BERLIN (dpa-AFX) - Ein großer Teil der Jugendlichen will laut einer Studie soziale Medien im Internet weniger nutzen - schafft es zugleich aber nicht. Außerdem spricht sich die Mehrheit der Befragten für ein Handyverbot im Schulunterricht oder Klassenzimmer aus. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie zu Internet-Medien im Alltag von Jugendlichen von Infratest dimap im Auftrag der Vodafone Stiftung. Befragt wurden demnach mehr als 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 20 Jahren.
69 Prozent der Jugendlichen nutzen laut der Befragung Internetmedien wie Tiktok, Instagram und andere über zwei Stunden täglich. 27 Prozent sagen sogar, sie würden mindestens fünf Stunden pro Tag damit verbringen. Darunter sind Mädchen häufiger als Jungen, ebenso Jugendliche mit mittlerer und niedriger Bildung häufiger als solche mit höherer Bildung. Zugleich erklären 61 Prozent der Jugendlichen, dass sie zu viel Zeit auf diesen Portalen verbringen würden und das Gefühl hätten, andere Aufgaben zu vernachlässigen.
Bei der Nutzung dieser Internetportale überwiegen für die meisten jungen Menschen positive Gefühle wie Freude (83 Prozent), Neugier (81 Prozent) und Entspannung (67 Prozent).
Gleichzeitig berichten 46 Prozent von Ausgrenzung und Abwertung und 29 Prozent von sozialem Druck. Junge Frauen betreffen soziale Vergleiche viel häufiger als junge Männer (52 Prozent zu 31 Prozent). Sie berichten auch deutlich öfter, regelmäßig emotional belastenden Inhalten zu begegnen (46 Prozent zu 27 Prozent).
Die Mehrheit der Jugendlichen schafft es laut der Umfrage nicht, ihre Nutzung zu begrenzen. 73 Prozent verbringen mehr Zeit damit, als ihnen lieb ist. 56 Prozent würden soziale Medien gern weniger nutzen, schaffen es aber nicht. 70 Prozent der Mädchen und jungen Frauen sagen, sie würden dadurch andere Dinge vernachlässigen - bei jungen Männern liegt dieser Anteil mit 53 Prozent deutlich darunter.
An den Schulen der allermeisten Jugendlichen gelten generelle oder weitgehende Handyverbote. Ein komplettes Handyverbot im Unterricht oder Klassenzimmer befürworten immerhin 60 Prozent der Befragten.
Aber nur die Hälfte (49 Prozent) der Schüler und Schülerinnen und der Auszubildenden gibt an, einen verantwortlichen und sinnvollen Umgang mit sozialen Medien an ihrer Schule zu lernen. Die Mehrheit von über 80 Prozent wünscht sich ein breiteres medienpädagogisches Angebot wie Unterrichtseinheiten zum besseren Umgang mit sozialen Medien, dezidierte Schulprojekte und spezielle Tipps.
Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) wird nach einem begleitenden Podcast zitiert: "Die Studie zeigt deutlich: Jugendliche wünschen sich Unterstützung im Umgang mit sozialen Medien - nicht nur pauschale Verbote." Der Auftrag sei klar: "Wir müssen jungen Menschen die Fähigkeiten vermitteln, digitale Inhalte kritisch zu hinterfragen, eigene Grenzen zu setzen und selbstbewusst mit sozialen Netzwerken umzugehen."
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