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14.04.2018| Von: Andreas Kern |

 

Portrait Andreas Kern


Diese Woche war es soweit: Facebook-Chef Mark Zuckerberg musste seinen „Gang nach Canossa“ antreten – Anhörung vor dem US-Kongress bei maximalem Medieninteresse. Das Unternehmen war aufgrund des Datenmissbrauchs-Skandals um Cambridge Analytica im Zusammenhang mit den US-Präsidentschaftswahlen ins Gerede gekommen. Offensichtlich machte der Chef des „Daumen hoch!“-Konzerns seine Sache aber ziemlich gut, als er „gegrillt“ werden sollte. Die in den Vorwochen arg gebeutelte Facebook-Aktie legte schon am Tag 1 der Anhörung in einer Art Entlastungsrally satte 4,5 Prozent zu. Wirklich konkret wurde Zuckerberg allerdings nicht. Den Anlegern schien es bereits zu genügen, dass eine der Ikonen des Tech-Booms die Fragen ordentlich parieren konnte. Das Geschäftsmodell des Konzerns erscheint jedenfalls so robust, dass es kleinere Blessuren durchaus wegstecken kann.

Nach Raketen-Tweets: Business as usual

Nach Raketen-Tweets: Business as usual

Wesentlich gravierender ist das, was sich derzeit in der Geopolitik abspielt. In den letzten Monaten wurde die Welt – zumindest rhetorisch – in einer kaum für möglich gehaltenen Geschwindigkeit an den Abgrund geführt. Nach dem Skripal-Attentat verschärfte der Westen seine Sanktionen gegen Russland, obwohl an der Täterschaft des Kremls noch immer Zweifel bestehen. Einen von den sogenannten „Weißhelmen“ behaupteten Giftgas-Angriff durch Assad nahm US-Präsident Trump sogar zum Anlass, um per Twitter – wie sonst?! – Raketenschläge gegen Syrien anzukündigen - und auch umzusetzen: Die USA, Frankreich und Großbritannien haben am Samstag Ziele in Syrien angegriffen. Besonders brisant: Ein mögliches militärisches Kräftemessen mit russischen Abwehrmaßnahmen nahm er dabei explizit in Kauf. Die relative Gelassenheit der Märkte auf diese Eskalation muss man, trotz aller Unsicherheiten, aktuell sogar als ein Zeichen der Stärke bewerten. Noch am deutlichsten konnte man den nahöstlichen Krisenherd in den kurzzeitigen Aufwärtsreaktionen bei Rohöl und Edelmetallen ablesen.

Im Zweifel mit Netz

Obwohl alles mit allem zusammenhängt, ist es gerade in unsicheren Zeiten verlockend, mit Netz zu spekulieren. Die Unterbewertung einer Aktie stellt aus diesem Blickwinkel einen solchen Risikopuffer dar. Während High-Flyer in Korrekturphasen oft auch überproportional verlieren, erscheinen Value-Werte durch die vorhandene Substanz vergleichsweise besser gegen etwaige Kursverluste geschützt. Dies gilt besonders, wenn die Märkte das Thema „Value“ sogar eine Weile vernachlässigt haben, wie es in den letzten Jahren der Fall war.


Substanz mit Gewinn

Christian Schmidt (Tradername: Schmidt) konzentriert sich seit Mitte 2012 erfolgreich auf „Fundamental unterbewertete Aktien“ – eine Strategie, die damit auch gleich zum Namensgeber seines wikifolios wurde.

Fundamental unterbewertete Aktien

In der kurzen Beschreibung seiner Handelsidee, gibt er neben dem Hauptkriterium – Marktwert notiert unter dem Substanzwert – auch gleich eine wichtige Nebenbedingung an: „Darüber hinaus erzielen diese Unternehmen Gewinne …“. Ohne diese Einschränkung tappen substanzorientierte Anleger nur allzu leicht in die sogenannte „Value-Falle“. Will sagen, das Unternehmen notiert unter dem Substanzwert, weil es Probleme hat und schlimmstenfalls sogar Geld verliert, was in der Folge den Substanzwert reduziert. Auch fackelt Schmidt nicht lange mit etwaigen Verlustpositionen: Aktuell weist keine Aktie seines wikifolios einen zweistelligen prozentualen Verlust aus. Insgesamt glänzt das wikifolio sogar mit einem Gewinn von mehr als 175% seit Auflegung. Das selbstgesteckte Renditeziel von 7-10% p.a. hat Schmidt damit weit übertroffen.

