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22.11.2018| Von: Astrid Schuch |

In den USA haben die Börsen am heutigen Thanksgiving geschlossen. Eine kleine Verschnaufpause nach den letzten Wochen, die fest in der Hand der Bären war, haben sich die geplagten Börsianer sicherlich verdient. Vor allem bei den Technologie-Werten ging es steil bergab. Seit dem Anfang Oktober markierten Hoch hat der Nasdaq 100 rund 1200 Punkte oder 17 Prozent an Wert eingebüßt. Einige Highflyer wie Nvidia hat es in kürzester Zeit regelrecht zerrissen.

Name Kursverfall vom Hoch
Nvidia -49,9%
Activision Blizzard -39,0%
Facebook -38,0%
Netflix -37,4%
Amazon -25,6%
Apple -23,8%
Alphabet -18,2%

 

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Gleichzeitig muss man die aktuelle Korrektur an der Nasdaq aber ins richtige Licht rücken: In den vergangenen zehn Jahren ging es bei dem Index fast nur bergauf. Er stieg von 1000 Punkten bis auf 7700 Punkte im Hoch. Dieser fulminante Anstieg wurde in den vergangenen Wochen nur leicht korrigiertDie Nvidia-Aktie zum Beispiel hat sich auf 5-Jahres-Sicht um gut 820 Prozent verteuert - um jeglichen Zweifeln vorzubeugen, die aktuelle Kurshalbierung ist in dieser Performance berücksichtigt. Da hat man es als Aktionär wahrlich deutlich schlechter erwischen können.

Darüber hinaus ist ohnehin Optimismus geboten: Je tiefer die Kurse fallen, umso günstiger können sich Anleger die IT-Giganten ins Depot holen. 

Fortschritt lässt sich nicht dauerhaft aufhalten

Die Vermögensverwalter von GAM Investments etwa äußern sich in ihrem aktuellen Marktkommentar bereits einigermaßen euphorisch: „Wir glauben, dass die Entwicklung disruptiver Technologien noch nie so stark war und noch nie so zugelegt hat wie heute. Unserer Ansicht nach könnte der Zeitpunkt günstig sein, einige attraktiv bewertete Aktien einzusammeln.“ Eine Begründung, die absolut nachvollziehbar erscheint - vor allem für Langfristinvestoren.

„Nvidia muss überschüssige Inventarbestände nach dem Ende des Kryptobooms erst abbauen. Das sollte ein Einmaleffekt sein (...), der an der erfolgreichen Marktposition wenig ändert. (...) Die Reaktion auf die defensive Q4-Prognose scheint mir völlig überzogen.”
Felix Hagmann („Zinseszins”), wikifolio „IT Leader

Zu letzteren gehört mit Sicherheit auch wikifolio-Trader Felix Hagmann („Zinseszins”), dessen wikifolio „IT Leader” logischerweise unter der Nasdaq-Korrektur gelitten hat, seit Jahresanfang aber immer noch leicht im Plus liegt. Seit Mitte Oktober steht Hagmann ausschließlich auf der Käufer-Seite. Bei Nvidia etwa hat er bereits dreimal nachgelegt. Vor etwa einer Woche kommentierte er die Lage wie folgt: „Momentan hat die Börse das Gegenteil von einer rosaroten Brille auf - positive Aspekte ignorieren, negative Aspekte überbetonen. In einem solchen Umfeld macht es noch mehr Sinn als sonst, die Q3-Zahlen von Nvidia zu nennen: Umsatz +21 Prozent, Gewinn pro Aktie +48 Prozent. Der Abverkauf selbst, so Hagmann weiter, sei darauf zurückzuführen, dass die Prognose für Q4 recht defensiv ausgefallen sei. Das liegt laut dem Trader wiederum daran, dass Nvidia überschüssige Inventarbestände nach dem Ende des Kryptobooms erst abbauen muss. Hagmann ist überzeugt: Das sollte ein Einmaleffekt sein, der in wenigen Quartalen ausläuft und an der erfolgreichen Marktposition wenig ändert, zumal die Sparten Data Center, Automotive, Professional Visualization, Edge AI (zum Beispiel autonome Maschinen) nicht davon betroffen sein sollten. Die Reaktion auf die Prognose scheint mir völlig überzogen, nachdem sich die Aktie zuvor schon deutlich verbilligt hatte.

Dass die Tech-Branche also dauerhaft unter die Räder kommt, dürfte recht unwahrscheinlich sein. Kurzfristig allerdings sind solche langfristig sehr werthaltigen fundamentalen Analysen, wie sie die GAM-Vermögensverwalter oder auch Hagmann für sein wikifolio anstellen, selten ein gutes Mittel gewesen, um Wendepunkte an den Märkten zu erkennen. Für das richtige Timing lohnt sich eher ein Blick auf die reine Kursentwicklung - also den Chart.

