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Anleihen nach dem Crash – ein Traum von der (fast) risikolosen Rendite

Die US-Notenbank Fed hat beginnend im März letzten Jahres 11mal den Leitzins angehoben – auf eine Spanne von 5,25 % bis 5,50 %. Die EZB machte es ihr mit Verspätung nach. In der Eurozone liegt der Zins nach nunmehr 10 Anhebungen bei 4,50 %. Diese beispiellos rasante Zinswende nach Jahren der Nullzinspolitik bleibt nicht ohne Folgen.

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Die Wirtschaft schwächelt (gewollt). Schließlich soll so der ausufernden Teuerung Einhalt geboten werden. Deutschland steckt schon in der Rezession und auch die USA werden wohl nicht drum herumkommen. Das sagen die wikifolio Trader Christian Scheid, Philipp Weller und Torsten Maus.

Die Zinsanhebungen zeigen sich auch an den Bondmärkten. Laut Daten von justETF brachen die Kurse der langlaufenden Staatsanleihen der Eurozone-Mitglieder (Restlaufzeit: 10+ Jahre) in den letzten 3 Jahren um dramatische 38 % ein. Ähnliches Bild in den USA: US-Langläufer liegen 33 % im Minus. Warum? Mit steigenden Leitzinsen werden neue Staatsanleihen mit einem höheren Kupon ausgestattet. „Alte“ Papiere verlieren daher an Wert. Die Kurse fallen, die Renditen steigen.

Inverse Renditekurve

Spannend: Die sogenannte Renditekurve ist sowohl für US-Papiere als auch für deutsche invers (Quelle: Investing.com).

Das bedeutet: Die Rendite der Staatsanleihen mit einer sehr kurzen Restlaufzeit ist höher als jene für lange Laufzeiten (siehe Grafik). Daran lässt sich unter anderem die Gefahr einer Rezession ablesen.

„Higher for longer“

Gleichzeitig spiegelt die Renditekurve auch die Zinserwartungen wider. Während sich Anleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu 3 Jahren zuletzt recht stabil gehalten haben, ging der Kursverfall bei Langläufern weiter. Und hat sogar noch einmal an Fahrt aufgenommen. Die Renditen der Langläufer sind heute also deutlich höher als noch vor 1 Monat. Das spricht für „higher rates for longer“.

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Folgen für die Aktienmärkte

Hohe Zinsen bzw. Anleihe-Renditen beeinträchtigen auch die Börsen. „Die steigenden Anleiherenditen sind aktuell sicherlich der Hauptbelastungsfaktor für die Märkte. Was man auch daran sieht, dass die Aktienkurse schon auf kleinste Veränderungen der Renditen äußerst sensibel reagieren“, erklärt wikifolio Trader Christian Scheid (Scheid). Und ergänzt: „Sollten sich hier aber Entspannungen abzeichnen, kann sich der Aktienmarkt auch schnell erholen.“

wikifolio Trader Torsten Maus (TorstenMaus) erklärt den Effekt: „Bei einem Zinssatz von 5 % in den USA gehen viele Investoren lieber in den (risikolosen) Geldmarkt als in den mit Risiken behafteten Aktiensektor.“ Doch das ist nicht alles, weiß Maus: „Unrentable Tech-Unternehmen und verschuldete Unternehmen der Old-Economy haben seit längerem von der Zinsseite preislichen Gegenwind, da sich die Refinanzierungen maßgeblich verteuert haben.“ Das dürfte sich so schnell auch nicht ändern, glaubt Maus: „Da ein Teil der Inflation in Europa nachhaltig und strukturell ist, ist nicht damit zu rechnen, dass die Notenbanken die Leitzinsen in den nächsten Jahren nochmals stark senken werden. Insofern wird das Zinsthema die Aktienmärkte weiterhin maßgeblich beeinflussen.“

Time to buy bonds?

