden, in dem Übernahmen den Sektor treiben.“
Die Healthcare-Branche wird von mehreren Tradern als potenzieller Gewinner 2026 genannt. Richard Dobetsberger zum Beispiel, der das größte wikifolio UMBRELLA führt, sagt dazu: „Ein Auge fällt 2026 vermutlich wieder auf traditionellere Pharmawerte. Hier passt das Fundamentale.“ Top-Trader Christan Jagd ( Intelligent Matrix Trend ) bestätigt: „Der Gesundheitssektor wird wichtiger – eine alternde Bevölkerung ist kein Trend, sondern eine Tatsache.“
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Jedenfalls dürften Pharmatitel für alljene interessant sein, die nach dem starken Börsenjahr 2025 nun etwas vorsichtiger werden. Philipp Struck etwa, der seit zwei Jahren das wikifolio Global Wealth Concentrated führt und damit bislang sämtliche Benchmarks deutlich schlägt, ortet die besten Chancen 2026 bei defensiven Geschäftsmodellen und hochprofitablen Nischenanbietern: „Unternehmen, die stabile Cashflows generieren und weitgehend unabhängig vom Konjunkturzyklus agieren, könnten sich besser behaupten – vorausgesetzt, ihre Bewertungen bleiben attraktiv.“ Pharma dürfte ein Fallbeispiel dafür sein. Schon jetzt stecken 16,1 % des in wikifolio-Zertifikaten investierten Kapitals in Aktien der Gesundheitsbranche, was eine deutliche Übergewichtung von knapp 7 %pkt. relativ zum MSCI World (9,3 %) ist.
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Zweifelsohne werden 2026 auch Tech-Aktien im Fokus bleiben. Die Branche kommt über alle wikifolios auf eine Gewichtung von gut einem Viertel der Assets und ist damit wenig überraschend der bedeutendste Sektor. Und dennoch massiv untergewichtet relativ zum MSCI World: In der globalen Aktienbenchmark dominieren Tech-Titel mit gut einem Drittel. Und: Die Top-Trader sind sich für 2026 weitgehend einig: Ja zur selektiven Auswahl von Tech-Aktien, nein zu Tech als alleinigem Anlageort.
Die Verlierer – heiß Gelaufenes!
Das größte Risiko sieht wikifolio Trader Struck dann auch in jenen Bereichen, die in den letzten Jahren besonders stark vom Investitionshype im Technologiebereich profitiert haben und deren Bewertung sich spürbar ausgeweitet hat. „Hoch bewertete Wachstumswerte sind oft anfällig, sobald die Risikobereitschaft nachlässt“, sagt er.
Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein. Das Risiko für heiß gelaufene Werte und Branchen steigt, so die Trader. Dazu zählen gehypte KI-Titel oder auch Rüstungsaktien. Falko Höhnsdorf, dessen wikifolio Fond-Werte Trend Trading 2025 zu den Bestsellern des Jahres gehört, dazu: „Sofern die Friedensbemühungen zwischen Russland und der Ukraine erfolgreich sind, dürfte es bei Rüstungstiteln im Jahr 2026 nicht besonders stark weitergehen.“ Oder, wie Weishar formuliert: „Sollte wirklich Ruhe einkehren, dann ist ein Absturz im Rüstungsbereich vorprogrammiert.“
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Auch für Jagd sind die Verlierer 2026 leicht auszumachen: „Alles, was sich nur mit billigen Zinsen trägt“, sagt er. Dazu zählen Immobilienwerte. Auch hochverschuldete Geschäftsmodelle und unprofitable Wachstumsstories könnten 2026, so Jagd, ein böses Erwachen erleben. Das Motto: „Bilanz schlägt Buzzword.“ Damit schließt sich der Kreis. Selektion wird wichtiger, auch aber nicht nur im Tech-Sektor.
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Gold vs. Bitcoin – and the winner is…
Zu guter Letzt dürfen in einem Jahresausblick die Aussichten für Gold und Kryptos nicht fehlen. Schließlich hat die österreichische Tagespresse erst kürzlich getitelt: „Familienfeier: Krypto-Bro genervt von Oma, die mit Gold-Performance prahlt.“ Treffgenauer könnte eine Headline nicht sein. Gold ist mit einer Performance von 58 % der Gewinner des Jahres 2025 schlechthin. Und der Bitcoin vermutlich die größte Enttäuschung. Er wird das Jahr nach aktuellem Stand mit einem leichten Minus beenden.
Die Aussichten für den Coin bleiben laut der wikifolio Community weiter mau. In einem Voting ergriffen zuletzt 70 % der Teilnehmer Partei für die „Gold-Oma“.
Die Top-Trader sehen das ähnlich. Dobetsberger etwa fasst sich kurz: „Gold. Krypto steht am Abgrund.“ Höhnsdorf dazu: „Langfristig gesehen bleibt Gold sicher im Aufwärtstrend – und zwar solange die Zentralbanken weiterhin die Geldmengen ausweiten. Kurzfristig halte ich Preise über 4.000 Dollar aber für übertrieben und eine Korrektur für wahrscheinlich.“ Von Kryptos hält der Trader generell nicht viel: „Ihr Preis hängt nur davon ab, dass irgendwer bereit ist, für ein immaterielles Gut ohne inneren Wert noch mehr zu zahlen als der Vorgänger.“ Scheid summiert: „Die Gold-Oma dürfte 2026 erneut gute Argumente haben.“