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21.02.2018| Von: Astrid Schuch |

Maik Geschke aka ("katjuscha") zählt zu den erfolgreichsten Tradern auf wikifolio.com. Er betreut mit "Katjuscha Research Aktientrading" und "Katjuscha Research spekulativ" zwei investierbare wikifolios, mit denen er seit 2014 kontinuierlich den DAX schlägt. Wie er mit volatilen Phasen, wie wir sie derzeit sehen, umgeht und warum er weiterhin mit steigenden Kursen rechnet, verrät er im Gespräch. Außerdem reden wir über das perfekte Markt-Timing und die Bedeutung des Kapitalerhalts, die allzu oft vernachlässigt wird. Auch alle Fans der Samwer-Brüder dürften auf ihre Kosten kommen. Viel Spaß beim Lesen!  

wikifolio.com: Herr Geschke, Sie sind seit September 2013 als Trader auf wikifolio.com aktiv. Wie ist es dazu gekommen?
Maik Geschke: Die Idee des Social Trading und insbesondere von wikifolio.com wurde von Freunden an mich herangetragen. Nach kurzer Bedenkzeit empfand ich es als äußerst sinnvoll, sowohl für mich als Trader als auch für die Investoren.

Was machen Sie beruflich?
Mittlerweile sind meine wikifolio-Aktivitäten mein Haupteinkommen. So konnte ich meinen bisherigen Beruf in einem Fuhrunternehmen als Nebentätigkeit deklarieren und auf das Wochenende verlegen.

Sie führen derzeit zwei investierbare wikifolios - "Katjuscha Research Aktientrading" und "Katjuscha Research spekulativ". Inwiefern unterscheiden sich die Handelsstile bei den beiden?
Grundsätzlich möchte ich im wikifolio "Katjuscha Research Aktientrading" mittel- bis langfristig in Aktien investieren - bei verhältnismäßig geringer Tradingaktivität. Ich habe dabei zwar keine Grenzen in der Marktkapitalisierung der Einzelwerte, aufgrund der Höhe des investierten Kapitals im zugehörigen Zertifikat (aktuell rund fünf Millionen Euro, Anm.) können aber nur wenig Small Caps und wenn, dann auch nur mit geringer Gewichtung, enthalten sein. Dieses wikifolio soll vor allem langfristigen Vermögensaufbau mit geringen Risiken ermöglichen. Bei der Erstellung hatte ich mir vorgenommen und auch kommuniziert, in den nächsten zehn Jahren im Schnitt 15 Prozent Rendite p.a. zu generieren. Dabei soll der maximale Verlust bei unter 15 Prozent gehalten werden.

katjuscha-research-aktientrading-und-dax-performance

Das wikifolio "Katjuscha Research Aktientrading" konnte seit Emission im Februar 2014 eine Rendite von über 100 Prozent erzielen (nach sämtlichen Gebühren). Der DAX legte im gleichen Zeitraum lediglich 28 Prozent zu.

 

Und worum geht es beim zweiten wikifolio?
In "Katjuscha Research spekulativ" kann ich auch Small Caps handeln, sowohl als Langfristinvestment als auch als kurzfristigen Trade. Zudem werde ich zunehmend auch spekulativer mit Derivaten traden. Das führt zu höheren Chancen bei höheren Risiken, aber auf Grundlage vernünftiger Analysen und Absicherungsmaßnahmen - Stichwort Depotmanagement. Ich möchte trotz des spekulativeren Charakters des kleinen wikifolios nicht zu diesen Tradern gehören, die die erreichten Erfolge in kürzester Zeit gegen die Wand fahren.

katjuscha-research-spekulativ-und-dax-performance-vergleich

Das wikifolio "Katjuscha Research spekulativ" konnte seit Emission im Sebtember 2014 eine Rendite von 84 Prozent erzielen (nach sämtlichen Gebühren). Der DAX legte im gleichen Zeitraum lediglich 28 Prozent zu.