Ist die Zeit also reif für Anleihen im Depot? Die wikifolio Trader sagen unisono „Ja“ – mit vorsichtigem Unterton. Weller (Phillippoooo), der in Multi-Asset Allokation primär diversifiziert auf Rohstoff-Themen setzt, hat sich sogar welche ins wikifolio gelegt. „Ich halte Short-ETFs auf den S&P 500 sowie den DAX als Absicherung gegen eine Rezession und steigende Zinsen. Als Liquiditätspuffer und Cash-Ersatz setze ich auf ETFs mit kurzlaufenden amerikanischen Staatsanleihen (0 bis 3 Jahre).“

Bei Kurzläufern würde er es persönlich aktuell allerdings auch belassen: „Sie bieten aus meiner Sicht ein ganz gutes Chance-Risiko-Verhältnis, insbesondere als Cash- oder Tagesgeld-Ersatz. Bei langlaufenden Anleihen wäre mir bei den aktuellen Renditen das Risiko einer langfristig hohen Inflation immer noch zu hoch. Als Beimischung in einem ausgewogenen Depot können jedoch auch langlaufende Anleihen als Absicherung gegen eine tiefe Rezession eingesetzt werden.“

Chart

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cde

Kennzahlen

  • +675,6 %
    seit 09.11.2013
  • EUR 3.073.462,88
    Investiertes Kapital
  • +12,0 %
    Performance (1 J)
  • 14,0 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +21,4 Prozent

Laut Maus sind selbst Unternehmensanleihen trotz steigender Zinsen derzeit gesucht und auch Festgeld erlebt eine große Nachfrage. „Die Inflationsraten sind ja bereits deutlich gesunken, sodass sogar Tagesgeld als Inflationsausgleich in vielen Bereichen taugt“, summiert er. Alldas reduziere aber natürlich die Nachfrage nach Aktien. Im wikifolio TREND-SURFER bleibt Maus daher folgerichtig mit einer hohen Cash-Quote von gut 60 % defensiv aufgestellt.

Chart

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cde

Kennzahlen

  • +55,2 %
    seit 29.01.2019
  • EUR 3.074.541,56
    Investiertes Kapital
  • +7,5 %
    Performance (1 J)
  • 11,1 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +7,7 Prozent

Eigentlich gut, aber …

Scheid ist (noch) vorsichtig – sowohl was Aktien als auch Anleihen angeht. Zwar hält er die hohen Renditen bei Anleihen mittlerweile für übertrieben und ortet daher Aufwärtspotenzial für die Kurse, wann diese Wende aber eintritt sei schwer vorherzusagen. „Kurzfristig könnte sich der Trend fallender Bond-Kurse erst einmal noch fortsetzen. Denn viele Anleger, die seit Jahresbeginn in Anleihen investiert haben, dürften auf dem falschen Fuß erwischt worden sein. Das sieht mir aktuell sogar nach der einen oder anderen Zwangsliquidierung aus.“ Schieflagen seien nicht auszuschließen, genau wie „Unfälle“ im Finanzsystem aufgrund des sprunghaften Rendite-Anstiegs. Scheid warnt: „Die Buchverluste in den Bankbilanzen wachsen immer weiter an. Da könnte auch eine Neuauflage der US-Regionalbankenkrise vom Frühjahr drohen.“

Ready to Rally?

Scheid ist in Special Situations long/short aktuell sogar mit einer Cash-Quote von 66 % unterwegs. „Erst wenn sich weitere Entspannungstendenzen bei den Renditen abzeichnen, werde ich die aktuell sehr hohe Cash-Quote deutlich absenken. Gerade im Hinblick auf eine mögliche Jahresendrally könnte ich mir vorstellen, erstmals seit Ende 2022 auch wieder mehr oder weniger voll investiert zu sein. Gut möglich also, dass in den kommenden Wochen Titel wie Nvidia oder Super Micro Computer im wikifolio Special Situations long/short auftauchen.“

Chart

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cde

Kennzahlen

  • +347,9 %
    seit 16.05.2018
  • EUR 4.846.615,63
    Investiertes Kapital
  • +27,8 %
    Performance (1 J)
  • 15,9 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +30,5 Prozent

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