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Abseits ausgetretener Pfade

Wenn die Weltlage unübersichtlich wird, gibt es unter Anlegern zudem eine Tendenz, sich nach dem Muster „Schuster, bleib bei deinem Leisten“ noch stärker als sonst auf ihren Heimatmarkt zu konzentrieren. Das Konzept wird in der Behavioral Finance zwar als „Home Bias“ durchaus kritisch gesehen, allerdings spricht auch einiges dafür, dass man sich im eigenen Markt eher eine hohe Expertise erarbeiten kann als an exotischen Börsen.

Value Deutschland Stetig

Lars Gappenberger (Tradername „patheus“) konzentriert sich mit seinem wikifolio „Value Deutschland Stetig“ jedenfalls ganz bewusst auf den deutschen Markt. Schließlich gehört die Fokussierung an den Finanzmärkten ohnehin zu den wesentlichsten Erfolgsfaktoren. Auch Gappenberger meidet übrigens „Krisen- und Restrukturierungsunternehmen“. Stattdessen muss der Datenkranz aus Eigenkapital, Verschuldung, Wachstum und Dividendenzahlung schon überzeugen, bevor er investiert. Der Namenszusatz „stetig“ deutet zudem noch auf eine weitere Zielgröße seiner Strategie hin: Ein wildes Auf und Ab soll es mit ihm auch künftig nicht geben.

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Value UND Momentum!

Trotz aller guten Argumente für wertorientiertes Anlegen sollte man das Thema Momentum nicht völlig aus den Augen verlieren. Wenn die Börse wieder richtig anspringt, werden es nämlich voraussichtlich einmal mehr die stärksten Aktien sein, die die meiste Gefolgschaft auf sich ziehen. Im wikifolio „Value Momentum Plus“, das wikifolio von Dr. Stephan Hagen (Tradername: Zambakos), scheint in dieser Hinsicht das Beste aus zwei Welten zu vereinigen.

Value Momentum Plus

Der verfolgte Ansatz ist eine langfristige „Value Momentum“- Strategie. Allerdings ist Dr. Hagen nicht gerade ein eifriger Kommentator seiner Aktionen. Genauer gesagt, hat er bislang nicht einen Kommentar abgegeben. Auch sein Traderprofil verrät nichts über die Person, außer seiner Erfahrung in den einzelnen Anlageklassen. Dann lassen wir doch einfach seine Ergebnisse für ihn und seine Strategie sprechen: Ein Plus von mehr als 180% seit April 2013 ist eine klare Ansage, die tatsächlich keiner weiteren Kommentierung bedarf. Aktuell ist Zambakos übrigens zu 99,6% in Aktien investiert – er fährt also Volllast.

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Was kommt?

Das sollten Anleger in der kommenden Woche im Auge behalten

Die wohl wichtigsten Entwicklungen der kommenden Tage haben weniger mit Wirtschaftszahlen als mit der Kriegsrhetorik im Nahen Osten zu tun. Ein Tweet aus dem Weißen Haus kann die Situation zum Guten oder zum Schlechten wenden. Allerdings erscheinen die Marktteilnehmer in dieser Hinsicht inzwischen auch schon einigermaßen abgestumpft. Den meisten dürfte der Twitter-Schlagabtausch mit Nordkorea noch in lebhafter Erinnerung sein.

Ansonsten werden heute die Zahlen zur Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise veröffentlicht. Die Eurozone und Großbritannien melden ihre Preisdaten dann am kommenden Mittwoch. Am Montag steht zudem die Veröffentlichung der US-Einzelhandelsumsätze an.

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