 

Manchmal lässt es sich auch mit Kapitalerhalt gut leben

Die Börsen haben Anfang Februar recht deutlich korrigiert. Wie gehen Sie mit derart unsicheren Situationen in Ihren wikifolios um? Versuchen Sie, den Markt zu "timen" oder macht das sowieso keinen Sinn, weil man die Hochs und Tiefs ohnehin nicht erwischt? 
"Timen" muss man ja nicht mit dem gesamten Depot. Man kann in stark überhitzten Märkten, wie beim Anstieg im Januar, zumindest mehr Cash aufbauen, etwas mehr traden oder in defensivere Titel gehen. Ich habe jedenfalls aus psychologischer Sicht die Erfahrung gemacht, dass es sich mit dieser Taktik leichter schlafen und dann auch wieder investieren lässt. Man muss mit seinem Depot den Markt auch nicht zu jedem Zeitpunkt stark outperformen, sondern kann auch zeitweise mit Kapitalerhalt gut leben. Sollte es weiter aufwärts gehen, profitiert man auch von einer Investitionsquote von "nur" 70-75 Prozent. Sollte es abwärts gehen, hat man noch genug Cash, um das eine oder andere Schnäppchen in kurzzeitigen Ausverkaufsphasen einsammeln zu können.

Wie halten Sie es mit Short-Strategien in volatilen Phasen - also dem Setzen auf fallende Kurse?
Ich setze mit sehr geringer Gewichtung auf fallende Kurse, um das Depot etwas abzusichern. Mit größeren Short-Positionen wäre ich vorsichtig - Stichwort: "the trend is your friend". Für eine sehr große Korrektur oder gar einen Bärenmarkt sehe ich weder fundamental noch charttechnisch irgendwelche Anzeichen. Dafür müsste das bisherige Februar-Tief nun erst einmal unterschritten werden. 


"Gerade in einer fortgeschrittenen Hausse werden Glücksritter versuchen, ihre gut gelaufenen Aktien unerfahrenen Anlegern zu verkaufen. Also Vorsicht und eigene Gedanken machen."
wikifolio-Trader Maik Geschke aka "katjuscha" 

 

Was sind für Sie aktuell die größten Risiken für den Aktienmarkt? 
Auf politischer Seite macht mir vor allem das Säbelrasseln gegenüber dem Iran Sorge. Ich hoffe, es bahnt sich hier kein weiterer Konflikt im Mittleren Osten an. Das sage ich aber mehr als Humanist denn als Investor. Außerdem wird man sehen müssen, ob die Wahl in Italien Auswirkungen auf die Finanzmärkte hat. Ich denke aber, solange sich das in Grenzen hält, sind diese Risiken vom Markt längst auf der Agenda und daher eingepreist.

Die monetären Risiken an den Märkten sind ja weitestgehend bekannt. Der Mix aus höher als erwarteter Inflation bei nicht so gut laufender US-Konjunktur kann die Notenbank Fed in die Bredouille bringen - oder zumindest die Anleger vor die Frage stellen, ob vor diesem Hintergrund die Bewertungen am US-Aktienmarkt berechtigt sind. Wie fragil das ganze Gebilde ist, hat die kleine Korrektur von Anfang Februar ja bereits gezeigt.

Also, wie geht's an den Börsen weiter?
Ich denke durchaus, dass Aktien, insbesondere europäische und deutsche, nach wie vor erste Wahl sind und noch mehrere Jahre bleiben können. Im Allgemeinen sind sie bei Weitem nicht so hoch bewertet wie in früheren Börsenphasen vor einem Absturz, erst recht in diesem Niedrigzinsumfeld. Fazit: Ich rechne mit weiter steigenden Kursen in diesem Jahr, aber bei deutlich höherer Volatilität.

Starker Ölpreis und starke Aussichten für Rocket Internet 

Auch die Rohstoffpreise zeigten bis zur Korrektur Anfang Februar wieder relative Stärke. So kletterte zum Beispiel der Ölpreis vorübergehend bis auf 70 Dollar pro Fass. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Aus meiner Sicht sind viele Analysten zu bearish zum Ölpreis eingestellt. Einziges Argument ist, dass die US-Fracking-Unternehmen ihre Fördermenge stark erhöhen werden. Dieser Effekt wird aber seit Monaten erwartet. Zudem halte ich andere Faktoren für bedeutender. Dazu gehören neben den stark gefallenen Lagervorräten in den USA vor allem die Förderausfälle in Ländern wie Norwegen oder Venezuela und natürlich die Förderbremse der Opec und Russlands. Übergeordnet sollte Öl ohnehin knapp bleiben, bei gleichzeitig weltweit steigender Nachfrage durch die wachsende Weltbevölkerung und die wachsende Wirtschaft. Abgesehen davon deutet das Chartbild auf weiter steigende Kurse in den nächsten ein bis zwei Jahren hin. Ich werde deshalb jetzt nicht mit Derivaten auf den Ölpreisanstieg spekulieren, aber auf einzelne Unternehmen in dem Sektor setzen, die auch schon bei etwas niedrigeren Ölpreisen eine geringe Bewertung aufweisen. Dazu gehört beispielsweise die Deutsche Rohstoff AG.

