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Aye aye, AI?!

Der KI-Hype bekam letzte Woche erste Kratzer: OpenAI-Chef Sam Altman zog Parallelen zur Dotcom-Blase 2000. Und eine MIT-Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich Investitionen in generative KI für 95 % der Unternehmen nicht lohnen. Die Folge: Der Nasdaq 100 beendete die volatile Woche mit einem Minus von 1,4 %.

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Besonders gehypte Aktien kamen – besonders – unter die Räder: Palantir etwa zerbröselte es um über 15 %. Und dass obwohl Fed-Chef Jerome Powell am Freitag noch für Freudensprünge bei US-Aktien – inklusive Palantir – sorgte. In seiner Rede auf dem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole signalisierte er, dass die US-Notenbank im September wahrscheinlich eine Zinssenkung vornehmen wird.

Damit wird deutlich, manche Titel sind definitiv „priced for perfection“ – Palantir ist eine davon. Geht etwas schief, werden diese Aktien abgestraft. Doch ist die Sorge vor dem Platzen einer KI-Blase damit berechtigt?

„Die USA ist als einzige große Weltbörse klar überbewertet“

Philipp Haas, der unter anderem die wikifolios Nachhaltige Dividendenstars oder auch Digitale Revolution erfolgreich betreut, ortet zumindest ein Bewertungsproblem: „Die USA ist als einzige große Weltbörse klar überbewertet. Gerade beim Nasdaq sind das noch nicht einmal unbedingt die MAG 7, sondern auch etwas unbekanntere Aktien wie Broadcom, Costco oder Cintas, die gemessen am Wachstum und Geschäftsmodell, sowie zur eigenen Historie sehr teuer erscheinen. Bei Nvidia wird auch unterschätzt, wie zyklisch das Geschäft ist und dass sich diese Margen und quasi Monopolstellung bei KI nicht ewig halten wird können.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +380,9 %
    seit 19.07.2013
  • EUR 1.666.708,39
    Investiertes Kapital
  • +18,2 %
    Performance (1 J)
  • 18,9 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +13,9 %

Damit geht ein gewisses Risiko für eine Korrektur einher, bestätigt Haas: „Da der September auch in den USA statistisch der schwächste Börsenmonat ist, ist das Risiko eines Rückschlags sicherlich etwas erhöht. Auf der anderen Seite sollten die Aussicht auf sinkende Zinsen und US-Präsident Trump helfen.“

Wie groß ist die Gefahr, dass die KI-Blase platzt? „Ich bin kein Crash-Prophet“, winkt Haas ab. „Außerhalb der USA sehe ich sehr günstige Bewertungen. Den 2000er-Crash im Tech-Bereich hatten wir außerdem schon 2022. Und der Nachfolger von Fed-Chef Powell wird außerdem wohl eine extreme Taube (Befürworter einer expansiven Geldpolitik mit niedrigen Zinsen, Anm.), was für viel Liquidität sorgen wird.

„Vereinzelt extremes Verlustrisiko“

Von seiner Palantir-Position hat sich Haas mittlerweile übrigens getrennt: „Palantir war einmal minimal als ‚Hightech Defense Stock‘ im Portfolio. Aber schon lange nicht mehr, was bisher ein Fehler war. Ich denke, die wenigsten Palantir-Investoren wissen, was die Firma genau macht. Gemessen nur an den Finanzzahlen gilt sie als eine der überbewertesten Aktien überhaupt. Wenn sowohl die KI- als auch die Defense-Blase platzt, kann es hier zu extremen Verlusten kommen.“ Das gilt naturgemäß nicht nur für Palantir sondern für alle Aktien, die teuer sind und deren Rally auf besonders gehypten Themen wie KI oder Verteidigung fußt. Auf der anderen Seite gibt es auch weiterhin spannende Titel, weiß Haas: „Chancen sehe ich bei den Aktien in meinen wikifolios, die für das Wachstum nach meiner Einschätzung alle meist sehr attraktiv bewertet sind. Gerade Schwellenländer und China könnten mit einem schwächeren Dollar ihren Trend fortsetzen. Auch in Europa gibt es punktuell Chancen!“

„Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu 2000“

Weiterhin optimistisch bleiben die Vermögensverwalter der Private Alpha Switzerland AG für KI und die entsprechenden Aktien, auch wenn die Überhitzung mancherorts nicht von der Hand zu weisen ist. Besteht die Gefahr einer Blase wie zur Jahrtausendwende? „Ja, es gibt gewisse Parallelen zur Dotcom-Ära – hohe Bewertungen, viel Euphorie und stellenweise überzogene Erwartungen“, sagt Christoph Gum, der für die Vermögensverwalter das wikifolio Alpha AI Leaders betreut. Die Aussagen von OpenAI-Chef Sam Altman kommen also – wenig überraschend – nicht von irgendwo, bestätigt Gum. Nachsatz: „Gleichzeitig expandiert OpenAI mit ChatGPT Go gerade erst in neue Märkte wie Indien, mit 1,4 Milliarden potenziellen Nutzern, die bisher nicht adressiert werden konnten. Der entscheidende Unterschied zu 2000: Heute stehen finanzstarke Technologieführer wie Nvidia, Microsoft, Amazon oder Oracle im Zentrum. Diese Unternehmen sind nicht nur hochprofitabel, sondern verfügen über massive Cashflows und nachhaltige Wachstumsmodelle.“

