Besser als die besten Fondsmanager

Die Kritik an teuren und wenig leistungsstarken Fondsmanagern gab es damals schon. Doch würden Anleger aus ihrem stillen Kämmerlein von zu Hause aus mehr bieten können als die festangestellten Profis großer Fondsgesellschaften mit großen Teams im Hintergrund? Die Antwort lautet: ja. Auch regulatorische Fragen nach Kontrolle, regelbasiertem Anlegen und vielem mehr hat der Österreicher Kern längst gelöst.

Mehr als 10.000 wikifolios sind jeweils im Mantel eines Zertifikats mit einer Wertpapierkennnummer ausgestattet, von der Düsseldorfer Wertpapierhandelsbank Lang & Schwarz emittiert und für jedermann ohne Mindesteinlage investierbar. Mehr als 700 Millionen Euro sind in den wikifolios angelegt. Das ist kein schlechter Wert. Aber Kern will ihn gern erhöhen. „Die Leistung eines Fondsmanagers und auch unserer wikifolio Trader ist schwierig zu bewerten, vor allem bei der Fragestellung: Was leistet der in der Zukunft?“, sagt Kern. „Ich will die Leute ja nicht nur zum Kaufen von wikifolios bewegen, sie sollen auch gute Produkte bekommen, das bestimmt schließlich den Outflow der Zukunft.“

Der studierte Mathematiker hat lange gesucht, bis er eine Leistungsuntersuchung gefunden hat, die seinen Ansprüchen genügte. Letztlich hat er sich für das „Capital Asset Pricing Modell“ entschieden, das unter anderem von Nobelpreisträger William Sharpe entwickelt wurde. Hier wird zwischen der Rendite unterschieden, die sich aus der Abbildung eines Marktes ergibt, wie sie ETFs liefern, als Beta bezeichnet, und dem Alpha, das Fondsmanager zusätzlich generieren können. In einer ersten Erhebung im Herbst ergab sich zum Beispiel, dass eine prominente Techinvestorin wie Catie Woods mit ihren Fonds ein Alpha von minus 27 Prozent „erwirtschaftete“. „Sie hat nicht wirklich immer etwas für Anleger geleistet“, bemerkt Kern dazu trocken.

58 wikifolios mit Mehrertrag

Nun hat er umfassender untersuchen lassen, was in Deutschland und Österreich zugelassene Aktienfonds und wikifolios (die seit mehr als fünf Jahren am Markt sind, alle Kriterien der Streuung erfüllen und wenigstens 10.000 Euro Anlegergeld verwalten) geleistet haben in den vergangenen fünf Jahren. Im Ergebnis, das der F.A.Z. vorab vorliegt, hat etwa ein Viertel der Fonds und ein Drittel der wikifolios Alpha generiert. Wirklich signifikant war das aber nur bei einem der 60 Aktienfonds mit acht Prozent Alpha im Jahr. Gleichzeitig haben 58 der mehr als 1100 wikifolios ein signifikantes Alpha von im Schnitt stolzen 16 Prozent erwirtschaftet.

Kern hat auch eine Erklärung für das schlechte Abschneiden der Fonds: „Ein Fondsmanager wird jährlich gemessen. Wenn er ein paar verrückte Ideen ausprobieren will und damit nicht sofort Erfolg hat, ist er seinen Job los“, sagt Kern. Und wenn er Erfolg habe, müsse er wegen UCITS-Regeln oft gut laufende Titel wieder reduzieren und verkaufen, um ihr Gewicht im Fonds nicht zu groß werden zu lassen, was erhebliche Rendite kostet und die Anreize, solche Titel zu finden, mindert. 

Aus Ängstlichkeit bleiben sehr viele Fondsmanager in den etablierten großen Aktienmärkten daher nahe an den Indizes mit ihren Investments, wie schon etliche Studien vorher gezeigt haben. „Ich würde einen Fondsmanager aber nur bezahlen, wenn er Alpha liefert“, sagt Kern. Er empfindet seine wikifolios daher als gute Ergänzung zu ETFs. ETFs kosten nicht viel, versprechen aber auch kein Alpha, sondern liefern beständig die Marktrendite und damit eine Messlatte, die viele teure Fonds nicht erreichen. 

Als Beimischung sind wikifolios dann durchaus eine Idee, wie der Blick auf die Seite wikifolio.com zeigt. Hier findet sich nicht nur die zu Gründungstagen versprochene Transparenz. Hier zeigen sich auch wikifolio Trader, die seit mehr als zehn Jahren verlässlich sehr gute Renditen liefern. Auf den vorderen Plätzen im nach 13 Kriterien fortlaufend er - mittelten Ranking liegt regelmäßig Christian Scheid , seit dem Jahr 2013 mit seinem wikifolio Special Situations long/short am Markt. Es ist unter der ISIN DE000LS9BYB1 handelbar, kostet 0,95 Prozent Gebühr im Jahr sowie 15 Prozent Performancegebühr, von der Scheid die Hälfte erhält. Bisher ein gutes Geschäft für alle Beteiligten. Mit gut 13 Prozent Rendite im Jahresschnitt ist das Ergebnis nicht nur sehr sehenswert, das Alpha zum ohnehin schon starken Vergleichsindex Nasdaq 100 ist überdies beeindruckend. Wer sich das Portfolio anschaut, entdeckt zudem keine Überschneidung mit den glorreichen Sieben. Stattdessen tauchen Werte wie Salzgitter, Porr oder BioNTech auf. Auch DOCMORRIS oder ProSiebenSat.1 Media.

Investments fern der Indizes

Deutlich mehr als die zehn Millionen Euro, die Scheid anvertraut sind, hat Richard Dobetsberger mit seinem wikifolio Umbrella (ISIN: DE000LS9AVX3) zu verwalten. 160 Millionen Euro haben ihm die Anleger anvertraut. 33 Prozent Jahresrendite im Schnitt seit 13 Jahren haben viel Anlegergeld angelockt. Die Performancegebühr beträgt zudem nur fünf Prozent. 26 Prozent jährliches Alpha hat er zum Vergleichsindex MSCI World geliefert seit dem Jahr 2012. Rheinmetall, Palantir und Apple sind derzeit im Portfolio, aber auch Bayer, Paypal und IBM. Die wikifolio Trader haben große Freiheiten, unterliegen aber auch strengen Regeln bezüglich Transparenz. „Wer Gewinn nur mit ein oder zwei Aktien macht und Glück hat, der wurde bei unserer Analyse aussortiert und erfährt auch die Auszeichnung Alpha nicht. Der Gewinn muss auf vielen Beinen stehen“, sagt Kern. „Wir messen die Diversifizierung im Durchschnitt und für jede Zwölfmonatsperiode einzeln und machen auch die Zusammensetzung der Gewinne und Verluste einsehbar.“

Einschlägige Vorerfahrung braucht niemand, der ein wikifolio betreiben möchte. Viele haben aber einen Hintergrund in der Finanzbranche. Manche betreiben das wikifolio nebenher, für andere ist es zum Hauptberuf geworden. Die meisten Anbieter sind Männer mittleren Alters. Die wikifolios müssen sehr regelmäßig gepflegt, die Anleger stets gut informiert werden.

Mit 50 Mitarbeitern betreibt Kern derzeit die wikifolio AG von Wien aus. Auch in Polen oder Italien hat er Mitarbeiter, je nachdem wo er gerade Techtalente findet. Von einem guten Gewinn im mittleren einstelligen Millionenbereich spricht Kern. Ein Börsengang ist nicht ausgeschlossen. Ob die Aktie dann Eingang in jedes wikifolio findet? Man wird sehen.