Die größte Aktienposition in beiden wikifolios ist aktuell Rocket Internet. Seit dem IPO ist das Papier ja gelinde gesagt untergegangen. Erst seit Kurzem zeigt die Aktie wieder etwas Leben. Wieso ist das in die Jahre gekommene Startup wieder attraktiv?
Nach dem Börsengang hatten sich die Versprechungen der Samwer-Brüder zunächst nicht erfüllt und der hohe Börsenwert von damals konnte daher auch nicht gerechtfertigt werden. Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich jedoch der Meinung, dass der Aktienkurs zu hart abgestraft wurde. Rocket Internet hat operativ schon deutliche Fortschritte in einzelnen Bereichen gemacht. Außerdem konnten sie mit Delivery Hero und Hellofresh zwei Hauptbeteiligungen an die Börse bringen und damit schlussendlich doch die Ziele vom Börsengang überwiegend umsetzen. Demnächst soll wohl auch noch ein weiterer Börsengang bei Home24 auf der Agenda stehen.

Meiner Ansicht nach liegt der innere Wert des Konzerns mindestens 30 Prozent über dem aktuellen Börsenwert. Dabei rechne ich nur den aktuellen Cashbestand sowie die Anteile an den sechs bis sieben Hauptbeteiligungen des Konzerns ein. Zusätzlich hat Rocket Internet noch einen breit gefächerten Investmentfonds aufgebaut, in dem kleine Summen in mehr als hundert unterschiedliche Unternehmen weltweit investiert wurden. Ist dort der eine oder andere "hidden champion" dabei, ergäben sich entsprechend noch höhere Substanzwerte des Konzerns. Darüber hinaus hat Rocket Internet die Chance im März in den MDax aufzurücken. Und zu guter Letzt erkenne ich im langfristigen Chartbild eine abgeschlossene Bodenbildung mit dem Überwinden des Kursbereichs bei rund 22,5 Euro, was Kurse von 30 Euro und darüber mittelfristig ermöglicht. 

"Vorsicht und eigene Gedanken machen!"

Abschließend: Welches war die härteste Lektion, die Sie am Markt erfahren mussten?
Der Neue Markt und die desaströse Folgezeit der Jahre 2000 bis 2003 waren eine harte Lektion, aus der ich viel lernen konnte. Diese Zeit legte den Grundstein dafür, dass ich mich überhaupt mit grundlegenden Fragen der Bilanz- und Aktienanalyse, Massenpsychologie und Volkswirtschaft zu beschäftigen begann. 

Welche Ratschläge würden Sie einem Einsteiger mit auf den Weg geben?
Jeder Mensch (nicht nur an der Börse) sollte sein eigenes Verhalten immer selbst reflektieren und dabei ehrlich zu sich selbst sein. Nur so erkennt man seine eigenen Stärken und Schwächen, gerade auch in psychologischen Dingen. Wenn man diese Selbstreflektion umsetzt, läuft man auch nicht Gefahr, auf irgendwelche Tipps von Börsenbriefen und Bankanalysten unreflektiert reinzufallen. Was nicht heißt, dass Tipps von Experten grundsätzlich problematisch wären, aber man muss sie eben selbst inhaltlich prüfen, eigene Entscheidungen treffen und nicht in den Hype hinein handeln. Gerade jetzt in einer fortgeschrittenen Hausse werden Glücksritter versuchen, ihre gut gelaufenen Aktien unerfahrenen Anlegern zu verkaufen. Also Vorsicht und eigene Gedanken machen!

Herr Geschke, vielen Dank für das Gespräch!

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