Panik ist also bei aller Überbewertung nicht angebracht, im Gegenteil, sagt Gum: „Zwar sind kurzfristige Korrekturen in überhitzten Nischen durchaus möglich, ein abruptes ‚Platzen‘ wie vor 25 Jahren erwarten wir jedoch nicht. Vielmehr sehen wir einen volatilen, aber intakten Aufwärtstrend, in dem Rücksetzer attraktive Einstiegsgelegenheiten bieten. Langfristig bleibt die substanzielle Wertschöpfung durch KI intakt – und wer antizyklisch denkt, kann solche Phasen gezielt für den Portfolioaufbau nutzen.“

„Kein Hype, sondern ein Superzyklus“

KI ist für die Vermögensverwalter nicht nur ein Hype, wie Gum erklärt: „Aus Sicht von Private Alpha befindet sich der KI-Superzyklus noch in einer frühen, hochdynamischen Phase. Historische Innovationswellen wie das Internet, die Cloud oder Social Media haben gezeigt, dass solche Megatrends in der Regel mindestens vier Jahre benötigen, um ihren Höhepunkt zu erreichen – Social Media sogar über acht Jahre.“ Der Startschuss für die breite Adaption moderner KI-Technologien ist laut Gum aber erst im November 2022 mit der Veröffentlichung von ChatGPT gefallen. „Damit stehen wir heute erst im ersten Drittel dieses Zyklus. Aus Investorensicht bedeutet das: Das größte Potenzial liegt noch vor uns.“

Sein Fazit: „Wer langfristig denkt, sollte diesen Trend nicht als kurzfristigen Hype, sondern als strukturelle Wachstumsstory verstehen, die auch in den kommenden 18 bis 24 Monaten erhebliches Renditepotenzial bietet.“

Im wikifolio setzen die Vermögensverwalter aber nicht bloß passiv auf die führenden KI-Unternehmen, sondern steuern die Marktrisiken nach Gum‘s Aussage „hochaktiv“ – und zwar auf Makro-Ebene und im Rahmen von Einzelaktien-Health-Checks: „Unsere proprietäre KI-Plattform CaesarDPT erkennt in Echtzeit, ob wir uns in einem strukturellen Bullen- oder Bärenmarkt befinden. So können wir unsere Investitionsquote dynamisch anpassen.“ Und, so der Trader: „Wöchentlich analysieren wir fundamentale und technische Faktoren, um die wahren KI-Leader zu identifizieren und Überbewertungen zu meiden. Ein aktuelles Beispiel: Palantir haben wir trotz großer Marktbegeisterung nicht ins Portfolio aufgenommen, weil wir die Aktie als überteuert bewerten – und sehen sie auch heute noch so. Stattdessen nutzen wir Marktrücksetzer gezielt für Neueinstiege. Gewinne sichern wir konsequent: So haben wir einen Teil unserer Position in Oracle am Allzeithoch verkauft und das Kapital in die attraktiver bewertete Salesforce umgeschichtet. Außerdem sehen wir Netflix als strukturell unterbewertet und hervorragend positioniert, um von KI-Trends im Streaming zu profitieren.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +177,0 %
    seit 20.02.2023
  • EUR 14.326.246,71
    Investiertes Kapital
  • +15,9 %
    Performance (1 J)
  • 41,0 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +42,2 %

Die Performance gibt den Experten Recht: Seit Erstellung des wikifolios im Februar 2023 steht ein Plus von über 140 % zu Buche. Beim Nasdaq 100 sind es lediglich knapp 90 %.

Fazit

KI-Blase? Ja. Einige sehr gehypte Einzelaktien wie Palantir sind einfach unfassbar teuer und damit anfällig für eine Korrektur. Und das nicht erst seit OpenAI-Chef Sam Altman seinen sprichwörtlichen Senf dazu gegeben hat. Glücklicherweise gibt es Unterschiede zur Dotcom-Blase 2000, die ein abruptes Platzen der Blase heute unwahrscheinlich(er) machen. Das bedeutet leider nicht, dass die Volatilität kurzfristig nicht hoch sein kann. Schon morgen Mittwoch wird es spannend. Nvidia legt nach US-Börsenschluss Quartalsergebnisse vor. Sie dürften wohl darüber entscheiden, ob’s kurzfristig heißt: „Aye aye, AI!“ oder doch eher „AI? Aye aye aye…“.

Update: Besser als erwartet, Aktie trotzdem im Minus

Nvidia hat die Erwartungen der Analysten erneut übertroffen - bei Umsatz, Gewinn und auch Ausblick. Trotzdem gaben die Aktien im nachbörslichen Handel nach. In einer ersten Reaktion verloren die Titel 3 %. „Das Gesetz der großen Zahlen - irgendwann wird das Wachstum kleiner, liegt einfach in der Natur der Mathematik. Nvidia ist eine spannende Story, aber auf dem Niveau auch 'priced for perfection'. Mit neuen Investitionen tue ich mir schwer, bestehende Engagements sollte man gut im Auge haben oder bei Bedarf absichern“, sagt dazu wikifolio Trader Marco Jansen von der Oberbanscheidt & Cie Vermögensverwaltung, der ua das wikifolio Weltweite Aktienauswahl führt. Mehr Einschätzungen und Kommentare und Details zu den Zahlen gibt's im Feed unter folgendem Link: Nvidia-Umsatz steigt um mehr als 50 Prozent - Rechenzentren-Umsatz drückt Aktie

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