Charttechnisch ist noch Luft nach unten

Aktuell sind vor allem die Langfrist-Charts der Tech-Aktien interessant. In der Regel ist es so, dass sich an den Aktienmärkten Anstiegs- und Korrekturphasen immer wieder abwechseln. Nun ist eine solche an der Nasdaq wie eingangs bereits erwähnt in den letzten zehn Jahren ausgeblieben. Die Rekordjagd der US-Tech-Titel wurde in den vergangenen Wochen zu lediglich 17 Prozent korrigiert. Das ist historisch betrachtet nicht viel.

Bezogen auf die letzte, im Februar 2016 gestartete Etappe der Mega-Rally, hat der Index immerhin schon mal die 30 Prozent-Korrekturmarke erreicht. Das wird in der Charttechnik als Mindestziel einer gesunden Korrektur angesehen. Oft kommt es sogar zu einem 50-prozentigen Rücksetzer. Mit Blick auf die Zehn-Jahres-Rally müsste der Index dafür auf 5700 bzw. 4400 Punkte fallen. Vom aktuellen Niveau aus ginge es in diesem Fall erneut um 14 bzw. 34 Prozent nach unten. Und hier sind Szenarien wie eine drohende Rezession noch nicht berücksichtigt. In solchen Phasen bieten selbst die genannten Marken meist keinen Halt mehr.

Bereit machen für die Einkaufstour, ohne ins fallende Messer zu greifen

Erfahrene Investoren wissen natürlich, dass die Börse keine Einbahnstraße ist. Tech-Spezialist Stefan Waldhauser („stwBoerse“) hatte im Gespräch mit wikifolio.com erstmals bereits vor knapp einem Jahr betont, dass er schon länger mit einer deutlichen Korrektur der Aktien der Branche rechnet (hier geht's zum Talk). Obwohl sein Anlagehorizont bei fünf bis 10 Jahren liegt und er nach eigenen Aussagen „nichts von Markt-Timing versteht“, hat er die Cash-Quote in dem wikifolio „High-Tech Stock Picking” trotzdem sicher auch deswegen zuletzt deutlich hochgefahren.

„Wir brauchen eine solche Bereinigung bzw. Marktkapitulation - evtl. auch über mehrere Tage hinweg - um die Basis zu legen für eine nachhaltige Kehrtwende.“
Stefan Waldhauser („stwBoerse“), wikifolio „High-Tech Stock Picking

Als langfristig orientierter Investor fand er Anfang der Woche Mut machende Worte, ohne dabei zu viel Euphorie zu versprühen: „Heute kommt es nun zu einem echten Ausverkauf an den Tech-Märkten mit teilweise zweistelligen Kursverlusten auch bei Qualitätswerten. Darauf habe ich ehrlich gesagt schon lange gewartet. Einige Marktteilnehmer werden da jetzt wohl entnervt rausgeschüttelt. Wir brauchen eine solche Bereinigung bzw. Marktkapitulation - evtl. auch über mehrere Tage hinweg -, um die Basis zu legen für eine nachhaltige Kehrtwende. Die Bewertungen etlicher erstklassiger Unternehmen sind endlich wieder einigermaßen attraktiv, das erste Mal seit langer Zeit kann ich in Kürze wieder mit voller Überzeugung auf Einkaufstour gehen. Allerdings muss man beim Griff ins fallende Messer vorsichtig sein. Es kann durchaus auch mal wieder zu Übertreibungen nach unten kommen. Und davon sind wir noch weit entfernt. Jetzt wird es erstmal spannend.“ Neu eingestiegen ist er seitdem noch nirgendwo. Stattdessen hat er bei der Aktie von iRobot heute Gewinne von 34 Prozent mitgenommen und die Position dadurch halbiert. Der Cash-Bestand liegt jetzt bei rund 27 Prozent. Das wikifolio selbst liegt seit Jahresanfang fast 19 Prozent im Plus.

Ungetrübter Optimismus

Noch deutlich optimistischer zeigt sich der sehr erfahrene Trader Volker Thiel („AlltagsTrader“). In seinem wikifolio „Alltags-Trader (Spezial)” hat er die Aktienquote in den vergangenen Wochen auf 86 Prozent angehoben. Dabei setzt er vor allem auf eine Erholung bei den großen Technologieaktien wie Amazon, Facebook, Alphabet, Netflix, Adobe und Activision Blizzard, die zusammen auf eine Gewichtung von über 50 Prozent kommen. Zudem hat er noch zwei Long Turbos (Hebel 6 bzw. 16) auf den Nasdaq 100 im Depot. Obwohl er bei allen Positionen aktuell im Minus liegt und ihm seine frühzeitige Offensive auf Monatssicht einen Verlust von 10 Prozent eingebrockt hat, bleibt er gelassen und zuversichtlich, wie sein Kommentar am Dienstagvormittag belegt: „Gestern Abend gab es nochmals eine Übertreibung an den Märkten, besonders den Nasdaq hat es schwer erwischt. Solche Distributionstage sind als äußerst gesund anzusehen. Viele Aktien haben etwas Luft abgelassen, um zeitnah wieder den langfristigen Aufwärtstrend anzunehmen. Solche Korrekturen sind bei ‚gesunden‘ Unternehmen ausschließlich ‚Kauftage‘.“ Das im März gestartete wikifolio liegt trotz der Korrektur noch mit 10 Prozent im Plus.


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